Das wird kosten!
Im Freistaat schmelzen die Gletscher. Die Folgen: die Sommer werden zunehmend trockener, die Niederschläge im Winter nehmen zu. Hochwasserschäden und Ernteausfälle könnten zunehmen. Womit rechnen Politik, Wirtschaft und Bürger?
Schöne Bilder von Bayerns Bergwelt gehören zum Image des Freistaates. Deutschlands einzige Gletscher, fünf an der Zahl, liegen in den bayerischen Alpen. Der bekannteste ist wohl der auf der Zugspitze. Doch: Der Gletscher zieht sich zurück.
Seit der letzten "Kleinen Eiszeit" um 1850 schrumpfen die weißen Riesen, schon 1975 waren sie nur noch halb so groß.
Seitdem haben die Eismassen nochmals rapide abgenommen - immer schneller, weitere 20 bis 30 Prozent. Die schmelzenden Gletscher zeigen, was auch andernorts sichtbar wird: Der "Klimaatlas von Bayern" verändert sich. Hochwasser, Schlammlawinen, Stürme oder Dürreperioden: Die Extremwetterlagen nehmen zu.
Frühling im Nürnberger Reichswald - hellgrüne Blätter sprießen aus den Zweigen, durchziehen den Wald wie ein feines Netz. Während die Medien und die Politik das Thema Klimawandel entdeckt haben, befindet sich im wohl ältesten von Menschenhand angelegten Wald der Welt scheinbar alles im Gleichgewicht.
"Wir sind jetzt hier in der Nähe vom Wendelstein im südlichen Reichswald, sehen alte Laubbäume, und das ist dann immer ein Segen für den Wald wenn es auch noch ein paar alte Laubbäume gibt."
Ralph Straußberger, Waldreferent vom Bund Naturschutz ist zufrieden:
"Ja wir gehen jetzt da in einen Bereich mit Kiefern, wo dann ein Mischwald unten drunter hochgezogen wurde, wir haben wir eine Hainbuche, Linde, Eichen sind auch dabei."
Das Knistern, Knacken und Rascheln signalisiert dem Kenner: der Wald ist viel zu trocken für die Jahreszeit. Waldbrandwarnungen, die sonst erst im Hochsommer ausgegeben werden, gibt es heuer schon seit Anfang April. Und am Thumsee bei Bad Reichenhall brannte es bereits, 20 Hektar Wald - ein Raub der Flammen, genau wie die Aufforstungsarbeit der letzten Jahre. Und die hohen Kosten dafür.
Wenn zuviel Fichten und zuwenig Laubbäume im Wald stehen, wächst bei steigenden Temperaturen nicht nur die Waldbrandgefahr:
Die Fichte, die durch ihr schnelles Wachstum lange Zeit als Brotbaum der Forstwirte galt, hat keine Überlebenschance.
"Da waren ziemlich viel Borkenkäfer drin, das ist ein immenser Befall, man merkt's auch, die Rinde ist ganz trocken."
Mit ihren flachen Wurzeln halten Fichten auch großen Stürmen nicht stand. Der letzte Sturm, Kyrill, lichtete im Januar die Fichtenwälder. Langsam wachsende Mischwälder wären widerstandsfähiger, aber: die brauchen Zeit, also Geduld und Voraussicht.
Große Flächen des Nürnberger Reichswaldes wurden auf Betreiben des Bund Naturschutz seit den 80er Jahren umgebaut. Mit großem Erfolg. Heute wachsen dort nicht mehr nur Fichten und Kiefern, sondern auch solche, die in einer wärmeren, trockeneren Zukunft in Bayern bessere Überlebenschancen haben: Buchen und Eichen. Mischwälder sind gegen Schädlinge u n d gegen Waldbrände besser gewappnet.
Noch gibt es in Bayern große Waldflächen, die nur aus Fichten bestehen und damit langsam absterben, sei es im Fichtelgebirge, im Frankenwald oder in der Oberpfalz. Die Kosten, damit die bayerischen Wälder auch in Zukunft weiter wachsen, sind in etwa bekannt.
"Es gibt eine Untersuchung der Bayerischen Landesanstalt für Forstwirtschaft, die hat nur die Fichtenwälder jetzt mal untersucht, da bleiben die Kiefernwälder, wo wir auch Problem kriegen, außen vor. Und da gab es eine Abschätzung, dass es über 310 Hektar dieser Wälder gibt in warm trockenen Gebieten, das ist natürlich etwas, was im Zeichen des Klimawandels nicht mehr gut geht. Und wenn man das jetzt mal hochrechnet, diese 300.000 Hektar mal durchschnittlichen Kulturkosten vielleicht von 5000 Euro pro Hektar, die das kostet etwas anzupflanzen, dann kommen wir etwa auf 1,5 Milliarden Euro."
