Das schaffe ich schon

Von Claus-Stephan Rehfeld · 14.11.2013
In Sachsen-Anhalt leben nicht die Mutigsten - so heißt es gemeinhin, denn gerade bei der Selbständigen-Quote hinkt man bundesweit hinterher. Wer eine Idee hat, der versteckt sie lieber im Kopf, als sie zu realisieren. Doch es geht auch anders.
"Aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach" (auf dem Dudelsack)

Es spielt der Köthener Dudelsackbauer Steffen Fischer.

Bach auf dem Dudelsack: Für den Tüftler Steffen Fischer absolut nichts Besonderes. Erstens sei man hier in der Bachstadt Köthen erzählt der 42-Jährige, zweitens erleben Dudelsäcke einen weltweiten Boom, drittens würde er sie selbst herstellen. Zwischen vier und sechs Monaten müssen Interessierte auf die Basisversion – ein sogenanntes Hümmelchen warten. Preis: Etwa 500 Euro.

"Also ich hab’ angefangen, da war eigentlich nie das Ziel, damit Geld zu verdienen. Sondern es war Spaß und Hobby. Mittelaltermärkte habe ich viel gemacht. Und da habe ich angefangen welche zu bauen."

Mit Erfolg. Für viele aber ein Widerspruch: Sachsen-Anhalt und Erfolg. Doch entgegen der viel zitierten öffentlichen Wahrnehmung eines Landstriches auf verlorenem Posten, gibt es Widererwartens in Sachsen-Anhalt eine Vielzahl von enthusiastischen Gründern und wild entschlossenen Klein-Unternehmern.

Riesenerfolg mit Dudelsäcken
Mit ruhiger Hand dreht und wendet Steffen Fischer seine Instrumente. Hektik: Ein Fremdwort. Über zehn Jahre hinweg hat der Dudelsackbauer an seine Idee geglaubt, sich nicht beirren lassen. Jetzt hat er mit seinen Dudelsäcken einen riesigen Erfolg und kommt mit dem Bauen der Instrumente gar nicht mehr nach. Das Geschäft brummt.

"Ja, das kann man so sagen, dass die Nachfrage gut ist. Also das geht in die ganze Welt. Kunden von USA, Japan, Australien. Von überall kommen sie."

2001 hat der studierte Elektrotechniker seinen Beruf an den Nagel gehängt, sein Hobby zum Beruf, sich selbständig gemacht.

"Wenn man irgendwo hinkommt und sagt, ich bau Dudelsäcke, dann kommt als nächste Frage: Wovon leben Sie? Das ist grundsätzlich so. Weil sich das keiner vorstellen kann, dass man mit einer – viele Leute sagen dazu Spielerei – leben kann. Das ist so, damit muss man leben, ist aber auch immer lustig."

Unterstützung von Landesseite? Unterstützung von Sparkassen und Banken? Fehlanzeige! Erst recht wenn man – wie Instrumentenbauer Steffen Fischer - im kleinen anhaltischen Köthen in einer kleinen verstaubten Holz-Werkstatt hockt und fast eigenbrötlerisch Dudelsäcke baut.

"Man ist da sehr vorsichtig geworden, weil auch die Verschuldung bei vielen extrem groß ist und sie auch ihre Erfahrung gemacht haben, dass ist richtig. Es ist natürlich auch schwierig zu sagen, dass wird was, dass wird nichts.

Aber: Genau das Risiko, was der eingeht, der das macht, sollten auch die eingehen, die das Geld geben. Das ist aber nicht gewährt. Man will immer nur. Man soll etwas machen. Und dann versucht man und dann wird man alleingelassen. Das ist wirklich ein Problem."

