Datenschutz und Internet

Die User werden vorsichtiger

Hände auf einer Computertastatur.
Das Bewusstsein für das Thema Datenschutz steigt. © picture alliance / dpa / Tim Brakemeier
Von Anja Nehls · 10.08.2015
Nichts zu verbergen? Den Nutzern digitaler Kommunikation und Dienstleistungen ist offenbar immer weniger egal, was mit ihren Daten im Internet geschieht. Bei ihnen macht sich die Ansicht breit, dass Datenschutz ein Qualitätsmerkmal ist.
"Ich bin da ganz vorsichtig, ich registriere nicht überall ein Kundenkonto beispielsweise.
"Keine privaten Fotos von mir, nichts Persönliches."
"Ach jetzt nutzt man das so wenig wie möglich und schreibt sich halt nur noch, aber gibt nicht mehr Fotos und alles, hat man mit 15,16 gemacht."
"Ich finde das nicht so schön, dass alles so weltweit gemacht wird.
Wachsende Vorsicht in sozialen Netzwerken
So ganz egal ist es den Wenigsten, was mit ihren persönlichen Daten, Bildern, Filmen und Informationen im World Wide Web so passiert. Die Sorge wächst offenbar. Mit sozialen Netzwerken wie Facebook gehen die Menschen zunehmend vorsichtiger um, hat der Berliner Datenschützer Alexander Dix beobachtet:
"Ich habe den Eindruck, dass die Leute, die sagen ich habe nichts zu verbergen und mir ist das alles egal, die werden eher weniger. Auch wenn man zum Beispiel in diese Kultur des Teilens reingewachsen ist und möglichst viel von sich mitteilen möchte, hat man sehr wohl und auch junge Menschen, die das Bedürfnis haben zu entscheiden, mit wem möchte ich denn bestimmte Informationen teilen. Und die sind deutlich abgenervt, wenn sie feststellen, dass ihre Eltern oder ihre Lehrer auch in dem sozialen Netzwerk rumturnen. Und dann spätestens wandern sie nämlich aus, zu Instagram, Snapchat oder was es alles gibt."
Besonders junge Leute kehren Facebook den Rücken – oder auch nicht. Denn zu Facebook gehören auch Instagram zum weltweiten Teilen von Fotos oder der Messenger-Dienst WhatsApp, der bereits von Viertklässlern genutzt wird:
"Wir haben WhatsApp Gruppen zum Beispiel für einen Klassenchat und da schreibt uns die Lehrerin auch, wenn wir mal eine Stunde Ausfall haben, und dann wissen wir über alles Bescheid. Eigentlich hat die ganze Klasse WhatsApp und jeder nutzt das Handy."
WhatsApp besonders nachlässig im Datenumgang
Die Kinder chatten, schicken Bilder und Sprachnachrichten und machen sich über den Datenschutz wenig Gedanken. Dabei ist gerade WhatsApp ein Beispiel für besonders nachlässigen Umgang mit Daten, sagt Lenz Queckenstedt vom Verbraucherzentrale Bundesverband:
"Das ist zum Beispiel Problem, dass das gesamte Adressbuch, das digitale, dass man auf seinem Handy hat dann von WhatsApp übernommen wird und das kann man nicht abstellen. Warum muss man eine App dazu ermächtigen, seine gesamten persönlichen Kontakte freizugeben."
Auch die Geheimnummer vom Chef kann dann leicht auf einem amerikanischen Server landen.
Diesen Sicherheitshinweis liefert die Internetseite Surfer haben Rechte des Verbraucherzentrale Bundesverbands. Finanziert wird die Seite durch das Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz. Zum Ende des Jahres wird das Projekt aber planmäßig beendet. Dabei werde der Aufklärungsbedarf eigentlich immer größer, warnt Lenz Queckenstedt vom VZBV. Jede Woche gibt es Fälle von Datenmissbrauch, Identitätsdiebstahl und Cyber-Mobbing. So ist seit Kurzem klar, dass der US-Versandhändler Amazon sämtliche Aktivitäten der Nutzer seit Anfang an für immer gespeichert hat.
"Und das birgt natürlich die Gefahr, dass dadurch ein gläsernes Abbild des Nutzers entsteht und vor allem durch die Zusammenführung mit anderen Daten, dann dient es doch dazu, ein möglichst konkretes Nutzungsprofil zu erstellen und es dann für deren Zwecke auszunutzen."
Lukrativer Handel mit Nutzerdaten
Das bedeutet, dass solche Unternehmen die Informationen für zielgerichtete Werbung nutzen, dem Nutzer bestimmte Angebote machen oder vorenthalten können und die Nutzerdaten gewinnbringend an andere Firmen verkaufen können. Datenmissbrauch lässt sich kaum kontrollieren und schwer verhindern.
Wer bei Facebook Farmville spielt, bewirtschaftet mit einem einfachen Klick nicht nur einen virtuellen Bauernhof, sondern hat auch automatisch alle seine Profildaten weitergegeben – und manchmal auch noch die seiner Facebook Freunde.
Es gibt eine sprechende Barbie-Puppe, die die Antworten der Kinder in einer virtuellen Cloud speichert, wo sie für kommerzielle Zwecke ausgewertet werden könnten.
Und fast jede unverschlüsselte E-Mail kann von Hackern problemlos mitgelesen werden. Unnötig, sagt Datenschützer Alexander Dix:
"Die Technik ist im Prinzip verfügbar. Das kann man heute alles schon machen, es ist nur nicht userfreundlich, anwenderfreundlich, es ist zu kompliziert. Oma, die eine E Mail schicken will, die muss eine Verschlüsselung vorfinden. Krypto for Grandma hat das mal jemand genannt, die muss überhaupt nichts machen, die muss sich darauf verlassen können, dass ihre Nachricht verschlüsselt an den Empfänger kommt."
Die Do-not-Track-Initiative in den USA beschäftigt sich damit, wie man die Verfolgung von Nutzern im Internet unterbinden kann. Immer mehr Internetanbieter erkennen, dass Datenschutz ein Qualitätsmerkmal ist, wonach die Benutzer fragen, mein Alexander Dix. Stimmen wie diese werden in Zukunft die Ausnahme sein:
"Ich nutze WhatsApp, ja, ist mit völlig egal, ob da einer mitliest oder nicht."
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