Das Wunder von Barkow

Von Alexa Hennings · 27.11.2007
Mit seiner Lebenslust und Lebensfreude hat Martin Huss die Herzen der Menschen im kleinen Dorf Barkow gewonnen. Als Landesposaunenwart kümmert sich der verrückte Argentinier um die über tausend Bläser in der mecklenburgischen und pommerschen Kirche. Der Argentinier bringt Musik ins Dorf. Barkow erlebt ein Wunder.
Barkow ist ein ganz normales Mecklenburger Dorf. 150 Einwohner, ein paar Dorfköter, ein paar Hühnervölker, die die Vogelgrippe überstanden haben. Nur die Lastwagen stören die Idylle. Im Minutentakt rollen sie die Bundesstraße entlang, 500 Meter, dann ist das Dorf schon zu Ende. Die nächste größere Stadt ist nur ein Städtchen, Plau am See, eine Ferienregion, zehn Autominuten entfernt. Ein Friedhof, eine Dorfkirche. Alles wie anderswo. Wenn hier nicht dieser verrückte Argentinier wohnen würde, den man manchmal im Morgengrauen im Schlafanzug die Straße entlanggehen sieht. Dann ist er unterwegs zu seiner Nachbarin Inge.

"Beim ersten Mal, als ich hier war, da habe ich mich vorgestellt, und da dachte sie, ich wäre ein Hochstapler. Das können Sie sie fragen! Da habe ich mich vorgestellt: Mein Name ist Martin Huss, ich komme aus Argentinien und habe drei Pässe: den ungarischen, den deutschen und den argentinischen. Da hat sie gesagt: Ja, ja, ja, ja."

"Schön guten Tag!"

"Tag! Das ist Inge, meine Nachbarin, und das ist Alexa Hennings. Und sie möchte Dir ein paar Fragen stellen, sie glaubt mir nämlich nicht, dass ich manchmal – ich habe 'manchmal' gesagt, nicht 'immer' – im Schlafanzug zum Frühstück komme."

"Bild dir nichts ein!"

"Ich geh, ich muß mich umziehen!"

""Willst noch ein Stück Kuchen?"

""Nein, ich muß mich konzentrieren und umziehen."

"Möchten Sie noch ein Stück Kuchen? Wir haben nämlich eben getuppert!"

Schon steckt man drin in der Barkower Rest-Tupper-Party. Inge Richter und Ursula Kerber sind nicht sauer, dass Martin Huss heute nichts von ihrem Kuchen will. Sie wissen ja, heute abend ist noch Konzert in der Dorfkirche, und dass sich der Meister vor dem Konzertieren noch konzentrieren muss, ist klar. Frau Kerber ist extra aus dem Nachbardorf gekommen, um das Posaunenkonzert mitzuerleben. Sie kann sich noch ganz genau an ihre erste Begegnung mit dem Argentinier erinnern.

"Ich war mal hier zum Tuppern: Martin kommt, steht in der Tür, guckt mich an: Dich kenne ich noch nicht, wo kommst Du her? So richtig spontan, er hat keine Hemmungen, er redet jeden mit Du an. Dann läuft das schon."

"Manchmal fragt er auch!"

Und nun purzeln die Martin-Huss-Geschichten aus den beiden Frauen nur so heraus: Zum Beispiel die, wie er das gemeinsame Hühnerschlachten und –rupfen und den damit verbundenen Dorfschwatz wieder einführte in Barkow, weil er das aus seiner Heimat ja so kannte. Oder wie es Martin Huss in jedem Sommer schafft, das Dorf zu einem wahren Musikdorf zu machen. Fast 100 Bläserkinder holt er für eine Woche nach Barkow. Der ganze Nachbarsgarten ist dann ein Zeltlager mit selbstgebauten Duschen und Dixie-Klos. Und im Dorf werden reihum drei Bleche Kuchen pro Tag gebacken.

"Wenn die Kinder da sind, gibt es viele schräge Töne zu Anfang. Ja, aber wenn wir gute Musik hören wollen, dann müssen die schrägen Töne ausgemerzt sein. Und wobei werden sie ausgemerzt? Beim Üben! Also nehmen wir das in Kauf. Und da sagen wir auch mal: Oooh, falsch, Katzenmusik…! Oder wir machen die Tür zu."

