Das YouTube-Symphony-Orchestra

Von Sylvie Kürsten · 06.01.2009
Das Videoportal YouTube stellt mit den Berliner Philharmonikern und den Londoner Symphonikern derzeit ein ungewöhnliches <papaya:link href="http://de.youtube.com/sinfonieorchester" text="virtuelles Online-Orchester" title="virtuelles Online-Orchester" target="_blank" /> zusammen. Teilnehmen kann jeder, der über eine Internet-Verbindung und eine Kamera verfügt. Eine Jury entscheidet über die besten Teilnehmer, die das Stück mit allen anderen Gewinnern live in der Carnegie Hall aufführen werden.
YouTube-Videos:
Mann: "Mach mit!"
Frau: "Mach mit bei dem weltweit ersten Onlineorchester."
Mann: "Es ist eine großartige Möglichkeit, Musik zu schöpfen, zu teilen und aufzuführen."

Ob die schwarzafrikanische Cellistin mit Rasta-Locken oder der strubblige Engländer mit E-Geige - diese hippen Menschen werben auf kurzen Videos für das ungewöhnliche YouTube-Projekt. Hier werden die völkerverbindenden Medien Musik und Internet zu einer großen Vision kombiniert. Auf dass Musikgeschichte geschrieben wird, so Initiator Tan Dun:
"Es ist ganz wichtig, eine Sinfoniekultur zu pflegen, die einen Bezug zur heutigen Straßenkultur hat, denn es stecken so viele unsichtbare Beethovens hinter YouTube, all diese Verrückten, die auf Stühle schlagen, auf Break Drums schlagen, auf Steeldrums schlagen und Klavier spielen."

So hat der chinesische Filmkomponist Tan Dun ein Stück geschrieben. Der Titel: Eroica. An Beethoven angelehnt sind die Harmonien, der Rhythmus stammt von der Straße. Und die Noten dieser weltweit ersten Internet-Symphonie sind nicht teuer verlegt. Jeder Musiker findet sie kostenlos auf YouTube.

Die Flötenstudentin Anastasia Avdalova hat den Ruf aus dem Internet erhört, sitzt mit den ausgedruckten Noten vor ihrem Computer. Auf dem Bildschirm ein YouTube-Video: Tan Dun schlägt den Takt. Hat Anastasia doch mal ein Problem, klickt sie einfach weiter. Da geben die Stimmführer der Instrumentalgruppen noch Tipps via Video. Wie der Flötist Gareth Davies von den Londoner Philharmonikern:

"Schaut mal auf den Takt. Werdet da nicht panisch. Das ist nicht wirklich schwer. Aber seht zu, dass ihr den richtigen Rhythmus spielt. Es geht 1 und 2 und. Versichert euch nur, dass ihr das richtig macht, weil das ziemlich wichtig ist. Sonst seid ihr fertig, bevor alle anderen fertig sind."

Noch aber ist Anastasia allein mit der Technik. Allein mit der Videokamera, mit der sie ihr Stück aufgenommen hat, das jetzt auf youtube hochgeladen ist. Denn Anastasias Video und die aller anderen Mitmachenden werden zu einem Film zusammengeschnitten. Zu einem virtuellen Orchester. Mit Menschen, die nie miteinander musiziert haben. Die es aber - mit etwas Glück - könnten. Denn aus allen Videos wählt eine Jury die Musiker aus, die dann "in echt" in der Carnegie Hall die "Eroica" uraufführen dürfen. Für Anastasia, die gerade nach einer Orchesterstelle sucht, ein großer Reiz:

"Wenn man im Nachhinein sagen kann, ich hab gegen die ganze Welt sozusagen gewonnen im Probenspiel, heißt es auch bei anderen Orchestern was."