Das Wort Design ist "ruiniert"

Klaus Klemp im Gespräch mit Dieter Kassel |
Das Interessante an Apple sei, dass sie komplexe Geräte mit einer einfachen Bedienung und klaren Formsprache ausstatten, erklärt der Designhistoriker Klaus Klemp von der Hochschule Rhein-Main. So habe die Designgruppe von Jonathan Ive zum großen Erfolg des Unternehmens beigetragen.
Dieter Kassel: Simplicity is the ultimate Sophistication – zu Deutsch in etwa: Einfachheit ist die höchste Form der Raffinesse. Dieser Satz stammt von Steve Jobs, und der Satz ist schon ziemlich alt: In den 80er-Jahren stand das im ersten Apple-Verkaufsprospekt. Und auch wenn die Meinungen darüber, ob Apple-Produkte technisch wirklich immer überzeugen und ihr Geld wert sind, weit auseinandergehen, ein ganz eigenes, stets wiedererkennbares Design haben die Geräte – das geben auch Apple-Kritiker zu. Und über dieses Design wollen wir jetzt mit Klaus Klemp reden, er ist Ausstellungsleiter des Museums für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main und Professor für Designgeschichte an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. Und in Frankfurt ist er jetzt für uns im Studio, schönen guten Morgen, Professor Klemp!

Klaus Klemp: Schönen guten Morgen, Herr Kassel!

Kassel: Was würden Sie denn sagen: Wie viel Prozent des Apple-Erfolgs beruhen auf Technik und wie viel auf Design?

Klemp: Das ist so einfach nicht zu sagen, vor allen Dingen, wenn man Technik und Design trennt. Ich glaube, wir müssen uns über den Designbegriff neu klar werden. Das Wort Design ist gerade in Deutschland – lassen Sie es mich etwas rigide sagen – ruiniert. Wenn ich in der Zeitung lese, Designer-Laptop beim Discounter, dann ist Design in Deutschland eigentlich nur noch ein Marketing-Begriff, der dazu benutzt wird, um Dinge teurer zu machen, als sie eigentlich sind.

Sie können die schriftliche Fassung des ausführlichen Interviews nachlesen, das im Radiofeuilleton lief.

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