""Und wehe, es wird mal einer vergessen: Martin, du hast mir ja gar keine geschickt in diesem Jahr! Zu mir kommen keine Bläser, ich habe das doch auch so gerne! Da ist im ganzen Dorf, na, sagen wir mal in jedem zweiten, dritten Hof, irgendwo ein Gebäude, das zum Blasen genutzt werden kann. Denn die Gruppen müssen ja üben, die können ja nicht alle unter freiem Himmel stehen! Hier wird in der Scheune geblasen, da wird auf dem Dachboden oder im Hühnerstall."

Was die Hühner in ihrem Stall wohl von Posaunen und Trompeten halten? Mit Sicherheit dient es ihrer musikalischen Erziehung – insofern unterliegen Tiere, kleine und große Menschen in Barkow alle einem gemeinsamen Huss’schen Bildungsplan. Der da heisst: Musik muss unters Volk. Sonst lebt weder die Musik, noch das Volk. Meint der 47jährige Landesposaunenwart, und geht das Ganze generalstabsmäßig und durchaus mit deutscher Gründlichkeit an. Mit einem dichten Plan von Seminaren, Freizeiten, Veranstaltungen und Konzertreisen – einige davon bis nach Gran Canaria und Argentinien – sorgt er für die 1500 Bläser, die es in der mecklenburgischen und in der pommerschen Kirche gibt – und die sich so anhören, wenn 250 von ihnen gemeinsam blasen: Hier beim Landesposaunentag in Parchim – vor sich den baumlangen Kerl, der meistens auf einer umgedrehten Kiste steht und mit vollem Körpereinsatz dirigiert.

"Ein Sprichwort, das ich den Bläsern wieder jeden Tag wieder neu predige, ist: Von nichts kommt nichts. Das bedeutet: Wenn ich als Musiker erwarte, dass – wenn ich mich an die Orgel setze – die Leute zu mir kommen, das kann man heutzutage fast vergessen. Um nicht zu sagen: Das kann man völlig vergessen! Und deshalb ist meine Politik: Iich gehe zu den Leuten. Ich werfe nicht einfach einen Flyer rein, sondern ich klingele. Und dann kommt jemand raus und dann unterhalte ich mich mit dieser Person. Und dann hat man auf einmal einen ganz anderen Bezug, als wenn man nur einen Flyer findet im Briefkasten – na ja, vielleicht gehe ich da hin. Sondern: Oh, der war da, den finde ich eigentlich nett. Oder: Der hat mir so ein paar Sachen gesagt, die ich nicht wusste von der Kirche."

Zum Beispiel, dass es in der Kirche fröhlich zugehen kann. Wer einmal ein Konzert mit dem Landesposaunenwart miterlebt hat, weiss es: Da wird zum Mitsingen aufgefordert oder zum Aufstehen, und Martin Huss hätte auch nichts dagegen, wenn die Leute tanzen. Ein paar Mal soll das außerhalb Argentiniens und Spaniens schon gelungen sein, sagt der Musiker, und in seinen dunkelbraunen Augen blitzt der Schalk.

"Man muss versuchen: Auch moderne Musik, warum auch nicht Swing, warum auch nicht Rock? Warum nicht?"

Für die Seminare mit dem Argentinier liegen längst schon mehr Anmeldungen vor, als es Plätze gibt. Früher war es andersherum: Man musste dem Nachwuchs nachlaufen und konnte ihn doch nicht einkriegen. Wie ein Rattenfänger sei er, dieser Huss, heisst es anerkennend in Bläserkreisen und im Dorf. Nur, dass dieser Rattenfänger eine Posaune hat statt einer Flöte.

"Okay.’ F’ – chromatisch abwärts!"

Was sich gerade anhört wie die Generalprobe für sizilianische Trauermärsche, Mafia-Grusel inklusive, ist ein "Kleingemüse-Seminar" in Barkow. So hat Martin Huss es genannt, wenn sich die Jüngsten treffen. Für Nachwuchs zu sorgen, ist das Wichtigste, denn jedes Jahr verlassen junge Leute die Posaunenchöre, weil sie zur Ausbildung oder zur Arbeit aus ihrer Heimat wegziehen.

