Debatte um NS-Zwangsarbeit

Bahlsen-Erbin entschuldigt sich

Verena Bahlsen bei einem Pressedinner zur Vorstellung ihres Restaurants "Hermann's" in Berlin.
Sie wolle sich jetzt "intensiver mit der Historie des Unternehmens" beschäftigen, so Verena Bahlsen. © picture alliance/dpa/Monika Skolimowska
15.05.2019
Nach ihren umstrittenen Äußerungen zu Zwangsarbeitern in der Firma ihrer Familie, hat Verena Bahlsen ihre Worte bedauert und sich entschuldigt. Ihr liege nichts ferner, "als den Nationalsozialismus und seine Folgen zu verharmlosen", sagte Bahlsen.
NS-Zwangsarbeiter seien bei Bahlsen "gut behandelt" worden, hatte die Firmenerbin Verena Bahlsen kürzlich in einem Zeitungsinterview gesagt. Dafür wurde die 26-Jährige in den letzten Tagen in den Sozialen Medien und in der Öffentlichkeit stark kritisiert. In einer Presserklärung hat sich Verena Bahlsen nun entschuldigt.
"Dass aus meiner Rede über Nachhaltigkeit in der Wirtschaft auf dem Marketing-Kongress in Hamburg eine Debatte über deutsche Geschichte und Zwangsarbeiter im Dritten Reich sowie die Rolle des Unternehmens Bahlsen dabei geworden ist, bedauere ich sehr", heißt es in einer persönlichen Erklärung von Verena Bahlsen.

Intensivere Beschäftigung mit der Unternehmenshistorie

Dass sie die Debatte später durch unbedachte Äußerungen verstärkt habe, sei ein Fehler gewesen, der ihr leid täte. "Nichts liegt mir ferner, als den Nationalsozialismus und seine Folgen zu verharmlosen." Bahlsen wolle sich nun "intensiver mit der Historie des Unternehmens" beschäftigen. "Als Nachfolgegeneration haben wir Verantwortung für unsere Geschichte."
Verena Bahlsen hatte der "Bild"-Zeitung gesagt: Wir "haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt". Sie entschuldige sich ausdrücklich bei all denen, deren Gefühle sie verletzt habe.

"Deutschen nehmen sich zu viel als Helden und Opfer wahr"

In einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur hatte Andreas Eberhardt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", die Äußerungen von Verena Bahlsen ebenfalls kritisch bewertet.
"Es ist überraschend, wie Firmennachfolger jetzt auf einmal mit diesem Thema umgehen. An solchen Äußerungen merkt man, dass man bei der Setzung solcher Themen nicht nachlassen sollte, sondern dass man weiterhin sehr genau darauf achtet, welche Narrative sich verankern und welche Narrative wir derzeit auch pflegen."
Des Weiteren merkte Eberhardt an, die Deutschen nähmen sich zu viel als Helden und Opfer wahr und zu wenig als Täter. "Wir müssen uns einer gewissen Anstrengung unterziehen, uns mit den Aspekten unserer eigenen Geschichte auseinander zu setzen", fordert er.

Hören Sie hier das komplette Interview mit Andreas Eberhardt.
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Seit einem Jahr in der Verantwortung

Bahlsens Vater Werner M. Bahlsen hatte vor einem Jahr als bisheriger Firmenlenker seinen Rückzug aus dem Tagesgeschäft des weltweit bekannten Keks-Unternehmens bekanntgegeben und die Leitung an ein vierköpfiges Manager-Team übergeben. Als Grund dafür sagte er damals: Er wolle seinen vier Kindern Zeit zum Entwickeln geben.

In diesem Jahr feiert die traditionsreiche Gruppe mit einem Jahresumsatz von knapp 560 Millionen Euro 130-jähriges Bestehen.

(jde)
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