Das vermeintliche Comeback des Jürgen Rüttgers

Von Barbara Schmidt-Mattern · 08.08.2013
Der frühere NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers taucht in Mönchengladbach auf einem Wahlplakat auf - dabei tritt der CDU-Politiker gar nicht an. Eine Firma hatte vergessen, das Plakat vom Landtagswahlkampf 2010 zu überkleben.
Der alte Vorwurf, Politiker würden an ihrem Amt kleben, ist im Falle von Jürgen Rüttgers gänzlich unbegründet. Der einstige Zukunftsminister im Kabinett Kohl und frühere Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen konnte rein gar nichts dafür, dass er diese Woche auf eine Plakatwand in Mönchengladbach geklebt wurde. Beziehungsweise tauchte da plötzlich sein Foto auf einem Transparent der CDU aus dem Landtagswahlkampf 2010 wieder auf.

"Inwiefern sollte mir was auffallen? CDU, SPD, sonst eher kleine Parteien."

Falsches Jahr, falscher Kandidat, falsche Wahl – alles nicht so schlimm, wie die Tatsache, gar nicht erkannt zu werden – für einen Politiker die Höchststrafe. Glücklicherweise fiel dieser jungen Passantin, befragt vom WDR, der Fehler dann doch noch auf.

"Spricht jetzt nicht so für Parteien, dass sie so up to date sind – oder sich für den Wähler einsetzen."

Up to date ist auch die Frisur von Hannelore Kraft nicht mehr, die direkt neben Rüttgers klebte. Dabei kandidiert die Ministerpräsidentin von NRW genauso wenig Rüttgers für den Bundestag – trotzdem lächelte auch sie auf den Straßen von Mönchengladbach stundenlang erstaunte Bürger an:

"Absoluter Scherz! Muss doch bereinigt werden, also wirklich – ein Witz."

Nein, schlimmer noch: Das ist Salz in die Wunde der SPD. Denn viel lieber als Peer Steinbrück hätten die Genossen ja Hannelore Kraft zur Kanzlerkandidatin nominiert. Und jetzt das: Aber was zählen schon Köpfe und Kandidaten.

"Eigentlich sollte das Konzept der Partei das Ausschlaggebende sein, was meine Meinung bildet."

Genau. Übrigens: Der Subunternehmer vom Subunternehmer – oder so ähnlich – ist für den ganzen Schlamassel verantwortlich. So erklärt das jene Firma, die am Niederrhein für das Aufstellen von Plakatwänden zuständig ist. Eigentlich hätten die Stellwände weiß übertüncht werden sollen. Wurde aber vergessen. Ein führender Christdemokrat aus Mönchengladbach hat jetzt Angst, die Leute könnten denken, die CDU sei zu blöd zum Plakatekleben – so wird er heute jedenfalls im "Kölner Stadt-Anzeiger" zitiert. Aber gemach – das Auge wählt auch mit:

"Na ja, sympathisch aussehen sollten sie schon."

Ansonsten gilt ganz einfach ein alter Wahlslogan der Piraten: "Vertrauen Sie keinem Plakat – informieren Sie sich!" Zeitlos schön und klebt gut.
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