David gegen den globalen Goliath
Zwölf Milliarden Menschen könnte die Erde ernähren, dennoch gibt es Hungersnöte. Die reichsten Deutschen, das Brüderpaar, dem die Supermarktkette Aldi gehört, besitzen so viel Geld, wie die ärmsten 40 Länder dieses Planeten jährlich erwirtschaften. 12 Millionen Kinder unter 14 Jahren arbeiten weltweit in der Exportindustrie. "Dieses Buch wird euch wütend machen", schreibt Klaus Werner-Lobo im Vorwort zu seinem Buch "Uns gehört die Welt".
Den Multis gehört die Welt, glaubt man den Ausführungen des Autors. Mit ihrer Macht setzen sie sich über Gesetze hinweg und gehen mit der Produktion ins Ausland, wenn sie meinen, dass ihnen unzumutbare Vorschriften gemacht würden oder die Herstellung zu teuer geraten könnte. Prominentestes Beispiel der jüngeren Vergangenheit ist der Abzug des Handyherstellers Nokia aus Deutschland.
Die meisten der großen Markenfirmen aber sind schon in Billiglohnländern: Sie lassen dort von Zulieferern produzieren, vielfach unter menschenunwürdigen Bedingungen: Stickige Räume, giftige Materialien, die Arbeiter und Arbeiterinnen dürfen nur zweimal am Tag für höchsten zehn Minuten die Toilette benützen, andernfalls gibt es Strafen. In manchen Firmen müssen die Arbeitnehmer an den Arbeitsstätten übernachten, zu hunderten in einem Schlafsaal. Urlaub gibt es nicht, die Arbeitszeit pro Tag liegt bei oft 14 und mehr Stunden, Mindestlohn ist unbekannt, die Lohnsklaven erhalten höchstens ein paar Cent pro Stunde, viel zu wenig zum Überleben oder gar, um eine Familie zu ernähren. So müssen auch die Kinder arbeiten.
Freie Gewerkschaften sind in China, wo die meisten Verstöße stattfinden, verboten. Die Markenfirmen werden immer wieder auf die Produktionsbedingungen hingewiesen, streiten sie entweder ab oder geloben Besserung, aber wenig passiert.
Es geht nicht nur um Ausbeutung der Menschen, auch die Natur wird nachhaltig von den multinationalen Konzernen geschädigt: In Brasilien wird auf riesigen Flächen Soja angebaut als Viehfutter, statt Getreide für die Bevölkerung zu pflanzen. "Das Vieh der Reichen frisst das Brot der Armen", heißt es bei Werner-Lobo.
Der Autor geißelt die negativen Auswüchse der Globalisierung: ob es der Nestlé-Konzern ist, der in Entwicklungsländern sein Milchpulver anpreist und damit die Mütter vom Stillen abhält, was Krankheiten verursacht, wenn die Mütter das Milchpulver mit verunreinigtem Wasser mischen, oder die Deutsche Bank, die Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln empfiehlt. Bill Gates kritisiert er für seinen Wohltätigkeitsfonds. Denn nur die Gewinne davon würden für die medikamentöse Behandlung von Kindern in armen Ländern ausgegeben, das Kapital komme unter anderem Ölkonzernen zugute, die mit Raubbau an der Natur gesundheitliche Schädigungen der Menschen verursachten.
Einige Passagen übernimmt Werner-Lobo aus seinem schon vor einigen Jahren erschienen Buch "Schwarzbuch Markenfirmen". Etwa die Passage, als er sich als afrikanischer Rohstoffhändler ausgab und auf diese Weise herausbekam, dass der Chemiekonzern Bayer über eine Tochterfirma den für die Handyerzeugung wichtigen Rohstoff Tantal aus dem Kriegsgebiet Kongo bezog und somit Rebellen und Kinderarbeit unterstützte.