"Ich dachte, so für die Älteren von Euch, Ihr müsstet endlich mal eine Aufgabe, eine verantwortungsvolle Aufgabe, übernehmen. Das steht im Papier geschrieben, dass jeder von euch ein Patenkind bekommt, um den er sich die ganze Woche hier kümmern muss."

Dass Martin Huss manchmal "der" und "das" verwechselt, darüber wundert sich hier keiner. Alle kennen ihn und wissen, er kommt aus Argentinien, dieser Eins-Neunzig-Mann in den ausgebeulten und geflickten Hosen, mit den schwarzen, lockigen Haaren, den dunkelbraunen Augen und den roten Wangen; der eher aussieht wie ein Bauer, der gerade vom Feld kommt, als wie ein Kirchenmusiker. Und wirklich, Martin Huss, der Landesposaunenwart, hat Landwirtschaft studiert, bevor er Kirchenmusiker wurde.

"Von der Sprache her, die habe ich natürlich nicht 100-prozentig beherrscht, als ich nach Deutschland kam. Ich muss es so ausdrücken: Ich bin im Ausland als ‚Deutscher’ erzogen worden. Mein Vater war Deutscher, meine Mutter Ungarin. Die sind im Jahr 1939 aus Deutschland ausgewandert Ich habe natürlich das Deutschland kennengelernt – von der Sprache und von den Gewohnheiten – die mein Vater und meine Mutter erzählt haben. Die haben natürlich auch sehr viel von den Erinnerungen erzählt von Deutschland 1939, was sie damals verlassen hatten. Ja, und ich kam 1990 in Deutschland an und ich weiss, manche mich komisch angeguckt haben, wenn ich bestimmte Wörter oder Redewendungen benutzt habe, die die Leute gar nicht kannten!"

Das Elternhaus in einem Vorort von Buenos Aires – der Vater Künstler, die Mutter Lehrerin - war wie eine Glasglocke deutscher und ungarischer Kultur und Sprache.

"Vor allem mein Vater, der von der deutschen Kultur und Tradition sehr viel hielt – da hieß es immer Sonntags nach dem Mittagessen: Händewaschen, und jetzt wird musiziert!"

"Wir wurden in Argentinien deutscher erzogen als mancher hier in Deutschland. Zuerst wurde mir das bewusst, als ich 1990 hier zum Studium nach Deutschland kam. Da fing das an mit den Volksliedern. Meine Kommilitonen an der Hochschule für Kirchenmusik kannten kaum ein deutsches Volkslied. Das sind Sachen, die man erst im Nachhinein merkt, wie die Eltern an dieses Deutsche gehalten haben – nee, gehalten haben sagt man nicht. Ans das Deutsche fest – wie sagt man?"

"Am Deutschen festgehalten haben."

"Genau. Am Deutschen festgehalten haben."

Mit 17 kommt Martin Huss, der bis dahin Geige spielte, das erste Mal mit Bläsermusik in Berührung – in seiner Kirchgemeinde gab es einen kleinen Posaunenchor, den er bald ehreamtlich übernahm. Während einer Deutschlandtournee mit seiner argentinischen Gruppe 1989 - da ist Martin Huss 28 Jahre alt – bekommt er ein Stipendium für ein Kirchenmusikstudium in Hessen. Dort lernt er seine Frau kennen, eine Organistin. Nach ihrem Abschluss gehen die beiden nach Argentinien. Zwei ihrer drei Kinder werden dort geboren, das Leben ist schön, aber anstrengend. Denn als Musiker kann man kaum leben, viele Nebenjobs waren notwendig, um die Familie über Wasser zu halten. So ging es zurück nach Deutschland. Das Angebot als Landesposaunenwart nach Mecklenburg lockte.

"Ich sag nur: Ein Glück, dass ich damals diese Entscheidung getroffen habe. Ich weiss, 1998, als wir zurückkamen nach Deutschland, das war nicht einfach. Nicht einfach. Ich bin zwar als Deutscher im Ausland aufgewachsen, aber meine ganzen Freunde, bis auf Ausnahmen, sind Argentinier. Was ich vermisse, sind nicht nur Menschen, sondern das Klima, die Sonne zum Beispiel. Wenn Sie rausschauen: Das ist nicht nur heute, das ist, wenn man Glück hat, nur November, aber wenn man Pech hat, kann es so weitergehen!"