Der bayerische Sommer wird in Zukunft heißer und trockener, der Winter feuchter und er kommt später. Niederschläge verteilen sich nicht mehr gleichmäßig über das ganze Jahr. Dadurch steigt die Gefahr von Unwettern, die zu Erdrutschen, Murenabgängen und Hochwasser führen können. Der Hochwasserschutz ist deshalb das Thema Nummer Eins im flussreichen Bayern, sagt Klimaforscher Wolfgang Seiler.
"Wir rechnen in den nächsten 30 Jahren im Voralpengebiet mit einem Temperaturzuwachs von zwei Grad Celsius und das ist genauso viel, wie in den letzten 120 Jahre beobachtet wurde. Sie sehen daran, dass die Klimaänderung immer schneller erfolgt, sie läuft uns quasi weg und dementsprechend werden natürlich auch die Folgen immer umfangreicher."
Wolfgang Seiler ist Direktor des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung des Forschungszentrums Karlsruhe und arbeitet in Garmisch Partenkirchen. Dort werden seit Jahren die Temperaturschwankungen und das Wetter im Freistaat wissenschaftlich ausgewertet. Die dramatische Gletscherschmelze ist da nur ein Alarmsignal. Durch die Nähe zu den Alpen wird es in Bayern in den nächsten Jahrzehnten wärmer als anderswo, in der Folge verändern sich die Niederschlagsmengen.
Am Fuße der Zugspitze gab es in den letzten sechs Jahren bereits ein "Jahrhunderthochwasser" und ein "Jahrtausendhochwasser". Die Loisach, ein kleiner Fluss, verwandelte sich nach starken Regenfällen in einen reißenden Strom, der Millionenschäden verursachte. Dabei richtete die Jahrtausendflut 2005 weniger Schäden an als das Jahrhunderthochwasser. Die bayerische Staatregierung hatte in den Hochwasserschutz investiert und sie stockt ihn weiter auf. Bis zum Jahr 2020 will der Freistaat 2,3 Milliarden Euro investieren. Umweltminister Werner Schnappauf.
"Wir haben unsere Hochwasserschutzanstrengungen noch mal forciert und geben allein in den drei Jahren von 2006 bis 2008 jetzt 450 Millionen Euro in den Hochwasserschutz, wobei ein Schwerpunkt liegen wird im Alpenraum."
Wie viel wird der Klimawandel den Freistaat kosten? In einem gewaltigen Gebäudekomplex an Münchens Flaniermeile, der Leopoldstraße, hat sich die Münchner Rückversicherung einquartiert. Peter Höppe, der Meteorologe, ist Leiter der Georisikoforschungsabteilung der Münchner Rück. In einer der größten Datenbanken der Welt für Naturkatastrophen werden Schadensprognosen in Bargeld umgerechnet. Die Rück-Versicherung sichert andere Versicherungen gegen extreme Schäden – und die nehmen beachtlich zu.
"Es sind eher die Überschwemmungen, die in Bayern die zugenommen haben und für größere Schäden sorgen, es sind die heißeren, trockneren Sommer, 2003 zum Beispiel, die wir in Zukunft häufiger erleben werden, die dazuführen, dass in der Landwirtschaft mehr bewässert werden muss oder die Ernten zurückgehen. Das die Flusspegel sinken, und dass Wasser so warm wird, dass es als Kühlwasser nicht mehr taugt, dass Kraftwerke Betrieb unterbrechen müssen, das Schäden entstehen wie diesen Winter in der Skiindustrie, dass Lifte nicht in Betrieb genommen werden können, dass Skiurlauber ausbleiben – das sind also Wirkungen, die speziell in Bayern festzustellen sind."
Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten. Höppe rechnet deshalb damit, dass sich die Kosten durch Unwetter in Bayern bis zum Jahr 2030 verzehnfachen werden.
"Es sollte der Schadensanfall proportional mit den Prämieneinkommen steigen, aber in den letzten Jahren hat sich da eine Schere aufgetan, das heißt: die Schäden sind in den letzten Jahren stärker gestiegen als die Prämien."
In den Bayerischen Bergen, den Mittelgebirgen und am Alpenrand sieht die Zukunft eher grün als weiß aus. Gerade die bayerischen Wintersportorte gehören nach Ansicht von Klimaforschern zu den großen Verlieren beim Klimawandel, wenn sie sich nicht rechtzeitig auf die veränderten Temperaturen einstellen. Schneesicherheit gibt es laut Statistik bis zum Jahr 2050 nur noch für Orte in Höhenlagen über 1500 bis 1800 Meter – damit wären nur Garmisch Partenkirchen und Obersdorf weiterhin wintersporttauglich. Doch auch dort werden sich die Niederschläge verschieben. Schnee pünktlich zu den Weihnachtsferien - in Zukunft eher eine Seltenheit. Viele Wintersportorte glauben, das Schneeproblem durch Kunstschnee lösen zu können. Allein in diesem Winter wurden mehr als 14 Prozent der Pisten in Bayern künstlich beschneit. Für Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern, eine gigantische Fehlinvestition.
