Datensammlung
Seit Jahren verführen uns Unternehmen dazu, Informationen über uns preiszugeben. Mal ganz offensichtlich, über Rabattverträge und Payback-Karten, mal ein wenig versteckter, etwa mit Hilfe von Gewinnspielen. Und manchmal klammheimlich, etwa wenn Internetfirmen wie Google alle unsere Schritte im Datennetz mitschneiden.
Die Politik hat der Privatwirtschaft beim Sammeln von Anschriften, Kontonummern und Angaben über private Vorlieben jahrelang freie Hand gelassen. Die angehäuften Datenmengen sind gigantisch. Zwar werten viele Firmen sie gar nicht vollständig aus, weil es dafür rechtliche und technische Grenzen gibt. Im Einzelhandel etwa liegen nach Schätzung der Experten 70 bis 80 Prozent der gesammelten Informationen nutzlos herum. Selbst eine Datendrake wie Google nutzt nur einen kleinen Teil der digitalen Bestände, die sie nutzen könnte, um Werbekunden zu gewinnen.
Ein Grund zur Entwarnung ist das aber nicht. Nachdem ein Datenskandal den nächsten jagt, wissen wir schließlich, dass mit Kundeninformationen auch jenseits der Unternehmen fleißig Handel getrieben wird. Was Sie und ich und all die anderen gerne kaufen, wo wir wohnen, wie man uns erreicht und welche Bankverbindung wir haben, wissen nicht nur die Firmen, mit denen wir direkt Geschäfte machen. All das ist auch auf den CDs, DVDs und Festplatten der Callcenter und Datenverarbeitungsfirmen gespeichert.
Diese Subunternehmer gehen mit unseren Daten oft genau so schlampig um wie ihre Auftraggeber. Windige Datenhändler und Direktmarketing-Firmen kaufen und verkaufen diese Informationssammlungen. Skrupellose Abzocker nutzen sie, zum Beispiel um einfach mal Geld von unseren Konten abzubuchen – vielleicht merken wir das ja nicht. Verboten ist das natürlich – verhindert haben Verbote den Datenschwarzmarkt aber nicht.
Das einzig gute an all den Datenaffären etwa der Deutschen Telekom oder der Berliner Landesbank ist, dass nun jeder weiß, wie diese Geschäfte laufen und dass auch legale Datensammlungen schnell für illegalen Zwecke missbraucht werden können. Deshalb ist an der Zeit, allen Datensammlern das Leben ein bisschen schwerer zu machen. Dazu muss man nicht aus der Informationsgesellschaft aussteigen, panisch alle Kreditkarten wegwerfen, den Stecker aus dem Computer ziehen und nur noch mit der Hand schreiben.
Das bedeutet aber, ab und zu beim Einkaufen bewusst mal bar zu zahlen, die Frage, ob man Rabattpunkte sammelt, höflich aber bestimmt zu verneinen und Kundenkarten aus dem Portemonnaie zu verbannen. Es ist wichtig, Firmen grundsätzlich nur das Nötigste mitzuteilen und nicht mehr Marktforschungsabteilungen grundlos mit Informationen zu füttern. Und vielleicht ist es mitunter auch nötig, mal zu einem Konkurrenten zu wechseln, wenn ein Unternehmen nicht sorgfältig genug mit unseren Kundendaten umgeht.
Das bedeutet aber auch, zum Beispiel zu lernen, was Cookies sind und wie man sie im Internetbrowser löscht. Notfalls heißt das sogar, den technologischen Wettlauf anzunehmen und mit Anonymisierungssoftware die eigene Datenspur zu verwischen.
Jahrelang waren wir dazu zu bequem. So einfach dürfen wir es den Informationssammlern nicht mehr machen. Wir müssen in Zukunft besser auf unsere Daten aufpassen. Auch wenn viele Datensätze bereits kursieren, ist es noch immer sinnvoll, weniger mitteilsam zu werden. Denn: Telefonnummern, Adressen, Bankverbindungen und Vorlieben ändern sich mit der Zeit. Persönliche Daten sind also zum Glück eine Ware, die in vielen Fällen schnell verdirbt, wenn wir sie nicht selbst immer wieder auffrischen.
