„Das Plagiat ist schon immer in der Welt“
Die USA haben im Kampf gegen Produktpiraterie in China die Welthandelsorganisation eingeschaltet. Die Regierung in Washington reichte bei der WTO in Genf zwei Beschwerden ein. Sie wirft Peking einen unzureichenden Schutz vor Markenpiraterie vor.
Der andere Vorwurf richtet sich gegen Handelsschranken beim Verkauf amerikanischer Filme, Musik und Bücher in China. Das Handelsministerium in Peking erklärte, das Einschalten der WTO werde die Kooperation mit den USA ernsthaft beschädigen.
Darüber sprach Deutschlandradio Kultur mit dem Produktdesigner Prof. Rido Busse. Er beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Thema Plagiate. Anfang des Monats hat er in Solingen sein Museum Plagiarius eröffnet, in dem er seine seine Sammlung von Fälschungen der Öffentlichkeit präsentiert. Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus dem Gespräch:
Hettinger: Ist China das große aufgehende Land der Produktpiraterie?
Busse: Jedes Entwicklungsland hat mal mit Plagiaten angefangen. So wie kleine Kinder auch plagiieren, indem sie ihre Eltern nachmachen, sonst lernen die ja nichts. Die Japaner tun es nicht mehr. Sie sind heute soweit, dass sie in vielen Dingen viel besser sind als wir und sehr gute Produkte haben. Die brauchen nicht mehr zu klauen.
(…)
Hettinger: Es gibt ja Gerüchte, die sagen, dass Fälschung und Original oft aus der gleichen Werkstatt kommen. Stimmt das?
Busse: Das stimmt, denn es gibt eine ganze Reihe von Firmen in China, denen man beigebracht hat, wie man zum Beispiel Lacoste-Hemden produziert. Und die lassen hinterher nur die Bänder weiterlaufen.
Hettinger: In welchem Verhältnis steht hier Original und nicht autorisierte Kopie?
Busse: Ich kann das nicht speziell für irgendeine Firma sagen, aber wir wissen, dass etwa 10 bis 15 Prozent des gesamten Welthandels aus Plagiaten und Fälschungen besteht.
(…)
Hettinger: Diese Fälschungsindustrie in China scheint ja immense Dimensionen angenommen zu haben. Ist das wirklich eine neue Qualität?
Busse: Dadurch, dass die sehr viele Möglichkeiten technischer Art haben, können sie auch sehr viel machen.
Hettinger: Wie weit geht denn die Geschichte des Plagiats zurück?
Busse: Das Plagiat ist schon immer in der Welt. Martial, ein Epigrammatiker, hat vor tausend Jahren schon seine Kollegen angegriffen und als plagiarii bezeichnet, nämlich als Menschenräuber – das Plagiat als Raub am Menschen. Und wenn man sich die gesamte Literatur anguckt: sowohl Shakespeare hat geklaut als auch Goethe. Lessings „Nathan der Weise“ besteht zu 20 bis 30 Prozent aus geklauten Versen. Das Problem war immer schon da.
Sie können das vollständige Gespräch für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
Darüber sprach Deutschlandradio Kultur mit dem Produktdesigner Prof. Rido Busse. Er beschäftigt sich seit 30 Jahren mit dem Thema Plagiate. Anfang des Monats hat er in Solingen sein Museum Plagiarius eröffnet, in dem er seine seine Sammlung von Fälschungen der Öffentlichkeit präsentiert. Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus dem Gespräch:
Hettinger: Ist China das große aufgehende Land der Produktpiraterie?
Busse: Jedes Entwicklungsland hat mal mit Plagiaten angefangen. So wie kleine Kinder auch plagiieren, indem sie ihre Eltern nachmachen, sonst lernen die ja nichts. Die Japaner tun es nicht mehr. Sie sind heute soweit, dass sie in vielen Dingen viel besser sind als wir und sehr gute Produkte haben. Die brauchen nicht mehr zu klauen.
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Hettinger: Es gibt ja Gerüchte, die sagen, dass Fälschung und Original oft aus der gleichen Werkstatt kommen. Stimmt das?
Busse: Das stimmt, denn es gibt eine ganze Reihe von Firmen in China, denen man beigebracht hat, wie man zum Beispiel Lacoste-Hemden produziert. Und die lassen hinterher nur die Bänder weiterlaufen.
Hettinger: In welchem Verhältnis steht hier Original und nicht autorisierte Kopie?
Busse: Ich kann das nicht speziell für irgendeine Firma sagen, aber wir wissen, dass etwa 10 bis 15 Prozent des gesamten Welthandels aus Plagiaten und Fälschungen besteht.
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Hettinger: Diese Fälschungsindustrie in China scheint ja immense Dimensionen angenommen zu haben. Ist das wirklich eine neue Qualität?
Busse: Dadurch, dass die sehr viele Möglichkeiten technischer Art haben, können sie auch sehr viel machen.
Hettinger: Wie weit geht denn die Geschichte des Plagiats zurück?
Busse: Das Plagiat ist schon immer in der Welt. Martial, ein Epigrammatiker, hat vor tausend Jahren schon seine Kollegen angegriffen und als plagiarii bezeichnet, nämlich als Menschenräuber – das Plagiat als Raub am Menschen. Und wenn man sich die gesamte Literatur anguckt: sowohl Shakespeare hat geklaut als auch Goethe. Lessings „Nathan der Weise“ besteht zu 20 bis 30 Prozent aus geklauten Versen. Das Problem war immer schon da.
Sie können das vollständige Gespräch für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.