Mit einer resignierten Geste zeigt Martin Huss zum Fenster. Ein grauer Himmel hängt über Mecklenburg. Es nieselt schon den ganzen Tag.

"Ich denke, das prägt auch ein bisschen den Charakter von den Menschen. Die Mecklenburger sind – ja, was soll ich Ihnen sagen? Ich kann erst mal sagen: Von der Landschaft her ist es hier sehr mit Argentinien ähnlich. Diese Pampa, diese Weite, die gibt es hier auch. Und die Menschen sind natürlich am Anfang sehr reserviert. Aber wenn man mit den Mecklenburgern warm wird, dann entsteht eine riesige Freundschaft. Das kann ich nach acht Jahren hier bestätigen. Ich fühle mich sehr, sehr wohl hier in Mecklenburg und ich werde, so wie es aussieht, wahrscheinlich meinen Arbeitslebenslauf hier beenden. Ist das richtig ausgedrückt? Weiss ich gar nicht."

Was macht das schon, dass manchmal ein Wort ein wenig schief liegt? Martin Huss und seine Mecklenburger scheinen sich auch ohne Worte zu verstehen. Sie haben ja die Musik. Für die Jugendlichen sind die Proben und die Auftritte mit Martin Huss etwas ganz Besonderes. Den Unterschied zum heimatlichen Posaunenchor beschreibt der 19jährige Samuel so:

"Die Qualität – also, das auf jeden Fall. Naja, ich möchte jetzt nicht meinen Posaunenchor schlecht machen, aber es ist alles so ein bisschen konservativ noch, immer schön Choräle blasen und so. Das ist zwar alles ganz schön, aber irgendwie mit Martin, da erlebt man Sachen… – und vor allen Dingen, die Musik ist auch ganz anders, die wir hier spielen. Zum Beispiel die lateinamerikanische – sehr schön. Mit den ganzen Tangos, das gefällt mir sehr gut."

Während die Großen wie Samuel schon fast Profis sind und viele von ihnen bei Wettbewerben Preise gewannen, sind die Kleinen in Barkow heftig am Üben. Noch gerät nicht jeder Ton, wie er soll. Die Kinder sind trotzdem mit großer Ausdauer dabei: Drei Stunden am Stück halten sie so eine Probe schon aus.

"Alleine hat man gar keine Lust zu blasen. Und wenn man in der Gemeinschaft ist, möchte mal halt viel mehr blasen."

"Wir blasen nicht nur, wir reden auch viel. Und dann müssen meistens die Leute lachen, also, bei uns wird ziemlich oft gelacht in der Probe. Na ja, und wir sind eben auch zusammen."

Bald ist es wieder so weit, dass die Barkower Bläserkinder zum Advent in ihrem Dorf und in den Nachbardörfern von Tür zu Tür ziehen, in Altenheimen oder Krankenhäusern spielen. 95000 Kilometer ist Martin Huss mit seinem kleinen Dienstbus in jedem Jahr im Land unterwegs, manchmal fährt er wegen der Weiterbildung eines sechsköpfigen Posaunenchores 200 Kilometer weit. Sein Traum ist es, die alte, baufällige Pfarrscheune umzubauen zur "Barkower Blechscheune", einem Begegnungszentrum für Bläser aus Mecklenburg-Vorpommern.

"Das hat damit zu tun, dass einfach die Kilometerzahl, die ich im Jahr mache – das ist einfach nicht länger zu machen. Ich werde halt älter. Wir sind dabei, Sponsoren oder Leute zu finden, die vielleicht ein oder zwei Millionen übrig haben. Man weiss es nicht. Ich bin eine Person, ich glaube noch heute im Jahre 2007 an Wunder, so wie sie in der Bibel geschildert werden. Die gibt es – jeden Tag noch! Und vielleicht geschieht so ein Wunder – und wenn es nicht geschieht, dann sollte es halt nicht sein."

"Das letzte große Wunder, das ich erlebt habe, war unsere Kirche. Unsere Kirche, die 2004 eingestürzt ist. Und ich glaube, wir hatten in unserer Baukasse der Kirchgemeinde 450 Euro. Und dann haben wir gesagt: Ja, was machen wir nun?"

