Das Ur-Kilogramm leidet unter Gewichtsschwankungen

Von Fabian Dietrich · 21.10.2009
Das Ur-Kilogramm befindet sich unter einer Käseglocke im Pariser Büro für Maß und Gewicht. Streng geschützt von drei Wachleuten lagert der Platinzylinder dort seit 120 Jahren.
Die Geschichte dieses Objektes reicht zurück bis zur Französischen Revolution. In Frankreich und auch in den Deutschen Fürstentümern rechnete man damals noch mit dutzenden unterschiedlichen Gewichtseinheiten. Die Jakobiner wollten das Chaos durch ein einfacheres System ersetzen. Mit der verwirrenden Vielfalt aus Korn, Heller, Lot, Mark und Quäntchen sollte Schluss sein.

Fürs erste wurde das neue Standardmaß als die Masse eines Liters Wasser definiert. Doch 1879 ging man zu einer praktischeren Methode über. Ein Goldschmied schuf aus Platin das Pariser Urkilo und fertigte 30 Duplikate für die Staaten an, die die Maßeinheit mittlerweile auch übernommen hatten.

In regelmäßigen Abständen werden die Platinkopien seitdem zum Nachwiegen und Vergleichen nach Paris gebracht. Die letzten Kontrollen ergaben ein beunruhigendes Ergebnis: Das Urkilo ist nicht stabil, der Platinzylinder verliert offenbar an Gewicht. Zwar betrug der Verlust in den vergangenen 100 Jahren nur etwa 50 Mikrogramm, also weniger als ein Salzkorn. Doch wer heute eine Tonne Kaffee kauft, erhält 50 Gramm weniger als noch vor 100 Jahren.