Debütalbum "Earthman" von Simon Hudson

Ein Australier auf Selbstfindungstrip

Albumcover: "Earthman" von Simon Hudson (Ausschnitt)
Ein Albumdebüt voller Überraschungen: "Earthman" von Simon Hudson © Songs & Whispers
Von Kerstin Poppendieck · 01.09.2016
Ein Spiel mit Stimmungen und Rhythmen: Auf "Earthman" von Simon Hudson mischen sich Folk, Latin, Country und Funk. Der Australier war gerade mehrere Wochen auf Tour, um sein Debütalbum vorzustellen - und war begeistert vom deutschen Publikum.
Simon Hudson: "Ich habe mehrere Auszeiten genommen, und bin dann jeweils eine Woche ganz allein in kleine Hütten ohne Strom und fließend Wasser gefahren. Da hab ich gelebt und geschrieben. Und manchmal hab ich mich mit Freunden ins Auto gesetzt und wir sind spontan zwei Wochen campen gefahren, haben getrommelt und Songs geschrieben."

Ein Musikerleben wie ein Abenteuerurlaub

Manchmal klingt so ein Musikerleben wie ein großer Abenteuerurlaub. Naja, irgendwie ist es das ja auch. Also kein Urlaub, aber eine Abenteuerreise, mit Herausforderungen, ungeplanten Wendungen, spannenden Begegnungen. Und am Ende der Reise steht – im Idealfall - ein Album. Für den Australier Simon Hudson ist es sein Debütalbum "Earthman". Die Abenteuerreise begann, als er noch bei seinen Eltern wohnte:
"Mein Musikgeschmack als Jugendlicher war sehr beeinflusst durch die Plattensammlung meiner Eltern. Wie ja so oft. Da gab es viel von Paul Simon, viel traditionelle Folkmusik, dann viele Disco-Platten, ABBA zum Beispiel. Und es gab einiges an Weltmusik, afrikanische Musik. Das war also mein musikalischer Ausgangspunkt.
Ich bin in Adelaide aufgewachsen und bin dann später nach Sydney gezogen, als ich 21 war. In Sydney gibt es eine große Weltmusik-Szene. Da hab ich afrikanisches Trommeln gelernt, hab mich viel mit lateinamerikanischen Perkussionsinstrumenten beschäftigt, und ich habe in einem Weltmusik-Chor gesungen. Daher kommen also meine Weltmusik-Einflüsse, die ich dann wiederum in meine eigene Musik einfließen lasse."

Langweilig wird es beim Hören nie

Was bei Simon Hudson so bescheiden und unaufgeregt klingt, führte tatsächlich zu einem beeindruckenden und ständig überraschenden Debütalbum. Kaum glaubt man, Simon Hudson und seinen musikalischen Stil verstanden zu haben, klingt er beim nächsten Song wieder ganz anderes. Folk, Latin, Country, Roots-Musik und Funk. Simon Hudson spielt mit Stimmungen und Rhythmen. Vielleicht ist er noch in der Experimentierphase und hat seinen Stil einfach noch nicht gefunden, vielleicht ist genau das sein Stil, aber langweilig wird es beim Hören nie.
In seinen Texten geht es oft um zwischenmenschliche Beziehungen, mal freundschaftlich, mal romantisch. Allerdings zumeist ohne Happy End. Verlassen werden, Freundschaften, die zerbrechen. Wie viele Musiker schreibt Simon Hudson dann seine Texte, wenn er etwas verarbeiten muss, oder sich mit seinem Leben auseinandersetzt. Er beschäftigt sich aber auch kritisch mit der Musikindustrie und bezeichnet Geld als eine neue Religion:
"Zu Zeiten des Römischen Reiches war es so, dass das größte Gebäude einer Stadt die Kirche war. Die Kirche hatte Macht. Religion war damals das Wichtigste und stärkte überhaupt. Das Wichtigste heute ist Geld. Die größten Gebäude sind Banken. Geld ist also die neue Religion. Jeder jagt danach."

Weltmusik ohne esoterischen Beigeschmack

Natürlich weiß auch Hudson, dass ein Leben ohne Geld schwierig ist. Er sieht es aber eher als ein Mittel, ihm Erlebnisse zu ermöglichen - und gibt Geld aus anstatt es in die Bank zu tragen. Das Geld für sein Debütalbum hat er per Crowdfunding Kampagne gesammelt. 10.000 Dollar haben Fans in ihn und seine Musik investiert. Es war eine lange Reise, diese Abenteuerreise Debütalbum. Vier Jahre in denen Simon Hudson sich und eine neue Definition von Weltmusik gefunden hat:
"Bisher hatte Weltmusik oftmals einen esoterischen Beigeschmack, es war eigentlich immer nur die traditionelle Musik des jeweiligen Landes. Heute hören Menschen dank des Internets ständig Musik aus aller Welt. Dadurch vermischen sich Stile viel mehr und Weltmusik mischt sich unter westliche Musik und australische Musik viel eher. Und gleichzeitig gibt es ein Publikum, das genau diese Musikmischung hören will."
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