Seit 200 Jahren eingeschlafene Tradition
Ähnlich erging es dem sachsen-anhaltischen Winzer Marcel Schulze vom gleichnamigen Weingut. Blubbernd gärt im Hintergrund der gerade frisch geerntete Wein. 1999 hat Marcel Schulze – eigentlich ein gelernter Einzelhandelskaufmann - eine seit 200 Jahren eingeschlafene Weinanbautradition um Zeitz, Bad Kösen, Naumburg und Kloster Posa wiederbelebt. Die idyllischen Weinberge mit steilen Terrassen und jahrhundertealten Trockenmauern liegen an der Süd-Spitze Sachsen-Anhalts. Hier wurden zuletzt zu Napoleons Zeiten Weine gekeltert. Bis Marcel Schulze kam. Und als Zwanzigjähriger in den historischen Boden Rebstöcke der Sorte Dornfelder gesetzt hat.

"Mit einer kleinen Fläche von knapp einem Hektar. Und haben dann 2002 die erste Ernte gehabt, haben die hier verarbeitet. Klein angefangen, jedes Jahr ein bisschen vergrößert, Flächen dazu gepachtet. Mittlerweile bewirtschaften wir selber sechseinhalb Hektar. Und dass nun ziemlich erfolgreich seit zehn Jahren."

Winzer Marcel Schulze ist ein echter Newcomer. Als er mit dem Weinbau begann – ohne Ahnung, ohne Equipment – gab ihm keiner auch nur eine einzige Chance. Schon gar nicht die Banken.

"Wir haben nicht mal ein Kontokorrentkredit gekriegt. Sprich für Flaschen oder Korken oder so was."

Heute ist Marcel Schulze einer der erfolgreichsten Winzer Deutschlands, dessen Flaschen auch in Belgien, der Schweiz oder Skandinavien auf dem Tisch oder in den Regalen von Weinhändlern stehen.

Geheimrezept: geringe Erträge
Innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Jahren hat Marcel Schulze jeweils die höchste deutsche Weinauszeichnung – den Bundesehrenpreis – ans Revers geheftet bekommen. Das Double. Eine höchst seltene Ehrung. Das Geheimrezept:

"Ja, das wollen viele wissen (Lachen). Letztendlich ist es so, man muss schon im Weinberg die Grundvoraussetzung legen. Man muss geringe Erträge versuchen zu erzielen, dass die Qualität besser wird auf dem Weinberg. Die Trauben möglichst lange hängen lassen. So lange wie es geht die Sache ausreizen. Und im Keller gekühlt vergoren werden die Weine, bei gleichbleibenden Temperaturen. Das die Aromen erhalten bleiben. Schonende Verarbeitung. Wir haben in den zehn letzten Jahren über 100 Medaillen bei Bundes- und Landesweinprämierungen bekommen, jetzt zweimal den Bundesehrenpreis. Da sieht man doch, dass wir einiges richtig machen."

Nach dem Mauerfall erlebte der Osten, damit auch Sachsen-Anhalt, einen wahren Gründungsboom. Nach Angaben des Arbeitskreises "Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder" wurden in Ostdeutschland direkt nach dem Mauerfall rund 60.000 neue Unternehmen gegründet. Man startete 1990 sozusagen von Null auf Hundert. Denn in der DDR lag der Anteil der privaten Betriebe kurz vor der Wende nur noch bei 5 Prozent. Der Mittelstand wurde zwischen 1945 und 1972 geradezu eliminiert. Für Sachsen-Anhalt ein Desaster, denn noch 1939 gehörte diese Gegend zu den Wirtschaftsmotoren Deutschlands. Und übertraf vor dem Krieg in vielen die Wirtschaftskraft West-Deutschlands, so Volkswirtschaftler Karl-Heinz Paqué. Er ist der ehemalige Finanzminister Sachsen-Anhalts, heute lehrt er an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Ein Erklärungsversuch:

"Man muss sich die Wirtschaft wie einen evolutionären Prozess vorstellen, nicht wie eine Mechanik. Genau wie sich in der Evolution neue Mutationen bilden, aus etwas heraus, dass schon da ist, so entstehen auch in einer Wirtschaft neue Ideen aus einem Umfeld, dass schon da ist, dass innovativ ist. Wenn man dieses Umfeld zerstört, dass ist eben die große Zerstörungsleistung der Planwirtschaft gewesen:

Völlige Isolierung vom Weltmarkt, keinerlei Belohnungen für Innovationskraft und Originalität, dann muss man eben von Neuem anfangen. Das ist ganz natürlich. Das haben wir nach 1990 unterschätzt. Jetzt merken wir, wie tiefgreifend dieser Prozess war und wie lange es dauert, bis man wieder zur großen Stärke vor dem Krieg aufschließen kann."

