Den Blick schärfen
Erwachsene müssten vor allem den Blick für einzelne Jugendliche schärfen, die keine Hoffnung sähen, ihr Leben zu gestalten, meint der Erfurter Erziehungswissenschaftler Burkhard Fuhs. Deutschlandradio Kultur sprach mit ihm anlässlich der Ausstellung "Lebens(t)räume - Dialog der Generationen" in der thüringischen Landeshauptstadt.
Nach den Ereignissen am 26. April 2002 hatte die Stadt Erfurt Kinder und Jugendliche dazu aufgerufen, auf die Trauer über das Geschehene mit der Formulierung von "Lebenswünschen" zu reagieren. Die gut 1500 Einsendungen bildeten die Grundlage für die Ausstellung "Lebens(t)räume - Dialog der Generationen" in der Kunsthalle, die zeitgleich mit dem Gutenberg-Gymnasium eröffnet wurde.
Fazit sprach mit Burkhard Fuhs, der die Professur Lernen und Neue Medien an der Universität Erfurt im Fachgebiet Grundschulpädagogik und Kindheitsforschung innehat, über die Frage, ob es überhaupt noch einen Generationenkonflikt gibt. Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus dem Gespräch:
Fuhs: Wenn man hier in Erfurt lebt und das so mitbekommt, ist das ein sehr, sehr tiefer Einschnitt, weil man mit den Menschen selber zu tun hat, die betroffen sind, weil die ganze Stadt sich verändert hat. Das ist ein ganz tiefer Einschnitt gewesen für mich. Und es zeigt eben auch, wenn man aus professioneller Sicht Jugendforschung macht, hat man immer (...) so etwas wie bestimmte Labels wie "Null-Bock-Generation" im Kopf, und das zeigt eben, dass man auf so ein Ereignis nicht vorbereitet ist.
Fazit: Kann man als eine der Ursachen dieses Verbrechens wirklich den Mangel an Dialog zwischen den Generationen verantwortlich machen?
Fuhs: (…) Was ich wichtig finde, dass es eine ganze Reihe von Jugendlichen gibt, die keinen Dialog mit der älteren Generation führen, wo also Eltern und Kinder oder Lehrer und Kinder oder Freunde nebeneinander herleben und es nützt eben nichts, zu sagen, die ganze Generation ist harmonisch oder die ganze Generation ist so konservativ geworden, wenn wir einzelne Jugendliche haben, die nicht damit fertig werden und die wir aus dem Blickfeld verlieren. Die Frage: Wie ist die gesamte Generation?iIst noch eine andere Frage als: Was passiert mit einzelnen Menschen, die solche Taten begehen? Das sind zwei verschiedene Fragen für mich.
(...)
Fazit: Wenn eine Biografie wie im Fall von Robert Steinhäuser zur Isolation und Entfremdung auch in der eigenen Generation führt - welche Möglichkeiten der Verständigung mit der älteren Generation sehen Sie aus Ihrer Praxis heraus?
Fuhs: Was wir sehen müssen ist, dass wir eine ganz zersplitterte Jugendszene haben und dass die Jugendlichen oft ganz allein mit diesen Schwierigkeiten fertig werden müssen. (…) Und wenn Jugendliche für sich keinen Weg sehen und keine Hoffnung sehen, dass sie ihr Leben gestalten können, dass sie dann natürlich in Verzweiflung geraten. Und diesen Blick zu schärfen, dass das Gespräch nicht abreißt, das ist ein ganz wichtiger Punkt, den man aus Erfurt und diesem Fall auch lernen kann.
Sie können das vollständige Gespräch in der rechten Spalte als Audio hören.
Service:
Die Ausstellung "Lebens(t)räume - Dialog der Generationen" ist in der Kunsthalle Erfurt vom 30. August bis 30. Oktober 2005 zu sehen.
Fazit sprach mit Burkhard Fuhs, der die Professur Lernen und Neue Medien an der Universität Erfurt im Fachgebiet Grundschulpädagogik und Kindheitsforschung innehat, über die Frage, ob es überhaupt noch einen Generationenkonflikt gibt. Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus dem Gespräch:
Fuhs: Wenn man hier in Erfurt lebt und das so mitbekommt, ist das ein sehr, sehr tiefer Einschnitt, weil man mit den Menschen selber zu tun hat, die betroffen sind, weil die ganze Stadt sich verändert hat. Das ist ein ganz tiefer Einschnitt gewesen für mich. Und es zeigt eben auch, wenn man aus professioneller Sicht Jugendforschung macht, hat man immer (...) so etwas wie bestimmte Labels wie "Null-Bock-Generation" im Kopf, und das zeigt eben, dass man auf so ein Ereignis nicht vorbereitet ist.
Fazit: Kann man als eine der Ursachen dieses Verbrechens wirklich den Mangel an Dialog zwischen den Generationen verantwortlich machen?
Fuhs: (…) Was ich wichtig finde, dass es eine ganze Reihe von Jugendlichen gibt, die keinen Dialog mit der älteren Generation führen, wo also Eltern und Kinder oder Lehrer und Kinder oder Freunde nebeneinander herleben und es nützt eben nichts, zu sagen, die ganze Generation ist harmonisch oder die ganze Generation ist so konservativ geworden, wenn wir einzelne Jugendliche haben, die nicht damit fertig werden und die wir aus dem Blickfeld verlieren. Die Frage: Wie ist die gesamte Generation?iIst noch eine andere Frage als: Was passiert mit einzelnen Menschen, die solche Taten begehen? Das sind zwei verschiedene Fragen für mich.
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Fazit: Wenn eine Biografie wie im Fall von Robert Steinhäuser zur Isolation und Entfremdung auch in der eigenen Generation führt - welche Möglichkeiten der Verständigung mit der älteren Generation sehen Sie aus Ihrer Praxis heraus?
Fuhs: Was wir sehen müssen ist, dass wir eine ganz zersplitterte Jugendszene haben und dass die Jugendlichen oft ganz allein mit diesen Schwierigkeiten fertig werden müssen. (…) Und wenn Jugendliche für sich keinen Weg sehen und keine Hoffnung sehen, dass sie ihr Leben gestalten können, dass sie dann natürlich in Verzweiflung geraten. Und diesen Blick zu schärfen, dass das Gespräch nicht abreißt, das ist ein ganz wichtiger Punkt, den man aus Erfurt und diesem Fall auch lernen kann.
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Die Ausstellung "Lebens(t)räume - Dialog der Generationen" ist in der Kunsthalle Erfurt vom 30. August bis 30. Oktober 2005 zu sehen.