DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld

"Ich habe immer eine klare Sprache gesprochen"

Vera Lengsfeld
Die DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld © picture alliance/dpa/Foto: Karlheinz Schindler
Vera Lengsfeld im Gespräch mit Britta Bürger  · 11.08.2016
Vera Lengsfeld gehörte zu den prominentesten Dissidenten der DDR. Nach der Wiedervereinigung gehörte sie zunächst Bündnis 90/Die Grünen an, überwarf sich aber mit der Partei und wechselte später zur CDU. Auch dort steht sie inzwischen in Widerspruch zur Politik der Parteiführung.
In ihrem Blog polemisiert Vera Lengsfeld besonders gegen die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin, die Erich Honecker an Realitätsverweigerung in nichts nachstehe.
"Das habe ich anlässlich der Sommer-Pressekonferenz der Kanzlerin gesagt. Sie hat dort keinerlei Fehler, nicht einmal ansatzweise, eingestanden. Sie hat ihren Satz 'Wir schaffen das' wiederholt. Und sie hat die Realität in diesem Land völlig ausgeblendet. Ich vermute mal, sie weiß überhaupt nicht, was in diesen Massenunterkünften vor sich geht." Dort würde es zu sexuellen Übergriffe auf die Flüchtlingsfrauen kommen, Christen würden terrorisiert.

"Unsere Freiheit ist massiv bedroht"

Vera Lengsfeld sieht "unsere Freiheit ganz massiv bedroht. Ich habe immer eine klare Sprache gesprochen, auch zu DDR-Zeiten, das werde ich mir auch nicht abgewöhnen. Die gegenwärtige Situation ist in meinen Augen äußerst gefährlich. Ich treffe immer mehr Menschen, die sagen: Wir hätten uns nicht vorstellen können nach dem Mauerfall, dass wir wieder in so eine Situation geraten, wo wir Angst haben müssen, dass uns unsere Freiheit und unsere Demokratie unter den Füßen weggezogen werden."
Nicht sie habe sich von der CDU – deren Mitglied sie ist – entfremdet, sondern die CDU habe sich von ihren eigenen Prinzipien entfernt. "Was ich heute schreibe, war common sense in der CDU noch vor zehn Jahren." Aber die AfD sei für sie keine Alternative, sagt Lengsfeld. "Ich kämpfe dafür, dass die CDU wieder zu ihren eigenen Prinzipien zurückfindet."
Vera Lengsfeld wuchs in der DDR in einer linientreuen Familie auf, ihr Vater war Oberstleutnant bei der Stasi. 1988 wurde sie verhaftet und wegen "versuchter Zusammenrottung" zu sechs Monaten Haft verurteilt. Der Strafe entging sie nur, weil sie nach Großbritannien ausreiste.
Im Gespräch mit Britta Bürger erzählte Vera Lengsfeld auch von ihren Eltern, ihrer Untersuchungshaft und ihrer Zeit an der Universität in Cambridge.
Mehr zum Thema