Das Streben nach Glück
Wie wird man glücklich? Dieses Thema verkauft immer noch eine Menge Bücher, es wimmelt von Ratgebern, Selbsthilfeliteratur und Zitatsammlungen - selten aber kann man lesen, wie jemand versucht, die ganzen Empfehlungen im echten Leben umzusetzen.
Genau darum geht es in Gretchen Rubins ebenso unterhaltsamen wie praxisnahen Buch "Das Happiness Project".
Die Autorin ist glücklich verheiratet, hat zwei Töchter und eine Arbeit, die sie liebt. Doch eines Morgens durchfährt sie der Gedanke: "Ich bin drauf und dran, mein Leben zu verschwenden." Ihr wird klar, dass sie trotz allem nicht wirklich zufrieden ist, dass ihre Rastlosigkeit, ihre Launen und ihre Unsicherheit sie daran hindern, dankbar zu sein für alles, was sie hat. Sie beschließt, dass es sowieso nur einen Menschen geben kann, den es zu ändern gilt: sich selbst. Damit reiht sich die Autorin in die illustre Gesellschaft der amerikanischen Selbsterzieher ein, von Samuel Johnson bis Benjamin Franklin. Das Buch steckt deshalb auch voller Zitate; der zu werden, der man sein möchte, ist ein uraltes Thema.
Da die Autorin eine privilegierte Frau ist, hat sie natürlich ein Legitimationsproblem. Doch sie stellt fest, dass glückliche Menschen produktiver, sozialer und altruistischer sind. Es ist also keinesfalls purer Eigennutz darüber nachzudenken, wo das ganz persönliche Glück liegt. Doch wie ändert man sich, ohne sein Leben zu ändern?
Das erste der zwölf Gebote, die Rubin aufstellt, lautet: "Sei Gretchen". Die selbstironischen Passagen, in denen die Autorin darüber nachdenkt, welche Frau sie gerne wäre (Jazzmusik, Mode, Oper) und welche Frau sie tatsächlich ist (Mainstream Pop, Yogahose, Bücher) gehören zu den Highlights des Buches. Immer wieder sinniert sie darüber, ob ihre ganz persönlichen Erfahrungen für andere überhaupt von Nutzen sind. Denn jede Suche nach Glück ist anders.
Doch gerade das Individuelle macht den Reiz des Buches aus; und viele ihrer Beschlüsse wie "aufhören, herumzunörgeln", "früher schlafen gehen" oder "Liebe zu zeigen" sind von allgemeiner Gültigkeit. So widmet sich Gretchen Rubin ihrer Ehe, nimmt sich Zeit für Freunde, frönt einer Leidenschaft, meditiert über den Himmel, übt sich in Achtsamkeit und bemüht sich, ein zufriedenes Herz zu bewahren.
Jeden Monat des Jahres verbringt sie mit einem Thema, und erstattet auf amüsante, aber niemals indiskrete Weise Bericht. Sie bezieht sich auch auf Studien und aktuelle Theorien, aber der Fokus liegt auf ihren persönlichen Erfahrungen. Dabei hat sie auch die vier "großartigen Wahrheiten des Glücks" entdeckt, zum Beispiel, dass der beste Weg, um selbst glücklich zu sein der ist, andere glücklich zu machen. Und dass man andere Menschen am leichtesten glücklich macht, indem man selbst glücklich ist.
Gretchen Rubin hat ein wunderbar inspirierendes Buch geschrieben, eines, das den Leser dort abholt, wo er sich beim Lesen des Buches befindet: in seinem eignen Alltag. Und dort ist es auch, das einzig mögliche Glück. Genau da, wo auch man selbst ist. Denn schon Goethe wusste: "Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah."
