Das Vereinsheim als Treffpunkt

Die dritte Halbzeit

Das Vereinsheim vom SV Einigkeit in Hamburg
Das Vereinsheim ist oft so etwas wie das Wohnzimmer der Vereinsmitglieder. © Imago/Wrongside Pictures
Von Ernst Ludwig von Aster · 21.08.2016
Die Brötchen sind geschmiert, frischer Kaffee wartet in der Kanne: "Das Vereinsheim ist das Wohnzimmer der Sportbewegung", sagt Peter Hahn, Berater für Sportstätten-Infrastruktur. Dort kommt zusammen, was zusammengehören will – in der Stadt und auf dem Land.
"Etymologisch heißt es ja: Ein Verein bringt etwas zusammen. Auf freiwilliger Basis. Ein Verein ist eine Idee auf Dauer. Und der braucht natürlich auch einen Raum."
Peter Hahn ist Berater für Sportstätteninfrastruktur und sagt: "Das Vereinsheim ist das Wohnzimmer der Sportbewegung". Wenn es gut läuft, sei das Sportlerheim Nachrichtenbörse, Pokalabstellraum, Verpflegungsstation und Kummerkasten. Wenn es schlecht läuft, "treffen sich da nur noch alte Männer zum Skat".
Vor allem in den Städten sind Vereinsheime auch Ruhe-Inseln abseits des kommerziellen Mainstreams, sagt Hahn. Die Außenwelt kann hier ausgeblendet werden, man kann sich ganz auf die sportliche Gemeinschaft konzentrieren: So kann das Vereinsheim auch zur Parallelwelt im öffentlichen Raum werden.
Im Innenraum eines Sport-Vereinsheims stehen Tische und Stühle, auf dem Fensterbrett Pokale. Vor dem Fenster ist ein Sportplatz zu sehen.
So sieht's im Vereinsheim des SC Berliner Amateure in Kreuzberg.© Deutschlandradio / Ernst-Ludwig von Aster
Auf dem Land zeigt sich jedoch ein ganz unterschiedliches Bild:
"In Dörfern sieht die Situation durchaus anders aus, da spielt sich auch das kulturelle Leben da ab. Insbesondere in kleineren Gemeinden sind Vereinsheime zunehmend bedeutungsvoller geworden."

Zum Beispiel: Lunow in Brandenburg

Ein lebendiges Beispiel dafür ist der brandenburgische Ort Lunow, wo 1200 Menschen leben. Am Waldrand befindet sich das Vereinsheim des Sportvereins mit 130 Mitgliedern:
"Hier findet sich alles ein, hier finden Geburtstage statt, hier finden Zusammenkünfte statt, wenn alte Herren spielen. Aber auch die Jugendlichen des Dorfes genießen schon die Gemeinsamkeit, und die Partylaune, die hier herrscht. Und natürlich das Essen."
Solche Vereinskneipen machen mit ihren günstigen Preisen manchmal den Dorfkneipen Konkurrenz. Vor einer Wettbewerbsverzerrung warnt schon seit Jahren der Hotel- und Gaststättenverband. Er beklagt, dass in Deutschland in den letzten Jahren jede vierte Kneipe schließen musste.

Der Traditionsclub 1. FC Neukölln

Doch manchmal geht auch ein Vereinsheim pleite und wird für die Mitglieder zum finanziellen Fiasko. Beim Berliner Traditionsclub 1. FC Neukölln wurden 20 Jahre nach dem Bau die Bürgen jetzt zur Kasse gebeten. Sie müssen bis zu 25.000 Euro zahlen. Sie handelten damals mit guten Absichten, erzählt Detlef Carus, der gleich zwei Bürgschaften unterschrieben hatte:

"Und jetzt hatte unsere Jugend eine Geschäftsstelle, einen Raum, wo die Kinder Schularbeiten machen konnten, und und, ja, das war fantastisch, wir konnten da unsere Geburtstage feiern, wir sind zusammengekommen und haben Skat gespielt, die Geschäftsstelle war ein Treffpunkt für viele Vereinsmitglieder, die mal 'Hallo' gesagt haben. Das kannten wir ja alles gar nicht. Das war wunderbar..."
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