"Das wird eine diffuse Gemengelage werden"

Der Medienjournalist Volker Lilienthal rechnet bei der Umsetzung der EU-Medienrichtlinie zum "Product-Placement" in nationale Gesetze bis zum Jahre 2012 mit einer großen Rechtsunsicherheit. Er befürchte, dass die Privatsender in vorauseilendem Vollzug so tun würden, als ob das "Product-Placement" schon zugelassen wäre, sagte Lilienthal am Dienstag im Deutschlandradio Kultur.
Die Landesmedienanstalten, die für die Aufsicht der Privatsender zuständig seien, müssten dann bestimmte Vorfälle ahnden, "obwohl sie selbst schon gar nicht mehr so recht daran glauben, dass es notwendig sei, dies zu ahnden", äußerte Lilienthal: "Das wird eine diffuse Gemengelage werden." Die deutsche Politik müsse sich überlegen, ob sie das neue EU-Recht für das eigene Land noch einmal strenger fasse. In Deutschland sei es Konsens, dass die öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten weiterhin auf die Einnahmen aus dem "Product-Placement" verzichteten.

Lilienthal, der 2005 den Schleichwerbeskandal bei der ARD enthüllt hatte, kritisierte die Entscheidung des EU-Parlaments zur Medienrichtlinie. Es sei eine politisch falsche Weichenstellung, bezahlte Werbung mitten in den Programmen zuzulassen. Das Publikum könne sich nicht mehr darauf verlassen, dass das Programm strikt von der Werbung getrennt sei, sagte er.

Besonders wichtig sei es, "Product-Placement" in Verbrauchersendungen zu unterbinden, erklärte Lilienthal: "Es kann nicht sein, dass ein Produkthersteller durch Zuzahlung sein Produkt in einer Fernsehsendung ganz nach vorne bringt." Die Zuschauer müssten sich darauf verlassen können, dass die jeweilige Redaktion sich einen Überblick verschafft habe und nur das beste Produkt empfehle.

Sie können das vollständige Gespräch für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.