Debüt

Es ist nicht immer der Sex

Cover: Desiree Klaeukens: "Wenn die Nacht den Tag verdeckt"
Cover: Desiree Klaeukens: "Wenn die Nacht den Tag verdeckt" © Tape Records
Von Haino Rindler · 05.02.2014
"Nur weil man an Maschinen arbeitet, ist man ja nicht selbst eine." Das sagt Desiree Klaeukens, die Wahlberlinerin, die ihr KfZ-Handwerk an den Nagel gehängt hat, um Songs zu schreiben und von der Musik zu leben. Zuspruch hat sie in ihrer kurzen Musiker-Laufbahn reichlich erfahren, nicht zuletzt von Liedermacher Nils Frevert, der ihr einen Studiobesuch in Hamburg spendiert hat, wo das Debüt-Album Wenn die Nacht den Tag verdeckt entstanden ist.
In ihren Texten und Titeln ist eine tiefe Sehnsucht zu spüren. Die Sehnsucht nach Wärme und Wahrhaftigkeit. Desiree Klaeukens geht den Dingen auf den Grund, will in das Labyrinth ihrer Gefühle hinabwandern, spürt den Momenten der Einsamkeit nach. Und kommt dabei auf Wahrheiten wie "Es ist nicht immer der Sex, der alles verhindert und die Liebe, die uns zusammenhält." Eine Auseinandersetzung mit dem Thema Selbstliebe. Oder der Song "Kompliziert", in dem Klaeukens mit sich selbst hadert nach dem Motto: Eigentlich ist alles ganz anders, mach's nicht so kompliziert. Diese Eingängigkeit und Bodenständigkeit ist Fluch und Segen zugleich, denn manchmal schrammt Desiree Klaeukens auch haarscharf am Klischee vorbei, allerdings so entwaffnend offen und ehrlich, dass es wieder charmant wirkt.
Für die Aufnahmen des Albums wurde sie von Nils Frevert nach Hamburg eingeladen, die Band besteht fast ausnahmslos aus Freverts Musikern. Dazu kommt an der Gitarre ihr musikalischer Partner und Tom Liwa-Mitmusiker Florian Glässing. Und umgeben von diesen Profis entspinnt sich ein warm-melancholisches Werk, dessen Stärke nicht die Opulenz sondern die Reduktion ist. Da freut man sich, mal ein kleines Trompetensolo zu hören oder ein begleitendes Banjo.
Auch wenn sich Desiree Klaeukens anfangs gar nicht so sicher war, dass die professionelle Aufnahme ihren Songs gut tun, hat sich der Einsatz gelohnt. Ein gelungenes Debüt, das klanglich exakt auf die Songs dieses jungen Talents zugeschnitten ist, ohne dabei kantenlos oder glatt zu wirken.
Label: Tapete Records