"Wir können durchaus davon ausgehen, dass pro Kilometer beschneiter Piste Kosten anfallen in einer Größenordnung von 600 bis 800tausend Euro. Das heißt jetzt bei etwas mehr als 400 Kilometer beschneiter Piste, das Größenordnungen in Höhe von einigen Hundert Millionen investiert wurden, die hier investiert wurden, teilweise auch mit staatlicher Unterstützung. Und das können und dürfen wir uns nicht mehr leisten."
Die Bayerische Staatsregierung bezuschusst zwar nur Kunstschneeanlagen, die dem Hochleistungssport helfen sollen, dennoch kamen in den letzten Jahren weit über sechs Millionen Euro Ausgaben zusammen. Investitionen, die andere nach sich ziehen. Denn der Kunstschnee, so der Bund Naturschutz, verstärkt die Hochwassergefahr in den Bergen, was wiederum neue Ausgaben in den Hochwasserschutz erfordert. Eine Kostenspirale, die gerade dort wirkt, wo der Klimawandel die stärksten Auswirkungen haben dürfte.
"Von einem Umdenken ist im Moment leider noch nichts zu merken, bis hin zu der Absurdität dass man im Fichtelgebirge jetzt eine Skiabfahrtshalle plant. Dass heißt: Man sagt, wir werden keinen Schnee mehr haben, Beschneiungsanlagen rechnen sich nicht mehr, das heißt: wir machen es so wie in Dubai, eine Halle mit einigen hundert Meter Länge und finanzieren die noch über Europäische Strukturgelder und bauen eine solche Halle am Ochsenkopf. Die Tatsache, dass eine solche absurde Planung nicht auf helles Gelächter stößt oder auf Leute und Bürgermeister ,die sagen: 'Spinnen wir jetzt komplett als Gesellschaft, sondern das man sagt jawohl - das ist eine wichtige Alternative!' zeigt, dass wir nach wie vor mit erheblichen Bewusstseinsdefiziten konfrontiert sind und wir brauchen das Geld für lebensnotwenige und nicht mehr für lebensbelastende Maßnahmen."
"Bayern ist auch dadurch gekennzeichnet, dass viele Kernkraftwerke am Netz sind, die werden in der Zukunft im Sommer Probleme bekommen, weil nicht genügend Kühlwasser vorhanden ist, so dass man hier auch eher die Solarenergie nutzen wird als die Kernenergie."
Auch Claudia Kemfert, Professorin für Umweltökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, prophezeit hohe volkswirtschaftliche Schäden für Bayern. Hochwasser und Dürreperioden führen dazu, dass Kraftwerke nicht mehr gleichmäßig übers Jahr verteilt Energie gewinnen können. Kernkraftwerke, die auf Wasser angewiesen sind, haben schon heute bei einem Temperaturanstieg Probleme. Bereits im Sommer 2003 und im vergangenen Jahr musste deshalb die Leistung des Kraftwerkes Isar I um bis zu 50 Prozent heruntergefahren werden. In solchen trockenen, heißen Sommern muss der Konzern Strom zukaufen, das kostet. Dieses Jahr standen die Betreiber bereits im April vor Problemen. Die Isar führt zu wenig Wasser, zuwenig Kühlwasser für die volle Leistung. Der Energiekonzern EON will deshalb im niederbayerischen Kraftwerk für rund zehn Millionen Euro eine Zellkühlungserweiterung einbauen lassen. Doch ganz andere Investitionen wären nach Ansicht von Umweltschützern im Hinblick auf den Klimawandel sinnvoll.
"Zwei Drittel der in den Kraftwerken erzeugten Energie wird eben nicht genutzt, das können und dürfen wir uns nicht leisten. Die Alternative sind Kraft-Wärme Kopplungsanlagen, die ja ein gewaltiges Potenzial haben. Auch das Bundeswirtschaftsministerium spricht hier von einem Potenzial von 40 bis 50 Prozent des heutigen Strombedarfs. Und die Forderung geht an die großen Stromkonzerne, sich endlich dafür zu öffnen und nicht die sinnvolle Kraft-Wärme-Kopplung durch alle möglichen bis hin zu schikanösen Maßnahmen zu verhindern und zu erschweren."
Gerade im Bereich der Energieversorgung gibt es noch Einsparungspotenzial. Der Bund Naturschutz geht davon aus, dass alleine die Umrüstung von Privathaushalten auf energiesparende Elektrogeräte sieben Kernkraftwerke in Deutschland einsparen könnte.
"Politiker müssen es schaffen, eine Klimapolitik zu betreiben, die auch Emissionsminderung bedeutet, dass heißt, dass man in dem Bereich Energieversorgung, wo sehr viele Emissionen entstehen, diese ersetzt und innovative Technologien entwickelt. Auf der anderen Seite muss es auch darum gehen andere Bereiche mit ein zu beziehen, wie zum Beispiel der Verkehrssektor, wo auch sehr viel große Emissionen auftreten. Dort müssen Abgasarme Fahrzeuge entwickelt werden."
