Debatte um mehr Freiheiten für Geimpfte

"Ein Unterton von Neid"

08:08 Minuten
Menschen warten vor dem Impfzentrum auf dem Hamburger Messegelände.
Mehr Freiheiten für Geimpfte: Selbstverständliches Recht oder große Ungerechtigkeit? (Symbolbild) © Marcus Brandt/dpa
Ralf Fücks im Gespräch mit Korbinian Frenzel  · 28.04.2021
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Mehr Rechte für Geimpfte - ja oder nein? Diese Frage wird in der Politik intensiv diskutiert. Ralf Fücks vom Zentrum Liberale Moderne ist "genervt" von der Debatte. Es gehe schließlich nicht um Privilegien, sondern um die Rückgabe von Grundrechten.
Bis Ende Mai wollen Bund und Länder festlegen, welche Regeln künftig für die gelten sollen, die bereits gegen Corona geimpft wurden. Einige Länder sind aber schon mal vorgeprescht - in Bayern erhalten Geimpfte bereits ab heute wieder mehr ihrer Freiheiten zurück.

Grundrechte nicht länger vorenthalten

Ist es ungerecht, wenn die einen mehr Rechte zurückerhalten, während die anderen noch warten müssen? Nein, sagt Ralf Fücks, Direktor des Zentrums Liberale Moderne - es sei selbstverständlich.
"Ich bin hochirritiert, um nicht zu sagen genervt, vom Unterton dieser öffentlichen Debatte, wenn von 'Privilegien' für Geimpfte die Rede ist", sagt Fücks. Hier gehe es um Grundrechte, die außer Kraft gesetzt worden seien. "Wenn der Grund dafür wegfällt - nämlich, dass Geimpfte keine Gefahr mehr für andere darstellen -, dann gibt es überhaupt keine legitime Begründung mehr diese Grundrechte vorzuenthalten."
"Das hat so einen Unterton von Neid: Was ich nicht darf, sollen auch andere nicht dürfen - und das macht mich wirklich ein bisschen traurig. Es ist so kleinlich und engherzig, statt zu sagen: 'Wunderbar, dass gerade die Älteren wieder zurück dürfen ins Leben."
Damit komme auch das öffentliche Leben wieder in Gang, was letztlich ein Gewinn für alle sei. "Stattdessen verstricken wir uns in einem solchen Kollektivismus des Leids."

Keine Impfpflicht durch die Hintertür

Eine Impfpflicht durch die Hintertür sieht Fücks nicht. Ob man sich impfen lasse oder nicht, sei eine Frage der individuellen Entscheidung.
"Niemand ist verpflichtet, sich impfen zu lassen - aber wenn man es nicht tut, dann muss man auch die Konsequenzen in Kauf nehmen, nämlich: 'Ich bin ein Risiko für die Allgemeinheit und habe deshalb nur eingeschränkten Zugang zum öffentlichen Raum.'"
Es gebe eben keinen Freifahrtschein: "Man kann nicht alle anderen in Haftung nehmen, nur weil man selbst nicht bereit ist, sich impfen zu lassen."
(ckü)
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