Das Museum der Woche
Bad Pyrmont ist die älteste Kurstadt Deutschlands. Im 18. und 19. Jahrhundert war sie das begehrteste Modebad Europas, und noch heute nutzen jährlich 800.000 Menschen die Heilkraft der Quellen. Das von Wasser umgebene, auf einem breiten Wall mit Eckbastionen gebaute Pyrmonter Schloss zählt zu den besterhaltenen Renaissancefestungen im norddeutschen Raum. Vor 20 Jahren zog das städtische Museum darin ein.
"Die Festung stammt aus dem 16. Jahrhundert, und das Barockschloss aus dem 18. Jahrhundert. Das ist was Besonderes, dass man zwei Zeitepochen auf einen Blick hat: eine rustikale Festung und ein kleines Sommerbarockschloss."
Wolfgang Warnecke, gelernter Bürokaufmann, steht seit 20 Jahren an der Kasse des Schlossmuseums; er recherchiert in Archiven oder führt Besucher durch die Anlage. Acht Monate lang wurde die von einem Wassergraben umgebene Festung im Dreißigjährigen Krieg belagert. Es gelang nicht, sie einzunehmen. 400 Menschen hatten sich hinter breiten Stollen, die in Geschützkammern und Eckbastionen münden, verschanzt.
"Das ist noch eine alte Backstube. Die hat man, um Geld zu sparen oder um es einfach zu haben, in diese Rampen, wo man mit den Kutschen auf die Schlossterrasse fahren konnte, eingerichtet. Im Schloss selber gibt es gar keine Küche. Die Speisen wurden über eine Außentreppe nach oben gebracht in den Speisesaal. Und das ist der heutige Hauptraum des Museums."
Wolfgang Warnecke führt mich geradewegs zu einer Vitrine mit alten Waffen.
"Ich mag wirklich gern diese ganzen Säbel und Degen, die wir haben. Zum Teil sind die gefunden worden in der Schlossgraft, dem Wassergraben, auch dieses schöne Steinschlossgewehr, das ist noch voll funktionstüchtig. (...) Man sieht oben noch die schönen Haken, das Silber, das Holz ..."
Die stadt- und badgeschichtliche Sammlung bildet das Kernstück des Museums. Als erstes entdeckt der Besucher einen imposanten Mammutzahn, der so präpariert wurde, dass er tausendfache Berührung aushält. Kinder lieben den rauen, abgeriebenen Backenzahn. Der kostbarste Fund aber wurde 1863 gemacht.
"Da hat man in vier Meter Tiefe über 175 verschiedene Gewandnadeln entdeckt. Noch dazu sieht man eine römische Weinkelle, die kommt eigentlich aus England, man weiß nicht wie sie nach Bad Pyrmont gekommen ist, vielleicht über Handelswege, und die Germanen haben den Quellgöttern geopfert in diesem Quellheiligtum auf dem Brunnenplatz und haben ihre Nadeln, die Spangen in die Quelle geworfen (...) Das beweist, dass Bad Pyrmont schon vor 2000 Jahren bekannt war und dass es Menschen gab, die diese heilbringenden Quellen kannten und verehrten."
Aus vier- bis fünftausend Meter Tiefe wird das Pyrmonter Wasser an die Oberfläche getrieben. 19 Heilquellen sind bekannt. Sieben werden genutzt. Die Stadt und das Museum zehren von den einst illustren Kurgästen. Im 19. Jahrhundert reiste man noch mit einem halben Hausstand an. Löffel, Tassen, Teller wurden mitgebracht. Alles fein biedermeierlich arrangiert.
Wolfgang Warnecke zeigt auf eine Kurliste. Die Namen der "Brunnengäste" sind darin verzeichnet.