Ein Sturm, der eine Kirche einreißt. Und Menschen, die nicht nur an Wunder glauben, sondern auch beherzt dafür sorgen, dass sie vollendet werden – mit unzähligen Aufbaustunden, bei denen das ganze Dorf mitmachte. Und mit unzähligen Bläserkonzerten, bei denen Geld gesammelt wurde. Damit die 600jährige Kirche im Dorf bleibt.

"Wir haben natürlich etwas Einzigartiges vollbracht in Mecklenburg. Und das sage ich den Einwohnern jeden Tag wieder neu: Das Einmalige ist, dass innerhalb von anderthalb Jahren die Kirche wieder aufgebaut worden ist. Ich glaube, in Mecklenburg gab es das noch nie. Das ist wirklich ein Wahnsinn. Wie wir das geschafft haben, weiss ich heute noch nicht, aber es war irgendwie wie ein Schneeball."

Das Wunder von Barkow ist nicht nur die in Rekordzeit wieder aufgebaute Kirche. Das Wunder ist irgendwie auch dieser Argentinier aus dem Pfarrhaus, den man manchmal im Schlafanzug sieht oder in seinen schon berühmten geflickten Schlabberhosen – wobei Inge von nebenan dann immer um die Reputation des Nachbarn bangt, wenn er sie sogar zum Konzert im Garten trägt.

"Ich wollte, dass er ein bisschen vornehm aussieht, denn er ist ja doch ein hübscher Mann, kann man nicht anders sagen. Und wenn er dann seinen dunklen Anzug anhat, Krawatte, dann wirkt er durch und durch. Dann gucken ihn alle verliebt an! Aber wir sind ja aus dem Alter raus, wo es seiner Frau wehtun könnte, ne Uschi?"

Was die Barkower Frauen zur Anziehungskraft "ihres" Argentiniers zu sagen haben, ergänzt Posaunenkollege Eberhard Erdmann, soeben zurückgekehrt von einer Argentinien-Reise der Mecklenburger Bläser, von fachlich-männlicher Seite so:

"Es ist klar, dass da einer wie ein Leuchtturm da steht. Einer, der von weither die Schiffe schon anzieht. Und so ähnlich ist es ja wahrscheinlich auch. Und zwar die kleinen und die großen. Das haben wir auch jetzt in Argentinien gemerkt. Für ihn war das ein Heimspiel, er hat so eine Ausstrahlung, dass er Leute begeistern kann – was in Argentinien ein bisschen leichter fällt als hier, aber hier gelingt es eben auch!"

Soviel ist klar: So einer wie Martin Huss, der mit einem musiziert, Fußball spielt und Tennis, der einen ansteckt mit seiner Fröhlichkeit und mit seinem Elan, dem man sein Herz ausschütten kann und der einen ernst nimmt – so einer wie dieser Mann von der Sonnenseite der Welt kann jedem Kind - und nicht nur jedem Kind - einfach nur gut tun. Welches Geheimnis steckt dahinter, dass einer die Menschen so verzaubern kann? Geheimnis? Martin Huss schüttelt den Kopf und zieht noch einmal an dem Trinkröhrchen in seinem Matetee. Mehr als 50 Kilo davon verbraucht er in einem Jahr, das gibt ihm Kraft und Gesundheit, sagt er. Und noch etwas? Ja, vielleicht doch. Es ist ein Satz von seinem Vater, den er sich zu Herzen nimmt und der vom Herzen handelt.

"Der Vater hat immer sehr viele Sprüche gehabt. Je älter man wird, desto mehr kommen die in Erinnerung. Und er hat immer gesagt: Man kann den Leuten erzählen, was man will. Aber um mit Menschen Kontakt zu haben und mit denen eine Freundschaft zu beginnen, muss – wenn man redet oder etwas sagt – muss es vom Herzen kommen und nicht vom Kopf. Und die Erklärung dafür war: Was man im Kopf hat, das vergisst man. Was man im Herzen hat, vergisst man nicht. Und die zweite Erklärung ist: Was man im Herzen hat, ist immer die Wahrheit. Und was man im Kopf hat, ist manchmal Blödsinn."