Das rosa Sommerkleid
Die neue Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück zeigt Erinnerungsstücke jüdischer Frauen. Nur wenige Gegenstände haben bis heute überdauert. So findet sich neben einem rosa Sommerkleid eher viel Text, der das Leiden im Nationalsozialismus veranschaulichen soll.
Es ist nur ein Kleid. Ein rosa Sommer-Sonntagskleid mit weißen Punkten und einem adretten weißen Kragen für ein kleines Mädchen. Das Mädchen heißt Stella, als Kind jüdischer Eltern 1939 in Antwerpen geboren. 1943 deportieren die Nazis ihren Vater ins KZ Buchenwald, ihre Mutter und sie selbst in das Frauen-KZ Ravensbrück. Kurz vorher packt der Vater ein Paket mit wichtigen familiären Erinnerungsstücken, mit dabei auch das rosa Sommerkleid.
"Die Freunde meiner Familie haben dieses Paket, das mein Vater geschnürt hatte, in der Erde vergraben und 1945 wieder ausgegraben."
Stella Nikiforowa steht neben der Vitrine mit ihrem rosa Sommerkleid. Sie ist mittlerweile 68 Jahre alt, sehr klein und sehr schmal, die grauen langen Haare zu einem Zopf nach hinten gebunden.
"Als mein Vater nach der Befreiung aus dem Lager Buchenwald nach Antwerpen zurückgekehrt ist, haben die Freunde der Familie dieses Paket an meinen Vater zurückgegeben."
Als Stellas Vater das Paket mit dem rosa Sommerkleid zurückerhält, ist die Familie bereits zerstört. Die Mutter stirbt 1943 im KZ Ravensbrück, russische Häftlinge kümmern sich um Stella, nehmen sie nach 1945 mit in die Sowjetunion. Ihr Vater wandert nach Brasilien aus - erst 20 Jahre später treffen sich Vater und Tochter wieder - Stella bekommt das rosa Sommerkleid mit den weißen Punkten zurück. Sie hat es vor einigen Jahren der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück geschenkt, denn in ihrer russischen Heimat interessiert sich niemand dafür.
"Nach 1995 ließ das Interesse in der damaligen Sowjetunion und dem heutigen Russland am Schicksal der Häftlinge deutlich nach. Von Ravensbrück wusste ich, dass die Gedenkstätte sich für das Schicksal der Häftlinge interessiert, speziell auch für mein Schicksal und ich wusste, dass das Kleid hier sehr gut aufgehoben ist."
Das Leben von Stella Nikiforova ist eine von etwa 15.000 Geschichten jüdischer Häftlinge im KZ Ravensbrück. Die jüdischen Frauen waren keine homogene Gruppe, sie stammten aus vielen verschiedenen Ländern, aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, identifizierten sich mehr oder weniger mit ihrem jüdischen Glauben, sagt Insa Eschenbach, die Leiterin der KZ-Gedenkstätte.
"Ich fand es auch sehr wichtig, dass wir im Eingang der Ausstellung darauf hinweisen, dass wir jetzt nicht definieren wollen, wer ist jüdisch, wer ist nicht-jüdisch, das haben die Nazis gemacht - und auch diese Zuschreibung jüdisch oder jüdischer Mischling, ob das dem Selbstverständnis der Frauen entsprach, das können und wollen wir gar nicht entscheiden."
Das Leben und Sterben jüdischer Häftlinge in den Konzentrationslagern, ihre Stellung in der Häftlingshierarchie, dieses Thema wurde in der DDR verschwiegen und blieb deshalb weitgehend unerforscht. Erst vor wenigen Jahren ist die erste wissenschaftliche Arbeit über jüdische Frauen im KZ Ravensbrück erschienen.
"Die jüdische Haftgruppe ist eine Gruppe, die jahrzehntelang in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück kein Thema war. Zunächst muss man sagen, dass in der DDR das Bild des antifaschistischen Widerstands im Mittelpunkt stand und jüdische Häftlinge eigentlich kein Thema waren."