Nach Schätzungen des Deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts werden die Kosten, die so auf Bayern zukommen, in den nächsten 50 Jahren bis zu 800 Milliarden Euro betragen.
Zwar ist der CO2-Ausstoß in Bayern mit 6,8 Tonnen pro Kopf und Jahr im Vergleich zu anderen Bundesländer noch mit am niedrigsten, allerdings ist das nicht unbedingt auf die Bemühungen der Industrie zurückzuführen. Das weiß auch Umweltminister Werner Schappauf.
"Die Automobilindustrie hat nach dem jetzigen Stand die selbst gesetzte CO2 Minderungsverpflichtung nicht erreicht. Es muss mehr getan werden schneller und intensiver an das Thema heran, denn die Klimaentwicklung galoppiert im Moment schneller als die Anstrengungen in der Wirtschaft, auch im Verkehrsvergleich sind, um dem zu begegnen."
Geht es nach dem Willen des Bayerischen Umweltministers soll der Schadstoffausstoß bis zum Jahr 2010 noch einmal um etwa ein Prozent gesenkt werden. Ein Umweltpakt der Staatsregierung mit der Bayerischen Wirtschaft soll in Zukunft einen Beimischungszwang für Biokraftstoffe erwirken, durch den sich der Kohlendioxidausstoß reduziert.
"Es muss schick werden, über die Münchner Leopoldstraße mit einem Hybridfahrzeug zu flanieren, anstatt mit einem schweren Allradbetrieben Geländewagen mitten in der Stadt. Wir brauchen Meinungsführer, die deutlich machen, dass es zum Lifestyle des 21. Jahrhunderts gehört, sich Klimaverträglich zu verhalten."
Auf den landwirtschaftlichen Versuchsflächen der Agrar-Meteorologen in Weihenstephan. Die Witterung, das Wachstum landwirtschaftlicher Nutzpflanzen, die Ausbreitung von Schädlingen oder Pilzkrankheiten und vor allem die Bodenfeuchtigkeit – sie werden dort seit Jahren untersucht. Harald Maier ist Leiter der Agrarmeteorologischen Niederlassung des deutschen Wetterdienstes im Weihenstephaner Wissenschaftszentrum.
"Hier sehen wir einen Traktor, der fährt über ein Feld, auf dem ganz offensichtlich Mais angesät werden soll. An dem Traktor hängt eine Walze, die dazu dient, die groben Schollen zu zerkleinern. Das ist anders schon fast gar nicht mehr möglich weil der Boden schon so stark ausgetrocknet ist."
Bei den Klimaforschern in Weihenstephan klingeln die Telefone, Bauern suchen kompetenten Rat, wie das Wetter wird, was wann wie am sinnvollsten gepflanzt werden kann. Wissenschaftliche Beratung, die nach Ansicht von Harald Maier genau wie eine bessere Ausbildung der Landwirte in Zukunft immer wichtiger werden wird. Gerade Standorte in Bayern, die heute schon unter Trockenheit leiden, werden in Zukunft stärker betroffen sein und müssen sich entsprechend anpassen.
"Würde jetzt die Trockenheit so weitergehen wie bisher und wir würden ähnlich Bedingungen bekommen wie 2003 – was niemand vorhersagen kann, dann würde das bedeuten, dass an manchen Standorten in Bayern Ertragsrückgänge bis zu 60 Prozent zu erwarten wären, an den guten Standorten wären die Ertragseinbußen im Bereich von 10 bis 15 Prozent."
Ein Grad mehr auf der Temperaturskala verlängert zwar insgesamt die Wachstumsperiode von Pflanzen um ein bis zwei Wochen, nutzt aber grundsätzlich nur Grasflächen und der hartgesottenen Zuckerrübe. Die Erträge bei Weizen und anderen Getreidesorten werden dagegen schlechter. Unter Forstwirten gilt Franken ohnehin schon lange als Bayerische Sahelzone.
"Die Landwirte werden sich daran gewöhnen müssen, dass Aussaattermine, die bisher als normal gegolten haben, in Zukunft so nicht mehr angewendet werden können. Man wird nachdenken müssen über wassersparende, erosionsmindernde Verfahren, man wird einen höheren Aufwand betreiben müssen bei der Schädlingsbekämpfung, die Unkrautbekämpfung wird auch schwieriger werden."
In der Fortwirtschaft, im Tourismus, in der Energieversorgung ist der Klimawandel keine Zukunftsaussicht, sondern Tagesthema. Dort sind bereits heute Investitionen in Milliardenhöhe notwendig. Und mit jedem Tag Warten steigen die Kosten weiter an.
"Wenn sie sich die Zahlen der Fachleute anschauen, dann wird immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Kosten, die durch die Folgen der Klimaänderung, durch die Schäden da anfallen, viel höher sind als die Vermeidungskosten, nur der große Unterschied ist: die Vermeidungskosten fallen jetzt an, die Schäden treten vielleicht erst in 10 oder 20 Jahren auf. Was nicht heißt das wir jetzt nichts mehr machen brauchen – im Gegenteil, wir müssen jetzt um so mehr tun, um die Klimaänderung in 30 Jahren zu stabilisieren."