Viele staatseigene Konzerne in der DDR
Zur Erinnerung: Die DDR- Altbezirke Halle und Magdeburg aus denen sich dann Sachsen-Anhalt zusammengesetzt hat, galten als das Land der Kombinate. Hier gab es die höchste Dichte der staatseigenen Konzerne, in deren Folge die mittelständische Unternehmensstruktur vollständig vernichtet wurde. Darum verwundert es Experten wie Paqué auch nicht, dass Sachsen-Anhalt mit einer Selbstständigenquote von acht Prozent immer noch zum bundesweiten Schlusslicht gehört.

"Also ich glaube man muss da Geduld haben mit einer Gesellschaft. Nicht jeder ist geeignet dafür Unternehmer zu werden. Wir haben auch viele nach 1990 in die Selbständigkeit geradezu getrieben die dafür vielleicht gar nicht prädestiniert waren. Und da sind auch Menschen gescheitert. Also, man muss da auch ein bisschen sensibel mit umgehen. Es fehlt einfach noch die breite Ermunterung in einem Klima der Innovation, wo man auch noch die Leistungskraft, die Erfolge vor sich sieht – und dann sagt, oh das ist interessant, das will ich auch machen, das Risiko gehe ich ein. Aber ich bin durchaus hoffnungsfroh, dass wir da schon noch Fortschritte machen."

Ein weiterer Grund sei aber auch die Angst vor dem Scheitern. Aber das ist kein ostdeutsches, schon gar kein sachsen-anhaltisches, sondern ein gesamtdeutsches Phänomen. Denn die Deutschen sind naturgemäß sehr risikoscheu. Der Schweizer Sozialpsychologe Florian Kaiser appelliert an eine moderne Fehlerkultur.

"Die Erwartung auch, dass man sobald man in einer Berufsfunktion ist, ja keinen Fehler machen darf. Diese Haltung finde ich weltfremd. Weil: Fehler passieren. In dem Augenblick, indem man den Gegenüber in eine Situation bringt, in der gar keine Fehler machen darf, unfehlbar ist, wird das ganze System sehr verkrampft. So würde ich das mal ausdrücken."

Denn nur durch eine moderne Fehlerkultur, in der Fehler keine Makel sind, ist Neues möglich. Unterstreicht – der unter anderem in Berkeley ausgebildete - Sozialpsychologe Florian Kaiser. Doch genau das ist aus vielen Köpfen verschwunden, wie es auch das höchst innovative – aber gescheiterte - Projekt Dessauer Klima-Pioniere zeigt.

Ihre Erfindung: Ein sogenanntes – bis dato völlig neues - solares Nahwärmesystem. Ein Art Solarheizung. Von dessen Strahlkraft war auch die Bundesregierung - im Zuge der Energiewende und im Sinne der Einsparung von CO2 - so überzeugt, dass sie es in den Status eines Leuchtturmprojekts erhob und mit viel Fördergeld unterstützte. Bis das Bundesumweltministerium unter Peter Altmaier, CDU, dem Projekt kurz vor der Fertigstellung einfach die Gelder strich. Die Geschichte funktioniert so:

Vom Energieprojekt zur Investruine
Auf dem Dach einer alten Dessauer Brauerei – die ein bisschen an die Hamburger Speicherstadt erinnert – hat man auf 500 qm Sonnenkollektoren gebaut, im Keller riesige Tanks installiert. Das Ganze sollte wie ein Akku funktionieren, der im Sommer aufgeladen wird. Die Sonnenenergie erwärmt den Inhalt der Tanks, um damit in den kalten Wintermonaten das Gebäude zu heizen. Nicht nur das. Denn im Sommer – bei heißen Temperaturen - wird das Gebäude mit Solarstrom gekühlt. Denn im Brauhaus Dessau befinden sich auch die Kunstdepots der UNESCO Welterbe-Stiftungen BAUHAUS DESSAU und WÖRLITZER GARTENREICH.

