Debatte um religiöse Symbole

Ein Handgriff und das Kreuz ist weg

Ein geweihtes Kreuz hängt am 05.08.2016 im Fraktionsraum der CDU im Landtag in Potsdam (Brandenburg). Nach Beschwerden von Landtagsbesuchern über ein Kreuz an der Wand im CDU-Fraktionsraum setzt die Verwaltung auf eine pragmatische Lösung - ein Magnet soll helfen.
Nach Beschwerden von Landtagsbesuchern über ein Kreuz an der Wand im CDU-Fraktionsraum setzt die Verwaltung auf eine pragmatische Lösung - ein Magnet soll helfen. © picture alliance / dpa / Ralf Hirschberger
Von Klaus Nothnagel · 16.08.2016
Genagelt werden durfte nicht, auch eine Bilderschiene schied aus. So wurde das Holzkreuz im Raum der CDU-Fraktion im Potsdamer Parlament schließlich angeklebt. Das fand die Linkspartei, die den Raum ebenfalls nutzt, unpraktisch. Jetzt hängt das Kreuz mit Wandmagnet.
Erinnern wir uns: Vor zwei Jahren konnte der brandenburgische Landtag in ein Gebäude ziehen, das für die Größe und Bedeutung des Bundeslandes Brandenburg angemessen war: Das Schloss. Das Potsdamer Parlamentsschloss.
Die oppositionelle CDU-Fraktion bekam einen Raum zugewiesen, der für die Größe und Bedeutung dieser Fraktion angemessen war: im Dachgeschoss. Dekoriert wurde der Raum mit einem schlichten Holzkreuz, welches einige Fraktionsmitglieder zuvor in einer kombinierten Spesen- und Weihungsreise von Papst Franziskus hatten segnen lassen. Hinten im Holzkreuz war ein kleines Loch zum Nageln – beim Originalkreuz waren ja damals die Löcher vorne –, aber an einen Nagel durften die Christen von der CDU das Kreuz gar nicht hängen: In den Wänden laufen überall Kabel, und es erschien wohl doch allen Beteiligten unangemessen, wenn die Annagelung des Kreuzes in ganz Potsdam das elektrische Licht gelöscht hätte.
An eine Galerieschiene wollte die CDU das Kreuz auch nicht hängen; Baumeln ist nun mal weder die Bestimmung des Kreuzes noch des Gekreuzigten. Da sprach, Gottlob, der Landtagspräsident Fritsch von der SPD die klugen Worte: "Bohren dürfen wir nicht, Nageln dürfen wir nicht, von Kleben hat keiner was gesagt". Das Kreuz wurde mit Klebe-Haken fixiert, was immer das sein mag.

Kreuz to go, kein Kreuz to stay

Nun tagen aber auch andere Vereine als die CDU in diesem Raum, auch solche, die den Gekreuzigten nicht ganz so lieb haben – beispielsweise Ausschüsse, in denen die Linkspartei sitzt, deren areligiöse Gefühle durch das Kreuz gekränkt werden könnten. Außerdem beschwerte sich ein jüdischer Besucher: In Einrichtungen des Staates haben religiöse Symbole nichts zu suchen, Urteil des Bundesverfassungsgerichts.
Die CDU braucht also ein Kreuz to go, kein Kreuz to stay. Die Lösung der schweren Krise, von der Landtagsverwaltung ohne Absprache mit der CDU verwirklicht: Ein Magnet wurde hinten ans Jesusmöbel geklebt. Die Wand wurde aufgestemmt – die Wand, in die man keinerlei Nagel schlagen darf –, und dort wurde der Gegenmagnet platziert. Mit einem Handgriff kann der CDU-Raum nun also ge- und entweiht werden, wenn man so will.
Nur eins hat die Landtagsverwaltung nicht bedacht: Die Magnete waren nicht zugegen, als seine Heiligkeit das Holz gesegnet hat. Das muss nachgeholt werden. Erst dann ist alles gut, und man kann sich eventuell noch wichtigeren Fragen zuwenden.
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