Seit der letzten "Kleinen Eiszeit" um 1850 schrumpfen die weißen Riesen, schon 1975 waren sie nur noch halb so groß.
Seitdem haben die Eismassen nochmals rapide abgenommen - immer schneller, weitere 20 bis 30 Prozent. Die schmelzenden Gletscher zeigen, was auch andernorts sichtbar wird: Der "Klimaatlas von Bayern" verändert sich. Hochwasser, Schlammlawinen, Stürme oder Dürreperioden: Die Extremwetterlagen nehmen zu.
Frühling im Nürnberger Reichswald - hellgrüne Blätter sprießen aus den Zweigen, durchziehen den Wald wie ein feines Netz. Während die Medien und die Politik das Thema Klimawandel entdeckt haben, befindet sich im wohl ältesten von Menschenhand angelegten Wald der Welt scheinbar alles im Gleichgewicht.
"Wir sind jetzt hier in der Nähe vom Wendelstein im südlichen Reichswald, sehen alte Laubbäume, und das ist dann immer ein Segen für den Wald wenn es auch noch ein paar alte Laubbäume gibt."
Ralph Straußberger, Waldreferent vom Bund Naturschutz ist zufrieden:
"Ja wir gehen jetzt da in einen Bereich mit Kiefern, wo dann ein Mischwald unten drunter hochgezogen wurde, wir haben wir eine Hainbuche, Linde, Eichen sind auch dabei."
Das Knistern, Knacken und Rascheln signalisiert dem Kenner: der Wald ist viel zu trocken für die Jahreszeit. Waldbrandwarnungen, die sonst erst im Hochsommer ausgegeben werden, gibt es heuer schon seit Anfang April. Und am Thumsee bei Bad Reichenhall brannte es bereits, 20 Hektar Wald - ein Raub der Flammen, genau wie die Aufforstungsarbeit der letzten Jahre. Und die hohen Kosten dafür.
Wenn zuviel Fichten und zuwenig Laubbäume im Wald stehen, wächst bei steigenden Temperaturen nicht nur die Waldbrandgefahr:
Die Fichte, die durch ihr schnelles Wachstum lange Zeit als Brotbaum der Forstwirte galt, hat keine Überlebenschance.
"Da waren ziemlich viel Borkenkäfer drin, das ist ein immenser Befall, man merkt's auch, die Rinde ist ganz trocken."
Mit ihren flachen Wurzeln halten Fichten auch großen Stürmen nicht stand. Der letzte Sturm, Kyrill, lichtete im Januar die Fichtenwälder. Langsam wachsende Mischwälder wären widerstandsfähiger, aber: die brauchen Zeit, also Geduld und Voraussicht.
Große Flächen des Nürnberger Reichswaldes wurden auf Betreiben des Bund Naturschutz seit den 80er Jahren umgebaut. Mit großem Erfolg. Heute wachsen dort nicht mehr nur Fichten und Kiefern, sondern auch solche, die in einer wärmeren, trockeneren Zukunft in Bayern bessere Überlebenschancen haben: Buchen und Eichen. Mischwälder sind gegen Schädlinge u n d gegen Waldbrände besser gewappnet.
Noch gibt es in Bayern große Waldflächen, die nur aus Fichten bestehen und damit langsam absterben, sei es im Fichtelgebirge, im Frankenwald oder in der Oberpfalz. Die Kosten, damit die bayerischen Wälder auch in Zukunft weiter wachsen, sind in etwa bekannt.
"Es gibt eine Untersuchung der Bayerischen Landesanstalt für Forstwirtschaft, die hat nur die Fichtenwälder jetzt mal untersucht, da bleiben die Kiefernwälder, wo wir auch Problem kriegen, außen vor. Und da gab es eine Abschätzung, dass es über 310 Hektar dieser Wälder gibt in warm trockenen Gebieten, das ist natürlich etwas, was im Zeichen des Klimawandels nicht mehr gut geht. Und wenn man das jetzt mal hochrechnet, diese 300.000 Hektar mal durchschnittlichen Kulturkosten vielleicht von 5000 Euro pro Hektar, die das kostet etwas anzupflanzen, dann kommen wir etwa auf 1,5 Milliarden Euro."
Der bayerische Sommer wird in Zukunft heißer und trockener, der Winter feuchter und er kommt später. Niederschläge verteilen sich nicht mehr gleichmäßig über das ganze Jahr. Dadurch steigt die Gefahr von Unwettern, die zu Erdrutschen, Murenabgängen und Hochwasser führen können. Der Hochwasserschutz ist deshalb das Thema Nummer Eins im flussreichen Bayern, sagt Klimaforscher Wolfgang Seiler.