"Also hier lagern Millionen-Werte und die müssen energetisch auch sehr aufwendig gelagert werden. Immer um die 20 Grad, immer um die 50 Prozent Luftfeuchtigkeit. Und genau das wollte man mit der Anlage erreichen."

Erklärt Architekt Thomas Busch, einer der Initiatoren des mittlerweile auf Eis liegenden Vorzeige-Projekts SOLARES NAHWÄRMESYSTEM. Man wollte den Beweis liefern, dass selbst große alte Gründerzeitgebäude, also vermeintliche "Energieschleudern" nicht nur CO2-neutral beheizt, sondern mit Sonnenenergie – quasi kostenlos - punktgenau klimatisiert werden können. Und man hätte der Welt eine einzigartige Heizung präsentieren können, aus der auch eine wunderbare Geschäftsidee hätte werden können. Hätte, hätte, hätte. Denn aus der ganzen Sache wurde nichts. Niente.

Wegen zu hoher Baukosten stornierte der Fördermittelgeber – das Bundes-Umweltministerium – die in Aussicht gestellte Zusatz-Förderung von etwa 700.000 Euro, so Initiator Thomas Busch. Geld, dass jetzt fehlt, um die Anlage fertig zu bauen. Nachdem bereits 1,1 Millionen Euro in das Projekt SOLARES NAHWÄRMESYSTEM gesteckt wurde.

"Wenn wir mit dem ausgereichten Geld, statt erneuerbarer Energien, eine Pilzzucht aufgemacht hätten oder ein Atomkraftwerk gebaut hätten, dann hätte ich das verstanden. Aber man wird hier behandelt wie ein Staatsfeind, obwohl man das getan wofür die Gelder seinerzeit veranschlagt gewesen sind."

Jetzt modert es als Invest-Ruine vor sich hin.

Kein Vertrauen in Innovationen
Verkehrte Welt: Während die einen ohne Start-Geld Erfolg haben, macht der Dessauer Brauhausverein mit Subventionen richtig Miese. Und steht nun mit leeren Händen da. Ohne den letzteren Fall genau zu kennen, gesteht aber Thomas Döhnert von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt, dass Fördermittelgeber doch oft sehr knauserig seien bzw. an die Innovation so mancher Unternehmung nicht glauben würden.

"Also, ja es ist richtig, dass Geschäftsbanken verhaltener als es früher mal war, Kredite in die Hand nehmen, um Unternehmen, gerade junge Unternehmen zu finanzieren."

Viele Klein-Unternehmer versuchen es daher auf eigene Faust. Wie Lutz Fiebig. Er hat in einer kleinen Magdeburger Werkstatt seine Mini-Drehmaschine aufgebaut über der eine Art riesige Lupe schwebt. Und repariert: Füllfederhalter. Die Anfragen kommen aus der ganzen Welt, denn Fiebig ist einer der Letzten überhaupt, der sich mit den alten Schreibgeräten noch richtig gut auskennt.

"Ich spanne jetzt ein bisschen Hartgummi ein und drehe daraus eine Blindkappe für einen Druckkopffüllhalter, die irgendwann mal aufgeplatzt ist. Weil jemand nicht das Gefühl mitgebracht hat, für das alte Material."

5000 Schreibgeräte
Neben dem Arbeitsplatz lagern in alten Kontorschränken tausende Ersatzteile von Füllfederhaltern. Lutz Fiebig lächelt, ist verliebt in seine Schreibgeräte, von denen er etwa 5000 Stück besitzt. Selbst Ausstatter für Film-Regisseure wie Michael Haneke oder Tom Tykwer sind Stammgäste bei Lutz Fiebig.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat errechnet, dass diese Ein-Mann Unternehmen sich nur knapp über Wasser halten können und sich nur in den seltensten Fällen eine dauerhafte und ausreichende Erwerbsgrundlage schaffen können. Lutz Fiebig kann darüber nur lächeln. Denn er kommt mit der Arbeit kaum hinterher. Eine sachsen-anhaltische Erfolgsgeschichte. Mit weltweiter Strahlkraft.

