Das New York eines Isländers
Eindringlich und melancholisch: Der isländische Regisseur Dagur Kári lässt einen herzensguten Obdachlosen auf einen knorrigen Kneipenwirt treffen - und zeichnet dabei sein ganz eigenes Bild der Metropole New York.
Er ist nicht nur Filmemacher, sondern auch Musiker. "Slowblow" heißt die Band von Dagur Kári, die für seine Filme auch den Soundtrack beisteuert. Und ebenso eindringlich und einfach wie dieser melancholische Gitarrensound sind auch die Filme und Geschichten, die der isländische Regisseur erzählt. Diesmal verschlug es den Filmemacher nach New York.
"Eine der ersten Ideen zum Film war der Titel auf Englisch: "The Good Heart". Von diesem Punkt an schrieb ich die Geschichte dann auf Englisch. Ich wusste also immer, dass dieser Film in Amerika spielen würde. Es ist ein urbanes Märchen und so war es mir sehr wichtig, dass diese Geschichte in einer stereotypisch großen Metropole spielt. New York ist so eine Stadt. Dennoch habe ich mich bemüht, nicht das typische New York City zu zeigen, sondern mein eigenes New York innerhalb New Yorks zu erschaffen. So sieht man wenig von der aktuellen Stadt."
In "Ein gutes Herz" treffen ein herzensguter Obdachloser, gespielt vom erfrischend naiv wirkenden Paul Dano, und ein bärbeißiger, älterer Barbesitzer, der auf den klangvollen Namen Jacques hört, aufeinander. Es ist eine Paraderolle für den Schotten Brian Cox, der als grantelnder Misanthrop den jungen Mann als seinen Nachfolger aufbauen möchte, ihm einen Job und Unterkunft anbietet.
Das Erfolgsrezept von Jacques lautet, bloß keine Verbrüderung mit den Kunden - und männlich müssen sie sein. Als sich eines Tages die verwirrte, blonde Stewardess und Französin April in die Männer-Bar verirrt, ist es schnell um Lucas geschehen, sehr zum Ärger von Jacques, der gleich wieder lospoltert.
Jetzt hör mal zu, es gibt zwei Welten, die der Männer und die der Weiber. In einer Bar haben Frauen nichts verloren. Die können in Caféterien oder Konditoreien gehen. Die Bar ist uns vorbehalten. Sie ist ein Rückzugsort, wo ein Mann hinkommen und frei sein kann in dem Wissen, absolut abgeschirmt zu sein vor der Einmischung des anderen Geschlechts.
Lucas: Aber sie hat kein Geld um woanders schlafen zu können.
Jacques: Ist nicht dein Problem und ganz sicherlich nicht meins.
Lucas: Wir können sie doch nicht auf die Straße setzen wie eine Mülltonne.
Jacques: Und ob wir das können.
Lucas: Hast du denn gar kein Mitgefühl?
Jacques: Großer Gott Lucas, jetzt komm mir nicht mit so einem Scheiß… Du hast 24 Stunden, bis dahin ist das Miststück verschwunden.
Natürlich ist das "Miststück" oder "The bitch", wie Jacques sie gerne nennt und die von der Französin Isild le Besco verkörpert wird, nicht so schnell verschwunden. Es ist diese Ruppigkeit, das coole Männergehabe und die Lakonie der Bilder und Dialoge, die Dagur Kári gekonnt inszeniert und die seinen Film an Jim Jarmusch erinnern lassen. Dennoch ist der Isländer vorsichtig, wenn es um filmischen Vorbilder geht.
"Die Inspirationen sind vielfältig und ich versuche Filme als Inspirationsquelle auch ein wenig zu vermeiden. Die Filmkunst ist nur etwas über 100 Jahre alt, wenn man sich also nur am Kino orientiert, hat das etwas von Inzucht. In letzter Zeit haben mich beispielsweise auch "Sitcoms" beeinflusst. Aber die Filme von Jim Jarmusch und Francois Truffaut haben mir die Augen geöffnet. Beide teilen eine Vision, mit der ich mich identifiziere."
Nach "Noi Albinoi" in Island und "The Dark House" in Dänemark hat Dagur Kári, der in Kopenhagen auf die Filmhochschule ging, nun seinen dritten Spielfilm in der dritten Sprache gedreht. Dabei ist er sich und seiner Welt treu geblieben. Die Realität interessiert ihn nicht besonders. Er borgt sich nur gerne die Lebenslagen und das Umfeld von Orten oder Landschaften aus.
Sein Film "Ein gutes Herz" ist bereits in mehreren Ländern, auch in den USA, gestartet. Aber gerade die Amerikaner konnten mit dem New York eines Isländers sehr wenig anfangen. An Selbstbewusstsein und trockenem Humor mangelt es dem Filmemacher dann aber nicht.