"Wir rechnen in den nächsten 30 Jahren im Voralpengebiet mit einem Temperaturzuwachs von zwei Grad Celsius und das ist genauso viel, wie in den letzten 120 Jahre beobachtet wurde. Sie sehen daran, dass die Klimaänderung immer schneller erfolgt, sie läuft uns quasi weg und dementsprechend werden natürlich auch die Folgen immer umfangreicher."
Wolfgang Seiler ist Direktor des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung des Forschungszentrums Karlsruhe und arbeitet in Garmisch Partenkirchen. Dort werden seit Jahren die Temperaturschwankungen und das Wetter im Freistaat wissenschaftlich ausgewertet. Die dramatische Gletscherschmelze ist da nur ein Alarmsignal. Durch die Nähe zu den Alpen wird es in Bayern in den nächsten Jahrzehnten wärmer als anderswo, in der Folge verändern sich die Niederschlagsmengen.
Am Fuße der Zugspitze gab es in den letzten sechs Jahren bereits ein "Jahrhunderthochwasser" und ein "Jahrtausendhochwasser". Die Loisach, ein kleiner Fluss, verwandelte sich nach starken Regenfällen in einen reißenden Strom, der Millionenschäden verursachte. Dabei richtete die Jahrtausendflut 2005 weniger Schäden an als das Jahrhunderthochwasser. Die bayerische Staatregierung hatte in den Hochwasserschutz investiert und sie stockt ihn weiter auf. Bis zum Jahr 2020 will der Freistaat 2,3 Milliarden Euro investieren. Umweltminister Werner Schnappauf.
"Wir haben unsere Hochwasserschutzanstrengungen noch mal forciert und geben allein in den drei Jahren von 2006 bis 2008 jetzt 450 Millionen Euro in den Hochwasserschutz, wobei ein Schwerpunkt liegen wird im Alpenraum."
Wie viel wird der Klimawandel den Freistaat kosten? In einem gewaltigen Gebäudekomplex an Münchens Flaniermeile, der Leopoldstraße, hat sich die Münchner Rückversicherung einquartiert. Peter Höppe, der Meteorologe, ist Leiter der Georisikoforschungsabteilung der Münchner Rück. In einer der größten Datenbanken der Welt für Naturkatastrophen werden Schadensprognosen in Bargeld umgerechnet. Die Rück-Versicherung sichert andere Versicherungen gegen extreme Schäden – und die nehmen beachtlich zu.
"Es sind eher die Überschwemmungen, die in Bayern die zugenommen haben und für größere Schäden sorgen, es sind die heißeren, trockneren Sommer, 2003 zum Beispiel, die wir in Zukunft häufiger erleben werden, die dazuführen, dass in der Landwirtschaft mehr bewässert werden muss oder die Ernten zurückgehen. Das die Flusspegel sinken, und dass Wasser so warm wird, dass es als Kühlwasser nicht mehr taugt, dass Kraftwerke Betrieb unterbrechen müssen, das Schäden entstehen wie diesen Winter in der Skiindustrie, dass Lifte nicht in Betrieb genommen werden können, dass Skiurlauber ausbleiben – das sind also Wirkungen, die speziell in Bayern festzustellen sind."
Der Klimawandel ist nicht aufzuhalten. Höppe rechnet deshalb damit, dass sich die Kosten durch Unwetter in Bayern bis zum Jahr 2030 verzehnfachen werden.
"Es sollte der Schadensanfall proportional mit den Prämieneinkommen steigen, aber in den letzten Jahren hat sich da eine Schere aufgetan, das heißt: die Schäden sind in den letzten Jahren stärker gestiegen als die Prämien."
In den Bayerischen Bergen, den Mittelgebirgen und am Alpenrand sieht die Zukunft eher grün als weiß aus. Gerade die bayerischen Wintersportorte gehören nach Ansicht von Klimaforschern zu den großen Verlieren beim Klimawandel, wenn sie sich nicht rechtzeitig auf die veränderten Temperaturen einstellen. Schneesicherheit gibt es laut Statistik bis zum Jahr 2050 nur noch für Orte in Höhenlagen über 1500 bis 1800 Meter – damit wären nur Garmisch Partenkirchen und Obersdorf weiterhin wintersporttauglich. Doch auch dort werden sich die Niederschläge verschieben. Schnee pünktlich zu den Weihnachtsferien - in Zukunft eher eine Seltenheit. Viele Wintersportorte glauben, das Schneeproblem durch Kunstschnee lösen zu können. Allein in diesem Winter wurden mehr als 14 Prozent der Pisten in Bayern künstlich beschneit. Für Hubert Weiger, Landesvorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern, eine gigantische Fehlinvestition.
"Wir können durchaus davon ausgehen, dass pro Kilometer beschneiter Piste Kosten anfallen in einer Größenordnung von 600 bis 800tausend Euro. Das heißt jetzt bei etwas mehr als 400 Kilometer beschneiter Piste, das Größenordnungen in Höhe von einigen Hundert Millionen investiert wurden, die hier investiert wurden, teilweise auch mit staatlicher Unterstützung. Und das können und dürfen wir uns nicht mehr leisten."