Und je mehr man ins Thema der Erfolgs- und Misserfolgsgeschichten einsteigt, umso deutlicher wird: So unendlich grau, dunkel und schwarz sieht es in Sachsen-Anhalt gar nicht aus. Eher bunt, flockig und verrückt. Auch wenn man die Geschäftsideen auf den ersten Blick nicht immer gleich entdeckt. Auch wenn Sachsen-Anhalt immer noch zu einer der wirtschaftsschwächsten Regionen gehört. Europaweit.

In der Wittenberger Keksmanufaktur WIKANA stehen die Bänder nie still. Auf geheimnisvollen Wegen rattern die Kekse durch die Etagen einer frisch sanierten Gründerzeitfabrik. Schon zu DDR Zeiten hat man mit dem HANSA Keks den Geschmack des Ostens entscheidend geprägt. Nach der friedlichen Revolution brach alles zusammen. Bis eine ostdeutsche Familie den Neuanfang wagte und das Werk von der Treuhand kaufte. Tochter Yvonne Born führt jetzt die Geschäfte. Nach schwierigen Anfangsjahren ist jetzt – auch bedingt durch die Ostalgie - Welle - eine Erfolgsgeschichte draus geworden.

"Ja, ich denke es ist uns ganz gut gelungen, da eine Verbindung zwischen Tradition und Innovation zu generieren. Tradition sehen wir, dass wir die Originalrezepturen beibehalten. Wie zum Beispiel bei unserem Othello-Keks, wie bei unseren Wikinger-Keksen…"

Keksgeschmack des Ostens
Die Suche nach den alten Rezepten war aber gar nicht einfach. Vater Born, der die Fabrik wieder aus der Versenkung hob, ist gar durch das ganze Land gefahren. Um frühere Angestellte aufzuspüren, um mit ihnen gemeinsam den Keksgeschmack des Ostens wieder aufleben zu lassen. Hat ganz gut geklappt, denn mittlerweile hat man in Wittenberg bei WIKANA rund 100 Mitarbeiter und fertigt im Drei-Schicht-Betrieb 40 verschiedene Keks-Sorten, erzählt stolz Geschäftsführerin Yvonne Born. Die Jahresproduktion liegt bei der schier unglaublichen Menge von 5000 Tonnen Keksen, die auf großen Lastern Tag für Tag das Werk verlassen.

"…auf der anderen Seite haben wir uns natürlich weiterentwickelt, den veränderten Marktbedingungen angepasst. Das heißt, wir haben gesunde Kekse entwickelt. Gesund mein ich, für Bioprodukte. Da sind wir sehr stark. Wir haben fair-gehandelte Kekse. Auch das ist ein wachsender Markt."

Mit EU-Mitteln und Landes-Geldern ist aus dem Unternehmen eine starke Marke geworden. Ein Beispiel sinnvoller Förderpolitik, so der Magdeburger Volkswirtschaftler Karl-Heinz Paqué. Denn zu oft werde in Sachsen-Anhalt immer noch in Beton und Stahl investiert.

"Generell muss man darauf schauen, dass in den betreffenden Unternehmen handelbare Güter entstehen, die letztlich dazu beitragen, in der Region insgesamt, die Innovationskraft zu stärken."

Kleine feine Unternehmen die einzigartige Qualität produzieren, die creative class: Dass sind zwischen Arendsee und Zeitz die Türöffner für eine neue Zukunft.

"Also in gewisser Weise, wenn man es vergleicht mit dem was vor 1990 war, wenn wir sehen, was sich hier entwickelt hat, ist dieses Land eine blühende Landschaft."

Relativ gesehen. Denn noch immer befindet sich Sachsen-Anhalt im Wirtschaftsranking auf den Abstiegsplätzen. Um vielleicht doch mal in der Champions League mitzuspielen, sollten Investoren, Fördermittelgeber oder private Risiko-Kapitalgeber ohne Scheuklappen und mit offenen Augen durch das Land ziehen. Denn eins ist doch klar: Das Land hat mehr zu bieten, als einen kruden Autobahn-Slogan.