"Das Orchester muss wie die unsichtbare Seele sein"
Am 25. Juli beginnen die 100. Bayreuther Festspiele mit Neuinszenierung von Richard Wagners "Tannhäuser". Wie an keinem anderen Opernhaus wird das musikalische Ergebnis entscheidend von einer Räumlichkeit beeinflusst, dem verdeckten Orchestergraben, von Richard Wagner "mystischer Abgrund" genannt. Die Interpretation wird dadurch erheblich beeinflusst.
Die "widerwärtige Störung durch die stets sich aufdrängende Sichtbarkeit des technischen Apparates" war Richard Wagner schon früh ein Gräuel, und er sann, wie er dieses Übel beseitigen könnte. Des Komponisten Bestreben war es, die Zuschauer "in den begeisterten Zustand des Hellsehens" zu versetzen. Seine einzigartige Lösung: der unsichtbare Orchestergraben. Ist das Festspielhaus auf dem Grünen Hügel der Tempel, zu dem die Wagnerianer aus aller Welt pilgern, so ist dieser "mystische Abgrund", wie Wagner ihn ausdrücklich nannte, der heilige Schrein, der dem Besucher der Festspiele verborgen bleibt und zu dem er normalerweise keinen Zugang hat. Mehr zu wissen von den Voraussetzungen für die Klangkunst, könnte die Illusion zerstören oder die Bewunderung vergrößern. Aber es gibt Ausnahmen. Bei der Generalprobe zum "Rheingold", dem Vorabend der Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" durfte Jürgen Liebing aus anderer als der Festspielhaus-Perspektive zuhören. In Gesprächen mit Orchestermusikern, Sängern, den Dirigenten Christian Thieleman und Sebastian Weigle, sowie der Regisseurin und Festspielchefin Katharina Wagner wird die Besonderheit dieses einzigartigen Ortes hörbar, sein Einfluss auf die Interpretation.