Datenschutz

Wenn der Fernseher zum Spion wird

Eric Tews im Gespräch mit Nana Brink · 30.01.2014
Wenn der Fernseher mit dem Internet verbunden ist, hat das Vorteile: Man kann seine Lieblingsfilme direkt streamen und im Netz surfen. Allerdings wird Gerät auch leicht zum Daten-Spion. Eric Tews von der TU Darmstadt erklärt, was zu beachten ist.
Moderne TV-Geräte können die Fernsehgewohnheiten der Zuschauer überwachen. Verantwortlich dafür ist der Datendienst Hbb TV, der ermöglicht, dass man - ähnlich dem Videotext - zusätzliche Informationen vom Sender bekommen kann. Die Technologie ist ein Standard in Hybrid-Geräten - und kommt deshalb automatisch in jedem internetfähigen Smart-Fernseher.
Das muss erst mal nicht schlecht sein: Der Zuschauer kann so auf zusätzliche Informationen zu seinen Sendungen zugreifen, die die Fernsehsender eigens zur Verfügung stellen. Außerdem kann er seine Lieblingsserie oder den neuen Blockbuster direkt streamen.
Der Sender weiß, was man anschaut
Doch dabei bleibt der Zuschauer unter Umständen nicht unbeobachtet. "Die aktuellen Modelle erfassen erst mal, was wir sehen", erklärt Eric Tews, Experte für Datensicherheit an der TU Darmstadt. Die Hbb-TV-Technik würde heute schon bei allen Sendergruppen eingesetzt, damit der Fernseher Kontakt mit dem Senderbetreiber aufnehmen und Informationen nachladen kann. Der Sender wisse dann allerdings auch, dass man diese Sendung schaut.
"Diese Daten wird Sender zu Werbezwecken auswerten: Wer schaut welche Sendung und was gibt es da für Zusammenhänge", sagt Tews. So könnten die Sender beispielsweise herausfinden, wie effektiv die Werbung für einen bestimmten Film aus dem Abendprogramm ist, wenn sie morgens gesendet wird. Zudem können Sender genau herausfinden, welche Zuschauer sich wofür interessieren, sodass Werbung passgenau eingespielt werden kann.
Wer HbbTV nicht nutzen möchte, muss selbst dafür sorgen: "Bei vielen Fernsehern ist das aktiv in der Standardeinstellung", erklärt der Experte. Man könne auch - beispielsweise anhand eines roten Buttons - sehen, wenn die Technik aktiv ist. Um HbbTV auszuschalten, kann man die Internetverbindung des Fernsehers ausschalten, indem man beispielsweise das Netzkabel zieht. "Aber das ist nicht unbedingt bequem", meint Tews. Er rät, HbbTV selektiv über das Menü des Fernsehers zu deaktivieren. Manchmal sei das Programm hinter komischen Begriffen wie "Datendienste" versteckt.
Daten über deutsches Recht zunächst gesichtet
Viele neue Fernseher haben auch eingebaute Kameras oder man kann Webcams anschließen. Die Smart TVs ermöglichen damit Gestensteuerung, erklärt der Experte. Es seien aber auch andere Modelle denkbar: So kann über den Fernseher beispielsweise überprüft werden, wie viele Menschen vor dem Gerät sitzen, was bei Video-on-Demand relevant werden kann, wo man sich eine Lizenz für eine oder mehrere Personen kaufen kann.
Die gesendeten Daten landen zunächst bei den TV-Sendern und sind über das deutsche Datenschutzrecht gesichert. Allerdings ließen viele Sender ihre Daten von Fremdfirmen auswerten. Wenn das von Unternehmen wie beispielsweise Google gemacht wird, die in den USA sitzen, gelte das deutsche Gesetz nicht mehr, warnt Erik Tews.
Ergänzungen durch mel