Länder fordern neue Regelung bei Sommerferien

Die Sommerferienregelung der Bundesländer sorgt für Streit: Während Bayern und Baden-Württemberg feste Termine haben, rotieren die Ferienzeiten der Anderen. Ein neuer Vorstoß aus NRW findet viel Zuspruch. Doch wie wahrscheinlich ist eine Reform?
Bisher sind die Ferientermine im Sommer in Bayern und Baden-Württemberg immer dieselben – sie haben die spätesten Ferien aller Bundesländer. Alle anderen nehmen an einem rollierenden System teil und fühlen sich durch die Sonderstellung der südlichen Länder benachteiligt.
NRW-Kultusministerin Feller fordert eine Neuregelung, an der sich alle beteiligen sollen, doch Bayern und Baden-Württemberg blockieren. Über die Termine entscheidet die Kultusministerkonferenz – und eine Änderung kann nur mit Einstimmigkeit erfolgen.
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Das rollierende System
Grundsätzlich entscheiden die Bundesländer selbst über ihre Ferientermine. Für die Sommerferien allerdings treffen sie regelmäßig untereinander langfristige Vereinbarungen über mehrere Jahre. Die laufende gilt bis 2030. Das zuständige Gremium ist die Kultusministerkonferenz der Länder.
Dafür sind die Bundesländer in fünf Gruppen unterteilt. Die Gruppen gehen dann für den vereinbarten Zeitraum gestaffelt etwa zur selben Zeit in die Sommerferien. Das soll im Zeitraum zwischen dem 20. Juni und dem 15. September geschehen, schreibt die Tagesschau. Und: Es wird so rotiert, dass sich die Gruppen beim Start in die Ferien abwechseln.
Die unterschiedlichen Termine haben sehr praktische Gründe: So sollen Staus auf den Autobahnen und ein übermäßiger Ansturm auf die Ferienquartiere vermieden werden. Dadurch sollen auch Tourismusunternehmen besser mit ihren Kapazitäten planen können .
Bei den Ferienplanungen für das ganze Jahr müssen grundsätzlich auch pädagogische Gesichtspunkte berücksichtigt werden: Beispielsweise soll die Zeitspanne nach Ostern und Pfingsten für Prüfungen und Vorbereitungen lang genug sein und sechswöchige zusammenhängende Unterrichtsphasen gewährleistet werden. Die Schulhalbjahre sollen möglichst gleichlang sein, schreibt die Tagesschau.
Die beiden Ausreißer
Bayern und Baden-Württemberg bilden die Gruppe Fünf. Sie beteiligen sich nicht am rollierenden System und haben immer etwa zur selben Zeit Sommerferien. Begründet wird dies damit, dass beide sehr spät im Jahr Pfingstferien haben und diese auch länger dauern als in den meisten Ländern. Durch die späten Sommerferientermine werde vermieden, dass das Schuljahr gestaucht werde und gewährleistet, dass sich Schul- und Ferienzeiten in einem gesunden Rhythmus abwechseln.
Eine historische Begründung lautete, dass zur Erntezeit (etwa ab Anfang September) jede helfe Hand gebraucht werde . Dies gilt mittlerweile aber als obsolet.
Durch ihren späten Ferienbeginn profitierten die beiden Länder im Süden unter anderem von günstigeren Preisen in der beginnenden Nebensaison ab Anfang September, sagt Jürgen Schmude, emeritierter Professor für Tourismuswirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er sieht den preislichen Vorteil bei ca. 20 Prozent. Dazu komme die geringere Auslastung der Ferienquartiere – es sei nicht mehr so voll wie im Hochsommer.
Die Kritik am Status quo
NRW-Kultusministerin Dorothee Feller fordert eine neue Sommerferienregelung, in der die Rotation für alle gilt. Mehrere Bundesländer schlossen sich der Kritik an. Die bisherige Regelung werde „als unbefriedigend“ empfunden, sagte ein Sprecher von Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne). Auch Hamburgs Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) halte nichts von Sonderregelungen für einzelne Bundesländer und setze sich für gemeinsame, konsensuale Regelungen für alle Länder ein, sagte ein Sprecher der Senatorin.
Auch aus Niedersachsen und Thüringen kommt Kritik. Der Fraktionschef der Thüringer CDU-Fraktion, Andreas Bühl, sagte, dass die Regelung aus einem anderen Jahrhundert stamme. "Wir brauchen ein modernes, gerechtes System, das sich an den Bedürfnissen der Familien, der Schulen und der Wirtschaft orientiert – nicht an jahrzehntealten Traditionen." In Thüringen starteten die Sommerferien in diesem Jahr bereits im Juni und enden im August.
Die Stadtstaaten Hamburg und Berlin plädieren zudem seit Jahren dafür, den Korridor der Sommerferien so zu verkürzen, dass diese nie vor dem 1. Juli beginnen.
Auch der Tourismus-Koordinator der Bundesregierung, Christian Ploß, spricht sich gegen die Sonderrollen Bayerns und Baden-Württembergs aus, plädiert aber für einen verlängerten Zeitkorridor. Es spreche sehr viel für eine Entzerrung und mehr Flexibilisierung, so Ploß. Konkret denke er an einen früheren Beginn der Ferien im Juni und ein späteres Ende im September.
Kaum Aussichten auf eine Lösung
Mit einer baldigen Lösung, die alle zufriedenstellt, ist kaum zu rechnen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) stellt sich kategorisch gegen frühere Sommerferien in seinem Land. Der bestehende Ferienrhythmus sei gar Teil der bayerischen DNA, so Söder. Wenn Baden-Württemberg seine Ferien gern mit Nordrhein-Westfalen tauschen wolle, sei ihm das völlig egal. Bayern werde das nicht tun.
Doch solche Pläne sind aus Baden-Württemberg gar nicht zu vernehmen. Dort heißt es lapidar: Man nehme doch an dem rollierenden System teil. Man nehme lediglich den spätestmöglichen Termin. Da aber in der Kultusministerkonferenz Einstimmigkeit bei so einem Beschluss herrschen muss, ist davon auszugehen, dass vorerst alles beim Alten bleibt.
rja