Das zweite Leben der Omega-3-Fettsäuren
Konsensuskonferenz: Schwangere brauchen eine Extraportion Omega-3-Fettsäuren, empfiehlt aktuell eine europäische Konsensuskonferenz. Omega-3-Fettsäuren sind vor allem in Seefisch enthalten. Man stützt sich dabei auf eine Untersuchung, die erbracht haben soll, dass die Kinder von Frauen, die während der Schwangerschaft das Fischfett verzehrt hätten, bei der Geburt schwerer, und damit auch gesünder gewesen wären.
Wieso soll? Die Studie ist nicht in der Fachpresse veröffentlicht, es gibt lediglich ein Abstract. Damit können die Aussagen nicht überprüft werden. Es ist schon komisch: Bisher war den Experten ein höheres Geburtsgewicht ein Dorn im Auge, weil das natürlich im späteren Leben ebenfalls mit einem höheren Gewicht verbunden ist – damit droht das Gespenst des "Übergewichts". Egal was Sie tun, das Ergebnis ist immer ein "Risikofaktor" für irgendetwas.
Aber es handelt sich doch um eine Konsensus-Konferenz der wichtigsten Experten. Genau das lässt die Alarmglocken ganz laut schellen. Eine Konsensuskonferenz gibt’s immer dann, wenn man etwas verkaufen will, für das es keine Beweise gibt. Wer hat denn die "Experten" ausgesucht? Man kann doch wissenschaftliche Fragen nicht durch Abstimmungsergebnisse klären. In diesem Falle wurde die Pressemeldung über das fachliche Ergebnis schon vor Beginn der Konferenz veröffentlicht. Das garantiert, dass später kein Experte mit einer gegenteiligen Meinung in die Medien kommt. Ich lese hier in der Pressemeldung des Informationsdienstes Wissenschaft, kurz idw:
"Omega-3-Fette gelten als gesundheitsfördernd, aber die Angaben über die besonderen Wirkungen insbesondere während der Schwangerschaft und Stillzeit sind oft verwirrend und widersprüchlich. Umso bedeutender ist daher diese neue Richtlinie".
Das ist natürlich keine "Richtlinie", sondern eine Meinung. Denn Daten sind wie gesagt "widersprüchlich", das heißt sie taugen nicht mal für eine "Empfehlung".
Und wozu taugen die Omega-3-Fettsäuren denn? Bisher hat man den Menschen versprochen, die Fettsäuren würden sie vor Krebs und Herzinfarkt schützen. Dazu gibt es inzwischen zahllose Studien. Die Ergebnisse dieser Studien wurden nach den Regeln der sogenannten Evidenzbasierten Medizin analysiert, zusammen gefasst und letztes Jahr in der internationalen Fachpresse veröffentlicht. Das Resultat ist eindeutig und in beiden vorliegenden Analysen gleich: Omega-3 schützt weder vor Krebs noch vor Herzinfarkt. Das Fett hat keinerlei Einfluss auf die Sterblichkeit. Niemand lebt dadurch länger. Es ist wertlos. Um den schwächelenden Markt zu beflügeln kommen nun neue "Empfehlungen" für Schwangere, die haben naturgemäß Angst um ihr Kind und bieten damit eine ideale Zielgruppe.
Weiß man warum sie nicht wirken? Unlängst tauchte eine Untersuchung auf, die sich dem Einfluss des Konsums von Fisch auf den Plasmaspiegel widmete. Das wäre eigentlich das aller erste, was man überprüfen sollte: Tauchen die Omega-3-Fettsäuren aus der Nahrung überhaupt im Blut auf? Ergebnis: der Einfluss war gering. Lediglich 25 Prozent der Unterschiede von Mensch zu Mensch ließen sich mit dem Verzehr von Fisch erklären. Das bedeutet, dass der Körper den Blutspiegel aktiv reguliert. Er gleicht eine geringe Versorgung durch sparsamere Ausscheidung aus – und eine erhöhte Zufuhr durch schnelle Beseitigung überflüssiger Stoffe. Offenbar will sich der Körper vor einer Überdosis schützen.
