Das Navi für Spaziergänger
Wo professionelle Karten versagen, da kommt der "Woodtracker" zum Einsatz. Entwickelt wurde die Software für die Forstwirtschaft. Doch sie könnte auch im touristischen Bereich nützlich werden. Alles, was sie benötigen, ist die entsprechende Software und einen GPS-Empfänger.
"So, also wir sind jetzt mal draußen auf dem Campus. Und ich starte jetzt die Anwendung hier auf meinem Smartphone. Und gehe hier jetzt in den entsprechenden Menüpunkt für die Routenaufzeichnung. Jetzt wird also der GPS-Empfänger in dem Gerät aktiviert."
Informatiker Martin Weigel steht auf dem Campus der Fachhochschule in Brandenburg an der Havel, neben ihm hackt ein Gärtner Unkraut klein. Auf seinem Smartphone erscheint eine Open-Street-Map – eine im Internet veröffentlichte kostenlose Straßen- und Landkarte, die jeder für eigene Zwecke nutzen kann. Wenige Sekunden später wird darauf sein Standort angezeigt.
"So, jetzt hat er auch GPS gefunden. Ich zoome jetzt mal ein bisschen rein, hier in die Kartendarstellung."
Auf seinem Smartphone erscheint der Campus aus der Vogelperspektive. Ein paar Mal auf das Display gedrückt, und das Programm beginnt: Auf der Karte zeichnet es jetzt auf den Meter genau den Weg nach, den Matin Weigel zurücklegt.
"So, ich starte die Aufzeichnung jetzt und jetzt bewegen wir uns einfach mal ein Stück. Vielleicht hier lang. So, jetzt hat er auch die richtige Position und wenn wir uns jetzt hier bewegen, ein bisschen unter unseren Bäumen lang, dann sieht man jetzt eben hier schon, wie er diesen Weg einzeichnet. Als grüne Linie in dem Fall. Und je weiter wir uns bewegen, desto länger wird jetzt diese Linie. Und stellt, wenn wir hier um die Kurve gehen, eben auch diesen Wegverlauf sozusagen dar."
Alle paar Meter registriert die Software dafür den genauen geografischen Standort und speichert die Daten ab. Der Kniff dabei: Je mehr Menschen sich mit der Software durch das Gelände bewegen, desto detaillierter wird die Wegekarte. Denn: Die Karte zeichnet sich von selbst – allein durch das Bewegungsverhalten der Nutzer, sagt Informatikprofessor Thomas Preuss.
"Die Nutzer des Systems sind eigentlich auch gleich die Produzenten der Daten. Also beides fällt zusammen, also ein typischer Web 2.0-Ansatz. Das man nicht mehr so klar trennt: Ein Hersteller eines Navigationssystems erfasst diese Daten und stellt sie den Nutzern zur Verfügung. Sondern in unserem Fall sind Nutzer und Anbieter mehr oder weniger identisch."
Das System stützt sich dabei auf eine simple Annahme: Überall dort, wo Menschen durchs Gelände gehen oder fahren, ist ein gut zugänglicher Weg. Strecken hingegen, die nicht genutzt oder abgebrochen werden, sind vermutlich unpassierbar - weil sie beispielsweise matschig oder versperrt sind. Aus all diesen Daten errechnet das System schließlich eine Wegempfehlung, die man vorab aufrufen kann. Ursprünglich entwickelt wurde der Woodtracker für die Holzwirtschaft. Denn die hat oft mit unwegsamen Waldwegen zu kämpfen, sagt Thomas Preuss.
"Es gibt eine Untersuchung, die besagt, dass so ein Drittel der Kosten beim Holz Transportkosten sind. Und es ist natürlich sehr schwierig für Spediteure, den Weg zu einem Holzpolder irgendwo im Wald zu finde. Meist passiert das so, dass man irgendein Fax bekommt mit mehr oder weniger leserlichen Informationen und dann mit seinem LKW durch den Wald fährt, was natürlich mit einem großen LKW, so einem Holztransporter, relativ schwierig ist. Man kann dann nicht wenden – und wenn so ein LKW stecken bleibt, dann ist der einfach mal für einen Tag im Zweifel lahm gelegt. Und die Kosten, die eben durch solche Fehlleitungen entstehen, sind natürlich doch immens."