Die Ausstellung schließt damit eine wichtige Lücke.
Leider ist sie gestalterisch konventionell und wenig überzeugend - ein karger Raum, Stellwände mit viel Text, einige wenige Vitrinen, Videos mit Zeitzeugen-Interviews. Ein paar anregende gestalterische Ideen hätten dem wichtigen Thema gut getan.
"Die Freunde meiner Familie haben dieses Paket, das mein Vater geschnürt hatte, in der Erde vergraben und 1945 wieder ausgegraben."
Stella Nikiforowa steht neben der Vitrine mit ihrem rosa Sommerkleid. Sie ist mittlerweile 68 Jahre alt, sehr klein und sehr schmal, die grauen langen Haare zu einem Zopf nach hinten gebunden.
"Als mein Vater nach der Befreiung aus dem Lager Buchenwald nach Antwerpen zurückgekehrt ist, haben die Freunde der Familie dieses Paket an meinen Vater zurückgegeben."
Als Stellas Vater das Paket mit dem rosa Sommerkleid zurückerhält, ist die Familie bereits zerstört. Die Mutter stirbt 1943 im KZ Ravensbrück, russische Häftlinge kümmern sich um Stella, nehmen sie nach 1945 mit in die Sowjetunion. Ihr Vater wandert nach Brasilien aus - erst 20 Jahre später treffen sich Vater und Tochter wieder - Stella bekommt das rosa Sommerkleid mit den weißen Punkten zurück. Sie hat es vor einigen Jahren der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück geschenkt, denn in ihrer russischen Heimat interessiert sich niemand dafür.
"Nach 1995 ließ das Interesse in der damaligen Sowjetunion und dem heutigen Russland am Schicksal der Häftlinge deutlich nach. Von Ravensbrück wusste ich, dass die Gedenkstätte sich für das Schicksal der Häftlinge interessiert, speziell auch für mein Schicksal und ich wusste, dass das Kleid hier sehr gut aufgehoben ist."
Das Leben von Stella Nikiforova ist eine von etwa 15.000 Geschichten jüdischer Häftlinge im KZ Ravensbrück. Die jüdischen Frauen waren keine homogene Gruppe, sie stammten aus vielen verschiedenen Ländern, aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, identifizierten sich mehr oder weniger mit ihrem jüdischen Glauben, sagt Insa Eschenbach, die Leiterin der KZ-Gedenkstätte.
"Ich fand es auch sehr wichtig, dass wir im Eingang der Ausstellung darauf hinweisen, dass wir jetzt nicht definieren wollen, wer ist jüdisch, wer ist nicht-jüdisch, das haben die Nazis gemacht - und auch diese Zuschreibung jüdisch oder jüdischer Mischling, ob das dem Selbstverständnis der Frauen entsprach, das können und wollen wir gar nicht entscheiden."
Das Leben und Sterben jüdischer Häftlinge in den Konzentrationslagern, ihre Stellung in der Häftlingshierarchie, dieses Thema wurde in der DDR verschwiegen und blieb deshalb weitgehend unerforscht. Erst vor wenigen Jahren ist die erste wissenschaftliche Arbeit über jüdische Frauen im KZ Ravensbrück erschienen.
"Die jüdische Haftgruppe ist eine Gruppe, die jahrzehntelang in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück kein Thema war. Zunächst muss man sagen, dass in der DDR das Bild des antifaschistischen Widerstands im Mittelpunkt stand und jüdische Häftlinge eigentlich kein Thema waren."
Die Ausstellung schließt damit eine wichtige Lücke.
Leider ist sie gestalterisch konventionell und wenig überzeugend - ein karger Raum, Stellwände mit viel Text, einige wenige Vitrinen, Videos mit Zeitzeugen-Interviews. Ein paar anregende gestalterische Ideen hätten dem wichtigen Thema gut getan.