Quellen:
Informationsdienst Wissenschaft (idw): Europäische Konsensuskonferenz rät zu regelmäßiger Nahrungszufuhr von omega-3-Fettsäuren bei Schwangeren. Pressemitteilung v. 24.8.2007
Welche AA et al: Dietary fish intake and plasma phospholipid n-3 polyunsaturated fatty acid concentrations in men and women in the European Prospective Investigation into Cancer-Norfolk United Kingdom cohort. American Journal of Clinical Nutrition 2006; 84: 1330-9
Hooper L et al: Risks and benefits of omega 3 fats for mortality, cardiovascular disease, and cancer: systematic review. BMJ 2006; 332: 752-61
MacLean CH et al: Effects of omega-3 fatty acids on cancer risk. JAMA 2006; 295: 403-16
Aber es handelt sich doch um eine Konsensus-Konferenz der wichtigsten Experten. Genau das lässt die Alarmglocken ganz laut schellen. Eine Konsensuskonferenz gibt’s immer dann, wenn man etwas verkaufen will, für das es keine Beweise gibt. Wer hat denn die "Experten" ausgesucht? Man kann doch wissenschaftliche Fragen nicht durch Abstimmungsergebnisse klären. In diesem Falle wurde die Pressemeldung über das fachliche Ergebnis schon vor Beginn der Konferenz veröffentlicht. Das garantiert, dass später kein Experte mit einer gegenteiligen Meinung in die Medien kommt. Ich lese hier in der Pressemeldung des Informationsdienstes Wissenschaft, kurz idw:
"Omega-3-Fette gelten als gesundheitsfördernd, aber die Angaben über die besonderen Wirkungen insbesondere während der Schwangerschaft und Stillzeit sind oft verwirrend und widersprüchlich. Umso bedeutender ist daher diese neue Richtlinie".
Das ist natürlich keine "Richtlinie", sondern eine Meinung. Denn Daten sind wie gesagt "widersprüchlich", das heißt sie taugen nicht mal für eine "Empfehlung".
Und wozu taugen die Omega-3-Fettsäuren denn? Bisher hat man den Menschen versprochen, die Fettsäuren würden sie vor Krebs und Herzinfarkt schützen. Dazu gibt es inzwischen zahllose Studien. Die Ergebnisse dieser Studien wurden nach den Regeln der sogenannten Evidenzbasierten Medizin analysiert, zusammen gefasst und letztes Jahr in der internationalen Fachpresse veröffentlicht. Das Resultat ist eindeutig und in beiden vorliegenden Analysen gleich: Omega-3 schützt weder vor Krebs noch vor Herzinfarkt. Das Fett hat keinerlei Einfluss auf die Sterblichkeit. Niemand lebt dadurch länger. Es ist wertlos. Um den schwächelenden Markt zu beflügeln kommen nun neue "Empfehlungen" für Schwangere, die haben naturgemäß Angst um ihr Kind und bieten damit eine ideale Zielgruppe.
Weiß man warum sie nicht wirken? Unlängst tauchte eine Untersuchung auf, die sich dem Einfluss des Konsums von Fisch auf den Plasmaspiegel widmete. Das wäre eigentlich das aller erste, was man überprüfen sollte: Tauchen die Omega-3-Fettsäuren aus der Nahrung überhaupt im Blut auf? Ergebnis: der Einfluss war gering. Lediglich 25 Prozent der Unterschiede von Mensch zu Mensch ließen sich mit dem Verzehr von Fisch erklären. Das bedeutet, dass der Körper den Blutspiegel aktiv reguliert. Er gleicht eine geringe Versorgung durch sparsamere Ausscheidung aus – und eine erhöhte Zufuhr durch schnelle Beseitigung überflüssiger Stoffe. Offenbar will sich der Körper vor einer Überdosis schützen.
Quellen:
Informationsdienst Wissenschaft (idw): Europäische Konsensuskonferenz rät zu regelmäßiger Nahrungszufuhr von omega-3-Fettsäuren bei Schwangeren. Pressemitteilung v. 24.8.2007
Welche AA et al: Dietary fish intake and plasma phospholipid n-3 polyunsaturated fatty acid concentrations in men and women in the European Prospective Investigation into Cancer-Norfolk United Kingdom cohort. American Journal of Clinical Nutrition 2006; 84: 1330-9
Hooper L et al: Risks and benefits of omega 3 fats for mortality, cardiovascular disease, and cancer: systematic review. BMJ 2006; 332: 752-61
MacLean CH et al: Effects of omega-3 fatty acids on cancer risk. JAMA 2006; 295: 403-16