Besprochen von Ariadne von Schirach
Gretchen Rubin: Das Happiness-Projekt. Oder: Wie ich ein Jahr damit verbrachte, mich um meine Freunde zu kümmern, den Kleiderschrank auszumisten, Philosophen zu lesen und überhaupt mehr Freude am Leben zu haben
Übersetzt von Antoinette Gittinger
Scherz Verlag, 2010
384 Seiten, 18,95 Euro
Die Autorin ist glücklich verheiratet, hat zwei Töchter und eine Arbeit, die sie liebt. Doch eines Morgens durchfährt sie der Gedanke: "Ich bin drauf und dran, mein Leben zu verschwenden." Ihr wird klar, dass sie trotz allem nicht wirklich zufrieden ist, dass ihre Rastlosigkeit, ihre Launen und ihre Unsicherheit sie daran hindern, dankbar zu sein für alles, was sie hat. Sie beschließt, dass es sowieso nur einen Menschen geben kann, den es zu ändern gilt: sich selbst. Damit reiht sich die Autorin in die illustre Gesellschaft der amerikanischen Selbsterzieher ein, von Samuel Johnson bis Benjamin Franklin. Das Buch steckt deshalb auch voller Zitate; der zu werden, der man sein möchte, ist ein uraltes Thema.
Da die Autorin eine privilegierte Frau ist, hat sie natürlich ein Legitimationsproblem. Doch sie stellt fest, dass glückliche Menschen produktiver, sozialer und altruistischer sind. Es ist also keinesfalls purer Eigennutz darüber nachzudenken, wo das ganz persönliche Glück liegt. Doch wie ändert man sich, ohne sein Leben zu ändern?
Das erste der zwölf Gebote, die Rubin aufstellt, lautet: "Sei Gretchen". Die selbstironischen Passagen, in denen die Autorin darüber nachdenkt, welche Frau sie gerne wäre (Jazzmusik, Mode, Oper) und welche Frau sie tatsächlich ist (Mainstream Pop, Yogahose, Bücher) gehören zu den Highlights des Buches. Immer wieder sinniert sie darüber, ob ihre ganz persönlichen Erfahrungen für andere überhaupt von Nutzen sind. Denn jede Suche nach Glück ist anders.
Doch gerade das Individuelle macht den Reiz des Buches aus; und viele ihrer Beschlüsse wie "aufhören, herumzunörgeln", "früher schlafen gehen" oder "Liebe zu zeigen" sind von allgemeiner Gültigkeit. So widmet sich Gretchen Rubin ihrer Ehe, nimmt sich Zeit für Freunde, frönt einer Leidenschaft, meditiert über den Himmel, übt sich in Achtsamkeit und bemüht sich, ein zufriedenes Herz zu bewahren.
Jeden Monat des Jahres verbringt sie mit einem Thema, und erstattet auf amüsante, aber niemals indiskrete Weise Bericht. Sie bezieht sich auch auf Studien und aktuelle Theorien, aber der Fokus liegt auf ihren persönlichen Erfahrungen. Dabei hat sie auch die vier "großartigen Wahrheiten des Glücks" entdeckt, zum Beispiel, dass der beste Weg, um selbst glücklich zu sein der ist, andere glücklich zu machen. Und dass man andere Menschen am leichtesten glücklich macht, indem man selbst glücklich ist.
Gretchen Rubin hat ein wunderbar inspirierendes Buch geschrieben, eines, das den Leser dort abholt, wo er sich beim Lesen des Buches befindet: in seinem eignen Alltag. Und dort ist es auch, das einzig mögliche Glück. Genau da, wo auch man selbst ist. Denn schon Goethe wusste: "Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah."
Besprochen von Ariadne von Schirach
Gretchen Rubin: Das Happiness-Projekt. Oder: Wie ich ein Jahr damit verbrachte, mich um meine Freunde zu kümmern, den Kleiderschrank auszumisten, Philosophen zu lesen und überhaupt mehr Freude am Leben zu haben
Übersetzt von Antoinette Gittinger
Scherz Verlag, 2010
384 Seiten, 18,95 Euro