DEET in Pfifferlingen
Das Umweltministerium in Nordrhein-Westfalen warnt vor Pfifferlingen aus Osteuropa. Die Lebensmittelüberwachung hatten darin erhöhte Gehalte des Insektenabwehrmittels DEET nachgewiesen. Fachleute des Ministeriums gehen von einer Behandlung der Pilze nach der Ernte aus.
Wir kennen das Uralt-Insektenmittel DDT - was aber ist DEET? Das ist die etwas ungewöhnliche Abkürzung für den Wirkstoff Diethyltoluamid – und der wird schon seit über 50 Jahren verwendet. DEET ist ein Repellent gegen Mücken und Zecken. Das ist der gleiche Wirkstoff, den wir uns bei Ausflügen oder auch bei Fernreisen auf die Haut schmieren, um nicht von den kleinen Plagegeistern gestochen zu werden.
Die Pfifferlinge stammen aus Wäldern und nicht aus Monokulturen. Könnte es nicht sein, dass sich die Sammler damit eingeschmiert haben und dann mit ihren Fingern die Pfifferlinge angepackt haben? Ich habe auch so meine Zweifel an der These von der sog. Nacherntebehandlung. Denn der Wirkstoff hilft ja nicht gegen Würmer aller Art, die sich in Wildpilzen aufhalten. Nein, er hält spezifisch Stechmücken fern. Bekanntlich werden Pilze nicht von Moskitos gepiesackt. Wahrscheinlich wurde das Mittel zum Schutz der Mitarbeiter in den Sammelstellen versprüht. Die Gehalte in den Pilzen lagen stets deutlich unter einem Milligramm pro Kilo. Insofern glaube ich nicht an die Theorie des Ministers.
Wie riskant ist der Stoff? Na ja, wenn wir uns ihn direkt auf die Haut applizieren dürfen, hält sich das Risiko in Grenzen. Die Mengen, die wir bei einem Pilzrisotto verzehren, sind viel geringer als wenn der Wanderer sich hinsetzt, einschmiert und dann seine Stullen auspackt. Dabei nimmt er einiges an DEET über die Haut auf, dazu kommen dann die Rückstände an den Fingern. Das Problem ist im Falle der russischen Pfifferlinge nicht ein gesundheitliches sondern ein juristisches. Das Mittel dürfen Sie zwar beim Waldspaziergang benutzen, allein Sie können dann keine Pilze oder Beeren mehr sammeln, weil DEET für die Früchte des Waldes keine Zulassung hat. Und schon haben Sie eine Höchstmengenüberschreitung! Auf diese Weise können Sie jederzeit einen Skandal erzeugen.
Wie steht es denn um andere Lebensmittel, vor allem mit Zuchtpilzen. Gibt’s da auch DEET? Rückstandsspuren von DEET finden Sie in unseren Gewässern bis hin zum Honig. Letzteres hängt wohl damit zusammen, dass der Wirkstoff im Imkereifachhandel zur Beruhigung von Bienen verkauft wird. Die Rückstandswerte sind etwa die gleichen wie in den Pilzen. Den Ergebnissen der Lebensmittelüberwachung ist zu entnehmen, dass in einem großen Teil der Zuchtpilze Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachweisbar sind. Die Liste der aufgefundenen Mittel ist lang, sie umfasst Insektizide, Herbizide, Fungizide, Akarizide und Synergisten aber auch Wachstumsregulatoren.
Wozu brauchen Pilze einen Wachstumsregulator? Überhaupt nicht. Aber Kulturpilze werden vielfach auf Stroh gezüchtet. Und das ist auf dem Feld mit Wachstumsregulatoren behandelt worden. Die regeln die Wuchshöhe des Getreides. Je niedriger die Pflanze, desto weniger knickt sie ein und desto mehr kann man düngen. Der wichtigste Wirkstoff, er heißt CCC oder auch Chlormequat, wird im Stroh gebunden und dann von den Pilzen wieder freigesetzt und aufgenommen. Das gilt vermutlich auch für den überwiegenden Teil der übrigen Mittel. Auf diese Weise erhalten wir Pflanzenschutzmittel für Weizen über Champignons.
Dann kauf ich eben Pilze aus ökologischem Anbau. Biobauern dürfen solche Stoffe nicht verwenden. Stimmt in der Theorie perfekt. In der Praxis sei hier aus einem Jahresbericht des Chemischen Untersuchungsamtes Stuttgart zitiert: "So wiesen 84 Prozent der konventionellen und 73 Prozent der als Bio-Ware in den Verkehr gebrachten Pilze Pflanzenschutzmittelrückstände auf." Zwei von drei Biopilzen enthielten den Wachstumsregulator CCC. Auch hier gilt die alte Regel: Wer nichts weiß muss alles glauben.
Literatur:
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Insektenabwehrmittel in frischen Pfifferlingen – Ware aus Russland und Litauen belastet, unrechtmäßige Nacherntebehandlung. Pressemitteilung von 24. Juli 2009
Qiu H et al: Reduced transdermal absorption of N,N-diethyl-m-toluamide from a new topical insect repellent formulation. Pharm. Dev. Technology 1997; 2: 33.-42
Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart: Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Pilzen aus ökologischem und konventionellem Anbau 2005.
