Den Abend umschmeichelnd

Music for Hotel Bars

Von Matthias Nöther · 24.02.2019
Seit Juni 2018 gibt es in Berlin die Neue-Musik-Reihe ‚Music for Hotel Bars‘. Für jede neue Aufführung in jeweils einem anderen Berliner Hotel hat der Kurator Bastian Zimmermann einen anderen Komponisten beauftragt.
Musik nebenbei zu hören – dass man dies zur Kunstform erheben kann, wusste schon der Komponist Erik Satie. Ab dem Jahr 1917 erfand Satie drei Serien von "Musique d‘ameublement" – Musik also, die wie ein Möbelstück im Hintergrund bleibt. Musik, die existiert, ohne Aufmerksamkeit zu fordern.
Seit Juni 2018 gibt es in Berlin die Neue-Musik-Reihe "Music for Hotel Bars", gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. Für jede neue Aufführung in einem Berliner Hotel, u.a. im Waldorf Astoria, im Ritz Carlton und im Bristol Hotel, hat der Kurator Bastian Zimmermann einen anderen Komponisten beauftragt. Mark Barden, Anna Jandt, Neo Hülcker, Martin Hiendl, Leo Hofmann und Genoël von Lilienstern haben die Aufträge angenommen. MusikerInnen des Solistenensembles Kaleidoskop, des Zafraan Ensembles sowie das Vokalensemble Phoenix16 haben die Räume bespielt.
Die wechselnde Aufmerksamkeit der zufälligen Zuhörer, die gerade in den Hotelbars anwesend sind, wird selbst zum musikalischen Parameter bzw. zum musikalischen Material. Auch szenische Elemente spielen eine Rolle. Diese Reihe hat ihre ästhetischen Vorbilder in der "Musique d‘ameublement" von Erik Satie und der Musik in Transiträumen wie z.B. Flughafenhallen, wie sie Brian Eno Anfang der 1980er-Jahre erfand.
Barmusik versucht gar nicht erst, Aufmerksamkeit zu erregen. Sie ist ihrem Zweck nach eine nebenbei gehörte Musik. Solche Klänge mit Neuheits- und echtem künstlerischem Anspruch zu komponieren – kann das funktionieren?
Matthias Nöther hat die Reihe "Music for Hotel Bars" begleitet und sucht Parallelen in der jüngeren Musikgeschichte.
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