Datschen in der DDR

Flucht ins Private

Die Kleingartenanlage "Paradies" im Osten von Berlin
Viele sahen zu DDR-Zeiten in ihrer Datsche ein "Paradies" im Sozialismus. © Deutschlandradio - Julius Stucke
Stefan Wolle im Gespräch mit Anke Schäfer und Christopher Ricke · 28.09.2015
Für viele war sie ein Stück heile Welt in der DDR-Diktatur: die Datsche. Dass zum 3. Oktober der besondere Kündigungsschutz für die Grundstücke fällt, beunruhigt viele. Der Historiker Stefan Wolle sieht aber keinen Anlass zur Panik.
Etwa 500.000 Datschen-Grundstücke aus DDR-Zeiten gibt es bis heute. Sie haben meist eine besondere Geschichte: Für den Historiker Stefan Wolle sind sie das Symbol für die damals typische "Flucht ins Private". Die Leute hätten ihre Selbstverwirklichung nicht in der beruflichen Sphäre, sondern in der Freizeit gesucht. Es sei eine Flucht vor allem vor der "ständigen ideologischen Bevormundung und Belaberung" gewesen, so der wissenschaftliche Leiter des Berliner DDR-Museums.
"Ein kleines bisschen Glückserfüllung"
Man habe viel ausgebaut und herumgewerkelt: "Das war für viele so ein kleines bisschen Glückserfüllung." Die Datsche habe zugleich etwas "Systemerhaltendes" gehabt: "Es war zum Teil die Entziehung aus der gesellschaftlichen Verantwortung, aber das hat natürlich wiederum das System in gewisser Weise stabilisiert."
Dass nun zum 25. Jahrestag der Deutschen Einheit der Kündigungsschutz für die Grundstücke aus DDR-Zeiten endet, sieht Wolle gelassen: "Es wird sich nicht viel ändern", glaubt er. "Die Leute lieben nach wie vor ihre Datschen. Und die allermeisten werden Mittel und Wege finden, sie zu behalten."
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