Institut für Hygiene und Umwelt. Jahresbericht 2007; Lebensmittelsicherheit und Zoonosen. Hamburg
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Jahresbericht 2005
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Abt. Gewässerschutz: Pestizide in Fließgewässern des Kantons Zürich. Auswertung der Untersuchungen von 1999 bis 2003.
Die Pfifferlinge stammen aus Wäldern und nicht aus Monokulturen. Könnte es nicht sein, dass sich die Sammler damit eingeschmiert haben und dann mit ihren Fingern die Pfifferlinge angepackt haben? Ich habe auch so meine Zweifel an der These von der sog. Nacherntebehandlung. Denn der Wirkstoff hilft ja nicht gegen Würmer aller Art, die sich in Wildpilzen aufhalten. Nein, er hält spezifisch Stechmücken fern. Bekanntlich werden Pilze nicht von Moskitos gepiesackt. Wahrscheinlich wurde das Mittel zum Schutz der Mitarbeiter in den Sammelstellen versprüht. Die Gehalte in den Pilzen lagen stets deutlich unter einem Milligramm pro Kilo. Insofern glaube ich nicht an die Theorie des Ministers.
Wie riskant ist der Stoff? Na ja, wenn wir uns ihn direkt auf die Haut applizieren dürfen, hält sich das Risiko in Grenzen. Die Mengen, die wir bei einem Pilzrisotto verzehren, sind viel geringer als wenn der Wanderer sich hinsetzt, einschmiert und dann seine Stullen auspackt. Dabei nimmt er einiges an DEET über die Haut auf, dazu kommen dann die Rückstände an den Fingern. Das Problem ist im Falle der russischen Pfifferlinge nicht ein gesundheitliches sondern ein juristisches. Das Mittel dürfen Sie zwar beim Waldspaziergang benutzen, allein Sie können dann keine Pilze oder Beeren mehr sammeln, weil DEET für die Früchte des Waldes keine Zulassung hat. Und schon haben Sie eine Höchstmengenüberschreitung! Auf diese Weise können Sie jederzeit einen Skandal erzeugen.
Wie steht es denn um andere Lebensmittel, vor allem mit Zuchtpilzen. Gibt’s da auch DEET? Rückstandsspuren von DEET finden Sie in unseren Gewässern bis hin zum Honig. Letzteres hängt wohl damit zusammen, dass der Wirkstoff im Imkereifachhandel zur Beruhigung von Bienen verkauft wird. Die Rückstandswerte sind etwa die gleichen wie in den Pilzen. Den Ergebnissen der Lebensmittelüberwachung ist zu entnehmen, dass in einem großen Teil der Zuchtpilze Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachweisbar sind. Die Liste der aufgefundenen Mittel ist lang, sie umfasst Insektizide, Herbizide, Fungizide, Akarizide und Synergisten aber auch Wachstumsregulatoren.
Wozu brauchen Pilze einen Wachstumsregulator? Überhaupt nicht. Aber Kulturpilze werden vielfach auf Stroh gezüchtet. Und das ist auf dem Feld mit Wachstumsregulatoren behandelt worden. Die regeln die Wuchshöhe des Getreides. Je niedriger die Pflanze, desto weniger knickt sie ein und desto mehr kann man düngen. Der wichtigste Wirkstoff, er heißt CCC oder auch Chlormequat, wird im Stroh gebunden und dann von den Pilzen wieder freigesetzt und aufgenommen. Das gilt vermutlich auch für den überwiegenden Teil der übrigen Mittel. Auf diese Weise erhalten wir Pflanzenschutzmittel für Weizen über Champignons.
Dann kauf ich eben Pilze aus ökologischem Anbau. Biobauern dürfen solche Stoffe nicht verwenden. Stimmt in der Theorie perfekt. In der Praxis sei hier aus einem Jahresbericht des Chemischen Untersuchungsamtes Stuttgart zitiert: "So wiesen 84 Prozent der konventionellen und 73 Prozent der als Bio-Ware in den Verkehr gebrachten Pilze Pflanzenschutzmittelrückstände auf." Zwei von drei Biopilzen enthielten den Wachstumsregulator CCC. Auch hier gilt die alte Regel: Wer nichts weiß muss alles glauben.
Literatur:
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen: Insektenabwehrmittel in frischen Pfifferlingen – Ware aus Russland und Litauen belastet, unrechtmäßige Nacherntebehandlung. Pressemitteilung von 24. Juli 2009
Qiu H et al: Reduced transdermal absorption of N,N-diethyl-m-toluamide from a new topical insect repellent formulation. Pharm. Dev. Technology 1997; 2: 33.-42
Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart: Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Pilzen aus ökologischem und konventionellem Anbau 2005.
Institut für Hygiene und Umwelt. Jahresbericht 2007; Lebensmittelsicherheit und Zoonosen. Hamburg
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Jahresbericht 2005
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft, Abt. Gewässerschutz: Pestizide in Fließgewässern des Kantons Zürich. Auswertung der Untersuchungen von 1999 bis 2003.