In dem das System also nur häufig benutzte Strecken empfiehlt, könnte es Irrfahrten in schlammige oder versperrte Sackgassen vermeiden. Allerdings: Das funktioniert nur, wenn die Nutzer ihre Daten weitergeben. Sprich: Sie müssen ihren Weg aufzeichnen und diese Information dann zum Server schicken.
Martin Weigel demonstriert das. Er ist im verschlungenen Park der Fachhochschule mittlerweile ein Stück gelaufen, und schaut jetzt auf sein Smartphone.
"Und ich kann jetzt eben in das Menü hier wieder gehen. Kann mir meine Aufzeichnung ansehen, das ist jetzt hier die letzte. Kann dann eben sagen, ich möchte die an den Server schicken. Dann schreibt er hier, erfolgreich exportiert. Jetzt sind über die Mobilfunkverbindungen die Daten jetzt an unser Serversystem geschickt worden."
Am Anfang müssen die Nutzer solch eines Systems also Pionierarbeit leisten: Denn bevor erste Wegempfehlungen möglich sind, muss erst einmal fleißig kartiert werden. Allerdings: Fehler bei der Kartierung sind nicht ausgeschlossen.
Martin Weigel zeigt das an Serverdaten: Einer der aufgezeichneten Wege führt an manchen Stellen geradewegs durch dichtes Gestrüpp. Korrekturen durch den Programmverwalter sind hier möglich.
"Ja, also ich sehe halt hier, der Weg verläuft hier in einer geraden Linie. Und ich habe jetzt hier ein Wegepunkt, da hat das GPS nicht so genau funktioniert. Der ist jetzt ein bisschen Abseits des Weges. Dann habe ich hier die Möglichkeit, den einfach mit der Maus anzufassen und auf den Weg zu ziehen und das damit zu korrigieren."
Lohnend könnte die Anwendung solch eines intelligenten Navigationssystems auch für Mountainbiker, Reiter und Wanderer sein, glauben Thomas Preuss und Martin Weigel. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg: Bisher existiert der Woodtracker auch für die Forstwirtschaft nur als Prototyp. Erste Verhandlungen mit interessierten Softwarefirmen gibt es bereits.
Informatiker Martin Weigel steht auf dem Campus der Fachhochschule in Brandenburg an der Havel, neben ihm hackt ein Gärtner Unkraut klein. Auf seinem Smartphone erscheint eine Open-Street-Map – eine im Internet veröffentlichte kostenlose Straßen- und Landkarte, die jeder für eigene Zwecke nutzen kann. Wenige Sekunden später wird darauf sein Standort angezeigt.
"So, jetzt hat er auch GPS gefunden. Ich zoome jetzt mal ein bisschen rein, hier in die Kartendarstellung."
Auf seinem Smartphone erscheint der Campus aus der Vogelperspektive. Ein paar Mal auf das Display gedrückt, und das Programm beginnt: Auf der Karte zeichnet es jetzt auf den Meter genau den Weg nach, den Matin Weigel zurücklegt.
"So, ich starte die Aufzeichnung jetzt und jetzt bewegen wir uns einfach mal ein Stück. Vielleicht hier lang. So, jetzt hat er auch die richtige Position und wenn wir uns jetzt hier bewegen, ein bisschen unter unseren Bäumen lang, dann sieht man jetzt eben hier schon, wie er diesen Weg einzeichnet. Als grüne Linie in dem Fall. Und je weiter wir uns bewegen, desto länger wird jetzt diese Linie. Und stellt, wenn wir hier um die Kurve gehen, eben auch diesen Wegverlauf sozusagen dar."
Alle paar Meter registriert die Software dafür den genauen geografischen Standort und speichert die Daten ab. Der Kniff dabei: Je mehr Menschen sich mit der Software durch das Gelände bewegen, desto detaillierter wird die Wegekarte. Denn: Die Karte zeichnet sich von selbst – allein durch das Bewegungsverhalten der Nutzer, sagt Informatikprofessor Thomas Preuss.
