Dem Krieg in Uganda ein Gesicht geben

Moderation: Jürgen König · 01.11.2005
Weltweit wird die Zahl von Kindersoldaten auf 300.000 geschätzt. Sie werden entführt und zu gefügigen Werkzeugen gemacht. Ein Teil von ihnen tötet im Krieg im Norden Ugandas. Die Dokumentarfilmer Ali Samadi Ahadi und Oliver Stoltz haben vier von ihnen mit der Kamera begleitet. Der Film läuft ab Donnerstag im Kino.
Sie porträtieren in ihrem Film "Lost Children" vier Kindersoldaten - drei Jungen und ein Mädchen, denen die Flucht gelang. Sie zeigen keine Bilder der Gewalt, sondern wollen Empathie und Emotionen bei den Zuschauern wecken. Sie wünschen sich von ihrem Film unter anderem, dass die Entwicklungshilfe Deutschlands an politische Zusagen von ugandischer Seite geknüpft wird, den Krieg zu beenden.

Ali Samadi Ahadi und Oliver Stoltz waren im Studio bei Deutschlandradio Kultur. Sie drehten ihren Film zwischen September 2003 und Mai 2004. Am Donnerstag läuft er in unseren Kinos. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Jürgen König: Schildern Sie uns doch bitte noch mal die Situation in Uganda!

Ali Samadi Ahadi: Es sind hauptsächlich Ugander gegen Ugander - und meistens Nord-Ugander gegen Nord-Ugander. Die Rebellenorganisation Lords Resistance Army (LRA) möchte auf Basis der christlichen Religion, so behaupten sie zumindest, einen Gottesstaat errichten. Und dafür müssen sie die Regierung übernehmen. (…) Das Endergebnis ist, dass anderthalb Millionen Menschen, also die gesamte Bevölkerung Nord-Ugandas, in Flüchtlingslagern lebt. (…)

Jürgen König: Die Kinder werden entführt, weil sie leicht verführbar sind, zu dem, was sie dann tun sollen, weil sie nichts kosten und weil sie als Waffensäbel einsetzbar sind?

Oliver Stoltz: Genau. Das ist der einzige Konflikt, wo ohne jede politische Idee Kinder benutzt werden. Es sind 300.000 Kindersoldaten weltweit, schätzt man, in den meisten Konflikten steckt eine Idee dahinter, warum Kinder kämpfen und warum man sie einsetzt. Natürlich ist es generell ein Missbrauch von Kindern, aber in dem Fall haben die Kinder wirklich kein Interesse zu kämpfen und sie werden gezwungen.

(…)

Jürgen König: Welches Ziel verfolgen Sie mit diesem Film?

Oliver Stoltz: Wir haben den Film im Auswärtigen Amt vorgeführt. Wir werden ihn im Bundestag zeigen und im Europa-Parlament. Wir haben einen Aufruf, der gestern herausgekommen ist von den 17 größten deutschen Entwicklungshilfeorganisationen bezüglich einer politischen Veränderung. Unser Ziel ist es, an die Entwicklungshilfegelder, die aus Deutschland und der EU nach Uganda direkt in den Staatshaushalt fließen, dass da klare Forderungen gestellt werden für Friedensverhandlungen, für eine Auflösung der Flüchtlingslager in Nord-Uganda und für eine Verbesserung der Lebenssituation. Dass die ugandische Regierung gezwungen wird, den Krieg im Norden zu beenden.

Sie können das vollständige Gespräch in der rechten Spalte als Audio hören.