Für Leser ab 14 ist das Buch laut Autor geeignet, und das ist auch seine Zielgruppe, die der kritischen Jugendlichen: Werner-Lobo schreibt einfach, verständlich und erklärt viel. Nach jedem Kapitel gibt er Links an, die weiterführende Informationen geben. Werner-Lobo hetzt nicht, er lässt Recherchiertes sprechen. Trotzdem kein Zweifel, auf welcher Seite er steht.
Rezensiert von Stefan May
Klaus Werner-Lobo: Uns gehört die Welt - Macht und Machenschaften der Multis
Carl Hanser Verlag, München 2008
192 Seiten, 14,90 Euro
Die meisten der großen Markenfirmen aber sind schon in Billiglohnländern: Sie lassen dort von Zulieferern produzieren, vielfach unter menschenunwürdigen Bedingungen: Stickige Räume, giftige Materialien, die Arbeiter und Arbeiterinnen dürfen nur zweimal am Tag für höchsten zehn Minuten die Toilette benützen, andernfalls gibt es Strafen. In manchen Firmen müssen die Arbeitnehmer an den Arbeitsstätten übernachten, zu hunderten in einem Schlafsaal. Urlaub gibt es nicht, die Arbeitszeit pro Tag liegt bei oft 14 und mehr Stunden, Mindestlohn ist unbekannt, die Lohnsklaven erhalten höchstens ein paar Cent pro Stunde, viel zu wenig zum Überleben oder gar, um eine Familie zu ernähren. So müssen auch die Kinder arbeiten.
Freie Gewerkschaften sind in China, wo die meisten Verstöße stattfinden, verboten. Die Markenfirmen werden immer wieder auf die Produktionsbedingungen hingewiesen, streiten sie entweder ab oder geloben Besserung, aber wenig passiert.
Es geht nicht nur um Ausbeutung der Menschen, auch die Natur wird nachhaltig von den multinationalen Konzernen geschädigt: In Brasilien wird auf riesigen Flächen Soja angebaut als Viehfutter, statt Getreide für die Bevölkerung zu pflanzen. "Das Vieh der Reichen frisst das Brot der Armen", heißt es bei Werner-Lobo.
Der Autor geißelt die negativen Auswüchse der Globalisierung: ob es der Nestlé-Konzern ist, der in Entwicklungsländern sein Milchpulver anpreist und damit die Mütter vom Stillen abhält, was Krankheiten verursacht, wenn die Mütter das Milchpulver mit verunreinigtem Wasser mischen, oder die Deutsche Bank, die Spekulationsgeschäfte mit Nahrungsmitteln empfiehlt. Bill Gates kritisiert er für seinen Wohltätigkeitsfonds. Denn nur die Gewinne davon würden für die medikamentöse Behandlung von Kindern in armen Ländern ausgegeben, das Kapital komme unter anderem Ölkonzernen zugute, die mit Raubbau an der Natur gesundheitliche Schädigungen der Menschen verursachten.
Einige Passagen übernimmt Werner-Lobo aus seinem schon vor einigen Jahren erschienen Buch "Schwarzbuch Markenfirmen". Etwa die Passage, als er sich als afrikanischer Rohstoffhändler ausgab und auf diese Weise herausbekam, dass der Chemiekonzern Bayer über eine Tochterfirma den für die Handyerzeugung wichtigen Rohstoff Tantal aus dem Kriegsgebiet Kongo bezog und somit Rebellen und Kinderarbeit unterstützte.
Für Leser ab 14 ist das Buch laut Autor geeignet, und das ist auch seine Zielgruppe, die der kritischen Jugendlichen: Werner-Lobo schreibt einfach, verständlich und erklärt viel. Nach jedem Kapitel gibt er Links an, die weiterführende Informationen geben. Werner-Lobo hetzt nicht, er lässt Recherchiertes sprechen. Trotzdem kein Zweifel, auf welcher Seite er steht.
Rezensiert von Stefan May
Klaus Werner-Lobo: Uns gehört die Welt - Macht und Machenschaften der Multis
Carl Hanser Verlag, München 2008
192 Seiten, 14,90 Euro