"Die Nutzer des Systems sind eigentlich auch gleich die Produzenten der Daten. Also beides fällt zusammen, also ein typischer Web 2.0-Ansatz. Das man nicht mehr so klar trennt: Ein Hersteller eines Navigationssystems erfasst diese Daten und stellt sie den Nutzern zur Verfügung. Sondern in unserem Fall sind Nutzer und Anbieter mehr oder weniger identisch."
Das System stützt sich dabei auf eine simple Annahme: Überall dort, wo Menschen durchs Gelände gehen oder fahren, ist ein gut zugänglicher Weg. Strecken hingegen, die nicht genutzt oder abgebrochen werden, sind vermutlich unpassierbar - weil sie beispielsweise matschig oder versperrt sind. Aus all diesen Daten errechnet das System schließlich eine Wegempfehlung, die man vorab aufrufen kann. Ursprünglich entwickelt wurde der Woodtracker für die Holzwirtschaft. Denn die hat oft mit unwegsamen Waldwegen zu kämpfen, sagt Thomas Preuss.
"Es gibt eine Untersuchung, die besagt, dass so ein Drittel der Kosten beim Holz Transportkosten sind. Und es ist natürlich sehr schwierig für Spediteure, den Weg zu einem Holzpolder irgendwo im Wald zu finde. Meist passiert das so, dass man irgendein Fax bekommt mit mehr oder weniger leserlichen Informationen und dann mit seinem LKW durch den Wald fährt, was natürlich mit einem großen LKW, so einem Holztransporter, relativ schwierig ist. Man kann dann nicht wenden – und wenn so ein LKW stecken bleibt, dann ist der einfach mal für einen Tag im Zweifel lahm gelegt. Und die Kosten, die eben durch solche Fehlleitungen entstehen, sind natürlich doch immens."
In dem das System also nur häufig benutzte Strecken empfiehlt, könnte es Irrfahrten in schlammige oder versperrte Sackgassen vermeiden. Allerdings: Das funktioniert nur, wenn die Nutzer ihre Daten weitergeben. Sprich: Sie müssen ihren Weg aufzeichnen und diese Information dann zum Server schicken.
Martin Weigel demonstriert das. Er ist im verschlungenen Park der Fachhochschule mittlerweile ein Stück gelaufen, und schaut jetzt auf sein Smartphone.
"Und ich kann jetzt eben in das Menü hier wieder gehen. Kann mir meine Aufzeichnung ansehen, das ist jetzt hier die letzte. Kann dann eben sagen, ich möchte die an den Server schicken. Dann schreibt er hier, erfolgreich exportiert. Jetzt sind über die Mobilfunkverbindungen die Daten jetzt an unser Serversystem geschickt worden."
Am Anfang müssen die Nutzer solch eines Systems also Pionierarbeit leisten: Denn bevor erste Wegempfehlungen möglich sind, muss erst einmal fleißig kartiert werden. Allerdings: Fehler bei der Kartierung sind nicht ausgeschlossen.
Martin Weigel zeigt das an Serverdaten: Einer der aufgezeichneten Wege führt an manchen Stellen geradewegs durch dichtes Gestrüpp. Korrekturen durch den Programmverwalter sind hier möglich.
"Ja, also ich sehe halt hier, der Weg verläuft hier in einer geraden Linie. Und ich habe jetzt hier ein Wegepunkt, da hat das GPS nicht so genau funktioniert. Der ist jetzt ein bisschen Abseits des Weges. Dann habe ich hier die Möglichkeit, den einfach mit der Maus anzufassen und auf den Weg zu ziehen und das damit zu korrigieren."
Lohnend könnte die Anwendung solch eines intelligenten Navigationssystems auch für Mountainbiker, Reiter und Wanderer sein, glauben Thomas Preuss und Martin Weigel. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg: Bisher existiert der Woodtracker auch für die Forstwirtschaft nur als Prototyp. Erste Verhandlungen mit interessierten Softwarefirmen gibt es bereits.