Die Bayerische Staatsregierung bezuschusst zwar nur Kunstschneeanlagen, die dem Hochleistungssport helfen sollen, dennoch kamen in den letzten Jahren weit über sechs Millionen Euro Ausgaben zusammen. Investitionen, die andere nach sich ziehen. Denn der Kunstschnee, so der Bund Naturschutz, verstärkt die Hochwassergefahr in den Bergen, was wiederum neue Ausgaben in den Hochwasserschutz erfordert. Eine Kostenspirale, die gerade dort wirkt, wo der Klimawandel die stärksten Auswirkungen haben dürfte.
"Von einem Umdenken ist im Moment leider noch nichts zu merken, bis hin zu der Absurdität dass man im Fichtelgebirge jetzt eine Skiabfahrtshalle plant. Dass heißt: Man sagt, wir werden keinen Schnee mehr haben, Beschneiungsanlagen rechnen sich nicht mehr, das heißt: wir machen es so wie in Dubai, eine Halle mit einigen hundert Meter Länge und finanzieren die noch über Europäische Strukturgelder und bauen eine solche Halle am Ochsenkopf. Die Tatsache, dass eine solche absurde Planung nicht auf helles Gelächter stößt oder auf Leute und Bürgermeister ,die sagen: 'Spinnen wir jetzt komplett als Gesellschaft, sondern das man sagt jawohl - das ist eine wichtige Alternative!' zeigt, dass wir nach wie vor mit erheblichen Bewusstseinsdefiziten konfrontiert sind und wir brauchen das Geld für lebensnotwenige und nicht mehr für lebensbelastende Maßnahmen."
"Bayern ist auch dadurch gekennzeichnet, dass viele Kernkraftwerke am Netz sind, die werden in der Zukunft im Sommer Probleme bekommen, weil nicht genügend Kühlwasser vorhanden ist, so dass man hier auch eher die Solarenergie nutzen wird als die Kernenergie."
Auch Claudia Kemfert, Professorin für Umweltökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, prophezeit hohe volkswirtschaftliche Schäden für Bayern. Hochwasser und Dürreperioden führen dazu, dass Kraftwerke nicht mehr gleichmäßig übers Jahr verteilt Energie gewinnen können. Kernkraftwerke, die auf Wasser angewiesen sind, haben schon heute bei einem Temperaturanstieg Probleme. Bereits im Sommer 2003 und im vergangenen Jahr musste deshalb die Leistung des Kraftwerkes Isar I um bis zu 50 Prozent heruntergefahren werden. In solchen trockenen, heißen Sommern muss der Konzern Strom zukaufen, das kostet. Dieses Jahr standen die Betreiber bereits im April vor Problemen. Die Isar führt zu wenig Wasser, zuwenig Kühlwasser für die volle Leistung. Der Energiekonzern EON will deshalb im niederbayerischen Kraftwerk für rund zehn Millionen Euro eine Zellkühlungserweiterung einbauen lassen. Doch ganz andere Investitionen wären nach Ansicht von Umweltschützern im Hinblick auf den Klimawandel sinnvoll.
"Zwei Drittel der in den Kraftwerken erzeugten Energie wird eben nicht genutzt, das können und dürfen wir uns nicht leisten. Die Alternative sind Kraft-Wärme Kopplungsanlagen, die ja ein gewaltiges Potenzial haben. Auch das Bundeswirtschaftsministerium spricht hier von einem Potenzial von 40 bis 50 Prozent des heutigen Strombedarfs. Und die Forderung geht an die großen Stromkonzerne, sich endlich dafür zu öffnen und nicht die sinnvolle Kraft-Wärme-Kopplung durch alle möglichen bis hin zu schikanösen Maßnahmen zu verhindern und zu erschweren."
Gerade im Bereich der Energieversorgung gibt es noch Einsparungspotenzial. Der Bund Naturschutz geht davon aus, dass alleine die Umrüstung von Privathaushalten auf energiesparende Elektrogeräte sieben Kernkraftwerke in Deutschland einsparen könnte.
"Politiker müssen es schaffen, eine Klimapolitik zu betreiben, die auch Emissionsminderung bedeutet, dass heißt, dass man in dem Bereich Energieversorgung, wo sehr viele Emissionen entstehen, diese ersetzt und innovative Technologien entwickelt. Auf der anderen Seite muss es auch darum gehen andere Bereiche mit ein zu beziehen, wie zum Beispiel der Verkehrssektor, wo auch sehr viel große Emissionen auftreten. Dort müssen Abgasarme Fahrzeuge entwickelt werden."
Nach Schätzungen des Deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts werden die Kosten, die so auf Bayern zukommen, in den nächsten 50 Jahren bis zu 800 Milliarden Euro betragen.
