Dave Grohl: "Der Storyteller"

Schnappschüsse aus dem Leben eines Rockstars

05:15 Minuten
Dave Grohl spielt bei einem Konzert mit den Foo Fighters auf der Bühne Gitarre und wirft seinen Kopf mit den langen Haaren nach hinten.
Seit wenigen Tagen ist Dave Grohl mit Nirvana und den Foo Fighters in der Rock & Roll Hall of Fame. © imago / PA Images / Lexie Harrison-Cripps
Von Simon Brauer · 04.11.2021
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Dave Grohl war Schlagzeuger von Nirvana, heute ist er Sänger und Gitarrist der Foo Fighters. In seiner Autobiografie "Der Storyteller" erzählt der Rockmusiker oft Lustiges und Abenteuerliches, aber auch von dunklen Kapiteln seines Lebens.
"Der Raum explodierte in tausend Stücke. Körper überschlugen sich, jeder warf sich auf jeden, vor uns ein einziges Meer aus Jeans und verschwitztem Flanell."
So erinnert sich Dave Grohl an den 17. April 1991, den Abend, an dem er mit Nirvana zum ersten Mal den Song "Smells like Teen Spirit" live vor Publikum gespielt hat.
In dem Moment wusste er: "Jetzt verändert sich mein Leben."
Der mittlerweile 52-jährige Rockstar hat im Verlauf seiner Karriere mehrfach solche Momente erlebt: seine erste und einzige Stunde Schlagzeugunterricht, sein Auftritt im Weißen Haus, die Geburt seiner Töchter und viele mehr. Aufschreiben wollte Grohl diese Geschichten bisher nie. Zum einen, weil er dachte: Da fehlen noch ein paar Kapitel in meinem Leben, und zum anderen, weil er einfach keine Zeit hatte. Bis jetzt.
Er habe ständig neue Projekte, sagt er. "Als dann die Pandemie kam und plötzlich alles still stand, war ich fast panisch, weil ich es nicht gewohnt bin, still zu sitzen." Das sei die größte Inspiration für das Buch gewesen: dass er endlich Zeit hatte, um sich hinzusetzen und loszulegen. "Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, ich habe es sehr genossen."
"Der Storyteller. Geschichten aus dem Leben und der Musik." So heißt das Buch von Dave Grohl, in dem er sein Leben in einer Sammlung von Kurzgeschichten zusammenfasst. Schnappschüsse, wie er sagt, aus der Vergangenheit und der Gegenwart.
Ein Geschichtenerzähler sei er schon immer gewesen, das habe er von seinem Vater. Der war Journalist, politischer Redenschreiber – und auch derjenige, der regelmäßig E-Mails von zu Hause geschickt hat, wenn der Sohn auf Tour war.

Geschichten, die manchmal kaum zu glauben sind

Durch ihn habe er das Schreiben gelernt, sagt Grohl. "Er hat mir seine Geschichten geschickt, und ich konnte seine Stimme hören in seinen Geschichten. Darum wollte ich, dass er meine Stimme in meinen Geschichten hört." Das sei die einzige Lehrstunde im Schreiben gewesen. Er wisse nicht, ob er es richtig mache oder nicht – aber: "Ich mache es so, wie ich es für richtig halte."
Wie er durch Zufall und Glück plötzlich für Iggy Pop Schlagzeug spielen durfte. Wie er während einer Foo-Fighters-Tour in Australien um die halbe Welt geflogen ist, nur um für ein paar Stunden seine Töchter auf den Schulball zu begleiten. Und wie Paul McCartney eines Tages in seinem Wohnzimmer saß und "Lady Madonna" gespielt hat. Die meisten Geschichten, die Dave Grohl in seinem Buch erzählt, sind lustig, abenteuerlich und manchmal kaum zu glauben.

Die dunklen Kapitel seines Lebens

Aber Grohl lässt auch die dunklen Kapitel seines Lebens nicht aus: Er schreibt vom Tod seines Vaters, vom drohenden Herzinfarkt durch übermäßigen Kaffeekonsum und von der schwierigen Zeit, nachdem Nirvana-Frontmann Kurt Cobain sich das Leben genommen hatte.
"Das war die letzte Geschichte, die ich geschrieben habe, weil ich Angst davor hatte." Er habe gewusst, was er schreiben wollte, erzählt Dave Grohl: "Ich wollte die emotionale Erfahrung beschreiben. Also: Was passiert, wenn man jemanden verliert? Wie trauert man? Wie geht man mit Verlust um? Alle machen es anders, es gibt keine Anleitung dafür." Es sei schwer gewesen, das zu schreiben.
Vom Außenseiter zum Elder Statesman des Stadionrock: In "Der Storyteller" beschreibt Dave Grohl äußerst unterhaltsam seine Reise durch die letzten 50 Jahre Rockmusik. Und zwar so direkt und leidenschaftlich, dass man gar kein großer Fan der Foo Fighters sein muss, um sich von seiner Liebe zur Musik anstecken zu lassen.
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