Debatte um Bundesliga-Neustart in der Coronazeit

Schrumpfkur für den Fußball?

05:17 Minuten
Fernsehkameras bei einem Spiel ohne Zuschauer in der Bundesliga
Eine Abkühlung des überhitzten Systems Fußball wäre gar nicht schlecht, meint Christoph Schwennicke. © imago images / Laci Perenyi
Christoph Schwennicke im Gespräch mit Anke Schaefer · 04.05.2020
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Die Bundesliga will den Spielbetrieb wieder aufnehmen. Für die geplanten Geisterspiele hat Journalist Christoph Schwennicke allerdings wenig Verständnis. Hier soll nur "großes Business am Laufen gehalten werden".
Auch wenn viele Bereiche des öffentlichen Lebens noch lahm liegen - die Bundesliga will, dass die Saison wieder anlaufen kann, mit Geisterspielen im Stadion und mit regelmäßigen Tests von Spielern auf COVID-19. Der Journalist Christoph Schwennicke findet allerdings, dass eine Extrawurst für die Fußballer alles andere als eine gute Idee ist.

Der "Fußball-Irsinn" könnte sich gesund schrumpfen

Für das Barmen der Fußball-Branche - gemessen an anderen Branchen - habe er wenig Verständnis, sagt Schwennicke. Vielleicht biete die Coronakrise die Chance manche Bereiche des Lebens gesund zu schrumpfen "und dazu gehörte für mich der Fußball-Irrsinn". Was dort an Gehältern und Honoraren umgewälzt werde, sei irrsinnig, so der Journalist. Mit den nun geplannten Geisterspielen solle "einfach ein großes Business am Laufen gehalten werden", bei dem es weniger um das Erlebnis Stadion als vielmehr um Fernsehrechte gehe.

Nicht alles muss wieder so sein wie früher

"Es muss doch nicht alles so wieder kommen, wie es war", meint Schwennicke. Wenn die Lufthansa zum Beispiel sage, dass der Flugverkehr in den nächsten Jahren nicht wieder so stark anwachsen würde wie vor der Krise, sei dies dann unbedingt schlecht? "Sind wir nicht irrsinnig in der Gegend herumgeflogen, können wir uns nicht den einen oder anderen Flug sparen?" Beim Fußball stelle sich die gleiche Frage."Muss das wirklich sein?"

Abkühlung des heißgelaufenen Systems nicht falsch

Er mache Herrn Rumenigge und anderen keinen Vorwurf, so der Journalist. "Die sind in der Box, die denken innerhalb des Systems. Aber es muss uns erlaubt sein, zu sagen, Moment mal, vielleicht ist eine gewisse Abkühlung dieses heißgelaufenen Systems Fußball gar nicht falsch - und vielleicht ist es am Ende sogar gut für den Sport."
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