Zwar ist der CO2-Ausstoß in Bayern mit 6,8 Tonnen pro Kopf und Jahr im Vergleich zu anderen Bundesländer noch mit am niedrigsten, allerdings ist das nicht unbedingt auf die Bemühungen der Industrie zurückzuführen. Das weiß auch Umweltminister Werner Schappauf.
"Die Automobilindustrie hat nach dem jetzigen Stand die selbst gesetzte CO2 Minderungsverpflichtung nicht erreicht. Es muss mehr getan werden schneller und intensiver an das Thema heran, denn die Klimaentwicklung galoppiert im Moment schneller als die Anstrengungen in der Wirtschaft, auch im Verkehrsvergleich sind, um dem zu begegnen."
Geht es nach dem Willen des Bayerischen Umweltministers soll der Schadstoffausstoß bis zum Jahr 2010 noch einmal um etwa ein Prozent gesenkt werden. Ein Umweltpakt der Staatsregierung mit der Bayerischen Wirtschaft soll in Zukunft einen Beimischungszwang für Biokraftstoffe erwirken, durch den sich der Kohlendioxidausstoß reduziert.
"Es muss schick werden, über die Münchner Leopoldstraße mit einem Hybridfahrzeug zu flanieren, anstatt mit einem schweren Allradbetrieben Geländewagen mitten in der Stadt. Wir brauchen Meinungsführer, die deutlich machen, dass es zum Lifestyle des 21. Jahrhunderts gehört, sich Klimaverträglich zu verhalten."
Auf den landwirtschaftlichen Versuchsflächen der Agrar-Meteorologen in Weihenstephan. Die Witterung, das Wachstum landwirtschaftlicher Nutzpflanzen, die Ausbreitung von Schädlingen oder Pilzkrankheiten und vor allem die Bodenfeuchtigkeit – sie werden dort seit Jahren untersucht. Harald Maier ist Leiter der Agrarmeteorologischen Niederlassung des deutschen Wetterdienstes im Weihenstephaner Wissenschaftszentrum.
"Hier sehen wir einen Traktor, der fährt über ein Feld, auf dem ganz offensichtlich Mais angesät werden soll. An dem Traktor hängt eine Walze, die dazu dient, die groben Schollen zu zerkleinern. Das ist anders schon fast gar nicht mehr möglich weil der Boden schon so stark ausgetrocknet ist."
Bei den Klimaforschern in Weihenstephan klingeln die Telefone, Bauern suchen kompetenten Rat, wie das Wetter wird, was wann wie am sinnvollsten gepflanzt werden kann. Wissenschaftliche Beratung, die nach Ansicht von Harald Maier genau wie eine bessere Ausbildung der Landwirte in Zukunft immer wichtiger werden wird. Gerade Standorte in Bayern, die heute schon unter Trockenheit leiden, werden in Zukunft stärker betroffen sein und müssen sich entsprechend anpassen.
"Würde jetzt die Trockenheit so weitergehen wie bisher und wir würden ähnlich Bedingungen bekommen wie 2003 – was niemand vorhersagen kann, dann würde das bedeuten, dass an manchen Standorten in Bayern Ertragsrückgänge bis zu 60 Prozent zu erwarten wären, an den guten Standorten wären die Ertragseinbußen im Bereich von 10 bis 15 Prozent."
Ein Grad mehr auf der Temperaturskala verlängert zwar insgesamt die Wachstumsperiode von Pflanzen um ein bis zwei Wochen, nutzt aber grundsätzlich nur Grasflächen und der hartgesottenen Zuckerrübe. Die Erträge bei Weizen und anderen Getreidesorten werden dagegen schlechter. Unter Forstwirten gilt Franken ohnehin schon lange als Bayerische Sahelzone.
"Die Landwirte werden sich daran gewöhnen müssen, dass Aussaattermine, die bisher als normal gegolten haben, in Zukunft so nicht mehr angewendet werden können. Man wird nachdenken müssen über wassersparende, erosionsmindernde Verfahren, man wird einen höheren Aufwand betreiben müssen bei der Schädlingsbekämpfung, die Unkrautbekämpfung wird auch schwieriger werden."
In der Fortwirtschaft, im Tourismus, in der Energieversorgung ist der Klimawandel keine Zukunftsaussicht, sondern Tagesthema. Dort sind bereits heute Investitionen in Milliardenhöhe notwendig. Und mit jedem Tag Warten steigen die Kosten weiter an.
"Wenn sie sich die Zahlen der Fachleute anschauen, dann wird immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Kosten, die durch die Folgen der Klimaänderung, durch die Schäden da anfallen, viel höher sind als die Vermeidungskosten, nur der große Unterschied ist: die Vermeidungskosten fallen jetzt an, die Schäden treten vielleicht erst in 10 oder 20 Jahren auf. Was nicht heißt das wir jetzt nichts mehr machen brauchen – im Gegenteil, wir müssen jetzt um so mehr tun, um die Klimaänderung in 30 Jahren zu stabilisieren."