Debatte über Vier-Tage-Woche

Ein Vorschlag mit "gutem Kerngedanken"

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Illustration von Wochen-Pillenschachtel auf rosa Hintergrund.
Nach den Vorstellungen der Linkspartei könnte ein neues Kurzarbeitergeld als Anschubfinanzierung für eine Vier-Tage-Woche dienen. © Getty / Moment RF
Martin Bialecki im Gespräch mit Alexander Moritz · 21.07.2020
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Bessere Gesundheit und mehr Motivation im Job - diese Auswirkungen erhofft sich die Linkspartei von einer Vier-Tage-Woche. Auch der Journalist Martin Bialecki hält die Fünf-Tage-Woche nicht für zwingend, zweifelt aber, ob der Vorschlag finanzierbar ist.
Die Vier-Tage-Woche mache Beschäftigte glücklicher, gesünder und produktiver, findet die Linken-Vorsitzende Katja Kipping.

In der "Rheinischen Post" regt sie die Einführung der Vier-Tage-Woche an. Auch die Unternehmen profitierten davon, weil ihre Mitarbeiter weniger Fehler machten, motivierter und seltener krank seien.

Nach den Vorstellungen der Linken-Politikerin könnte ein neues Kurzarbeitergeld als Anschubfinanzierung für eine solche Reform dienen. Unternehmen, die die Arbeitszeit entsprechend verkürzten, sollten ein Jahr lang einen Lohnzuschuss bekommen.

Danach müsste ein Tarifvertrag beziehungsweise eine Betriebsvereinbarung über ein Arbeitszeitmodell mit einer Vier-Tage-Woche oder einer Höchstarbeitszeit von 30 Stunden ohne weitere staatliche Finanzierung abgeschlossen werden.

"Standardrepertoire" der Linken

Unser Studiogast, der Journalist Martin Bialecki, findet den Vorschlag "interessant", er sei aber nicht neu, sondern gehöre zum "Standardrepertoire" der Linken.


Der "gute Kerngedanke" sei, dass wir aus der Pandemie-Zeit lernen und uns fragen, ob es denn wirklich sein müsse, dass jeder von uns von Montag bis Freitag in sein Büro renne. Hier seien wir "in starren Mustern gefangen", meint Bialecki.

Sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte könnten die Erfahrungen aus der Corona-Zeit nutzen und schauen, wie sich Arbeit flexibilisieren lasse, so der Chefredakteur der "Zeitschrift Internationale Politik" weiter.

Unklar sei allerdings die Finanzierung eines solchen Vorschlags. Woher die erheblichen Mittel kommen und wie sich eine Vier-Tage-Woche auf Rentenzahlungen und auf die Sozialkassen auswirke, das seien Fragen, die völlig offen sind, sagt Bialecki.

(huc)
Porträt des Journalisten Martin Bialecki.
Martin Bialecki© DGAP
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