Die Cleveren mögen meinen Film, die Dummen nicht, meint Dagur Kári und lässt sich - wie die ganze Zeit während des Interviews - nicht wirklich in die Karten schauen.
Filmhomepage
"Eine der ersten Ideen zum Film war der Titel auf Englisch: "The Good Heart". Von diesem Punkt an schrieb ich die Geschichte dann auf Englisch. Ich wusste also immer, dass dieser Film in Amerika spielen würde. Es ist ein urbanes Märchen und so war es mir sehr wichtig, dass diese Geschichte in einer stereotypisch großen Metropole spielt. New York ist so eine Stadt. Dennoch habe ich mich bemüht, nicht das typische New York City zu zeigen, sondern mein eigenes New York innerhalb New Yorks zu erschaffen. So sieht man wenig von der aktuellen Stadt."
In "Ein gutes Herz" treffen ein herzensguter Obdachloser, gespielt vom erfrischend naiv wirkenden Paul Dano, und ein bärbeißiger, älterer Barbesitzer, der auf den klangvollen Namen Jacques hört, aufeinander. Es ist eine Paraderolle für den Schotten Brian Cox, der als grantelnder Misanthrop den jungen Mann als seinen Nachfolger aufbauen möchte, ihm einen Job und Unterkunft anbietet.
Das Erfolgsrezept von Jacques lautet, bloß keine Verbrüderung mit den Kunden - und männlich müssen sie sein. Als sich eines Tages die verwirrte, blonde Stewardess und Französin April in die Männer-Bar verirrt, ist es schnell um Lucas geschehen, sehr zum Ärger von Jacques, der gleich wieder lospoltert.
Jetzt hör mal zu, es gibt zwei Welten, die der Männer und die der Weiber. In einer Bar haben Frauen nichts verloren. Die können in Caféterien oder Konditoreien gehen. Die Bar ist uns vorbehalten. Sie ist ein Rückzugsort, wo ein Mann hinkommen und frei sein kann in dem Wissen, absolut abgeschirmt zu sein vor der Einmischung des anderen Geschlechts.
Lucas: Aber sie hat kein Geld um woanders schlafen zu können.
Jacques: Ist nicht dein Problem und ganz sicherlich nicht meins.
Lucas: Wir können sie doch nicht auf die Straße setzen wie eine Mülltonne.
Jacques: Und ob wir das können.
Lucas: Hast du denn gar kein Mitgefühl?
Jacques: Großer Gott Lucas, jetzt komm mir nicht mit so einem Scheiß… Du hast 24 Stunden, bis dahin ist das Miststück verschwunden.
Natürlich ist das "Miststück" oder "The bitch", wie Jacques sie gerne nennt und die von der Französin Isild le Besco verkörpert wird, nicht so schnell verschwunden. Es ist diese Ruppigkeit, das coole Männergehabe und die Lakonie der Bilder und Dialoge, die Dagur Kári gekonnt inszeniert und die seinen Film an Jim Jarmusch erinnern lassen. Dennoch ist der Isländer vorsichtig, wenn es um filmischen Vorbilder geht.
"Die Inspirationen sind vielfältig und ich versuche Filme als Inspirationsquelle auch ein wenig zu vermeiden. Die Filmkunst ist nur etwas über 100 Jahre alt, wenn man sich also nur am Kino orientiert, hat das etwas von Inzucht. In letzter Zeit haben mich beispielsweise auch "Sitcoms" beeinflusst. Aber die Filme von Jim Jarmusch und Francois Truffaut haben mir die Augen geöffnet. Beide teilen eine Vision, mit der ich mich identifiziere."
Nach "Noi Albinoi" in Island und "The Dark House" in Dänemark hat Dagur Kári, der in Kopenhagen auf die Filmhochschule ging, nun seinen dritten Spielfilm in der dritten Sprache gedreht. Dabei ist er sich und seiner Welt treu geblieben. Die Realität interessiert ihn nicht besonders. Er borgt sich nur gerne die Lebenslagen und das Umfeld von Orten oder Landschaften aus.
Sein Film "Ein gutes Herz" ist bereits in mehreren Ländern, auch in den USA, gestartet. Aber gerade die Amerikaner konnten mit dem New York eines Isländers sehr wenig anfangen. An Selbstbewusstsein und trockenem Humor mangelt es dem Filmemacher dann aber nicht.
Die Cleveren mögen meinen Film, die Dummen nicht, meint Dagur Kári und lässt sich - wie die ganze Zeit während des Interviews - nicht wirklich in die Karten schauen.
Filmhomepage