Lars Reppesgaard, Jahrgang 1969, ist freier Wirtschaftsjournalist und Autor des im September 2008 erschienen Buches „Das Google-Imperium“. Nach dem Studium arbeitete er vier Jahre lang als Reporter und Moderator beim Hörfunk von Radio Bremen. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg und schreibt für Wirtschaftsmedien wie das Handelsblatt, die Financial Times Deutschland oder die Wirtschaftswoche.
Ein Grund zur Entwarnung ist das aber nicht. Nachdem ein Datenskandal den nächsten jagt, wissen wir schließlich, dass mit Kundeninformationen auch jenseits der Unternehmen fleißig Handel getrieben wird. Was Sie und ich und all die anderen gerne kaufen, wo wir wohnen, wie man uns erreicht und welche Bankverbindung wir haben, wissen nicht nur die Firmen, mit denen wir direkt Geschäfte machen. All das ist auch auf den CDs, DVDs und Festplatten der Callcenter und Datenverarbeitungsfirmen gespeichert.
Diese Subunternehmer gehen mit unseren Daten oft genau so schlampig um wie ihre Auftraggeber. Windige Datenhändler und Direktmarketing-Firmen kaufen und verkaufen diese Informationssammlungen. Skrupellose Abzocker nutzen sie, zum Beispiel um einfach mal Geld von unseren Konten abzubuchen – vielleicht merken wir das ja nicht. Verboten ist das natürlich – verhindert haben Verbote den Datenschwarzmarkt aber nicht.
Das einzig gute an all den Datenaffären etwa der Deutschen Telekom oder der Berliner Landesbank ist, dass nun jeder weiß, wie diese Geschäfte laufen und dass auch legale Datensammlungen schnell für illegalen Zwecke missbraucht werden können. Deshalb ist an der Zeit, allen Datensammlern das Leben ein bisschen schwerer zu machen. Dazu muss man nicht aus der Informationsgesellschaft aussteigen, panisch alle Kreditkarten wegwerfen, den Stecker aus dem Computer ziehen und nur noch mit der Hand schreiben.
Das bedeutet aber, ab und zu beim Einkaufen bewusst mal bar zu zahlen, die Frage, ob man Rabattpunkte sammelt, höflich aber bestimmt zu verneinen und Kundenkarten aus dem Portemonnaie zu verbannen. Es ist wichtig, Firmen grundsätzlich nur das Nötigste mitzuteilen und nicht mehr Marktforschungsabteilungen grundlos mit Informationen zu füttern. Und vielleicht ist es mitunter auch nötig, mal zu einem Konkurrenten zu wechseln, wenn ein Unternehmen nicht sorgfältig genug mit unseren Kundendaten umgeht.
Das bedeutet aber auch, zum Beispiel zu lernen, was Cookies sind und wie man sie im Internetbrowser löscht. Notfalls heißt das sogar, den technologischen Wettlauf anzunehmen und mit Anonymisierungssoftware die eigene Datenspur zu verwischen.
Jahrelang waren wir dazu zu bequem. So einfach dürfen wir es den Informationssammlern nicht mehr machen. Wir müssen in Zukunft besser auf unsere Daten aufpassen. Auch wenn viele Datensätze bereits kursieren, ist es noch immer sinnvoll, weniger mitteilsam zu werden. Denn: Telefonnummern, Adressen, Bankverbindungen und Vorlieben ändern sich mit der Zeit. Persönliche Daten sind also zum Glück eine Ware, die in vielen Fällen schnell verdirbt, wenn wir sie nicht selbst immer wieder auffrischen.
Lars Reppesgaard, Jahrgang 1969, ist freier Wirtschaftsjournalist und Autor des im September 2008 erschienen Buches „Das Google-Imperium“. Nach dem Studium arbeitete er vier Jahre lang als Reporter und Moderator beim Hörfunk von Radio Bremen. Seit dem Jahr 2000 lebt er in Hamburg und schreibt für Wirtschaftsmedien wie das Handelsblatt, die Financial Times Deutschland oder die Wirtschaftswoche.