"Man weiß genau, an welchem Tag sie angekommen sind, wo sie gewohnt haben und mit wem sie vielleicht da waren. Und die konnte man in den Buchhandlungen kaufen. Zweimal wöchentlich gab’s diese Kurlisten - wie so eine Zeitschrift oder Broschüre. Gerade wenn man die Kinder verheiraten wollte, konnte man schon mal gucken, ob der geeignete Bräutigam wohl mit in dieser Saison hier ist."
Zar Peter hat einen Federhut und Briefe hinterlassen. Seitenlang hat er darüber geklagt, dass er Wein und Wodka vermisse. Friedrich der Große kam zweimal nach Bad Pyrmont.
"Es gab so kleine Toilettenhäuschen. Die konnte man sich extra mieten, weil man ja viel Wasser trinken musste, 20, 30 Gläser am Tag. Viele haben das auch gemacht, da gibt es Verzeichnisse, nur Friedrich der Große wollte das nicht. Er ist immer wieder zurück zu seiner Pension gegangen. Vielleicht um Geld zu sparen."
Die Namen vieler Gäste, die in den offiziellen Listen der 330 Toilettenhäuschen nicht auftauchten, weil sie inkognito bleiben wollten, konnten über so genannte Schlüsselgeldbücher wiedergefunden werden. Kein einziges dieser Häuschen steht mehr in Bad Pyrmont. Heute erleichtern sich die Kurgäste in einer zentral gelegenen Wandelhalle. Königin Luise von Preußen, die in nur 17 Jahren zehn Kinder zur Welt brachte und 1810 mit 34 Jahren starb, kurte dreimal in Pyrmont. Die preußische Genauigkeit erweist sich für Museumsdirektoren als Segen.
"Es gibt ein Abrechnungsbuch über ihren Aufenthalt hier in Bad Pyrmont. Es war so gut Buch geführt, dass es bei der heutigen Steuerprüfung glatt durchgehen würde, und Königin Luise hat über 16.000 Taler hier ausgegeben. Dafür hat sie auch dies tolle Tafelklavier vom Pyrmonter Bürgermeister Hämmerich damals geschenkt bekommen. (...) Pyrmont war das Modebad damals in Europa überhaupt, und da gab’s alles zu kaufen, was ‚in’ war ... Und Luise hat alles gekauft, Kupferstiche, Kinderspielzeug, Hüte, Schals, alles."
Zwei Räume, die die Königin bewohnt hat, sind im Schlossmuseum rekonstruiert worden. Auch das Tafelklavier steht dort. Bad Pyrmont, das führt uns das Schlossmuseum vor, ist die älteste Kurstadt Deutschlands. Nirgendwo sonst kurten die Brunnengäste seit dem 16. Jahrhundert exklusiver als hier. Neben Fürsten und Königen wandelten Lessing, Leibniz, Goethe und Herder auf der Allee, die am Schlossmuseum vorbeiführt.
"Gut, dass Sie’s gefunden haben!"
Wolfgang Warnecke, gelernter Bürokaufmann, steht seit 20 Jahren an der Kasse des Schlossmuseums; er recherchiert in Archiven oder führt Besucher durch die Anlage. Acht Monate lang wurde die von einem Wassergraben umgebene Festung im Dreißigjährigen Krieg belagert. Es gelang nicht, sie einzunehmen. 400 Menschen hatten sich hinter breiten Stollen, die in Geschützkammern und Eckbastionen münden, verschanzt.
"Das ist noch eine alte Backstube. Die hat man, um Geld zu sparen oder um es einfach zu haben, in diese Rampen, wo man mit den Kutschen auf die Schlossterrasse fahren konnte, eingerichtet. Im Schloss selber gibt es gar keine Küche. Die Speisen wurden über eine Außentreppe nach oben gebracht in den Speisesaal. Und das ist der heutige Hauptraum des Museums."
Wolfgang Warnecke führt mich geradewegs zu einer Vitrine mit alten Waffen.
"Ich mag wirklich gern diese ganzen Säbel und Degen, die wir haben. Zum Teil sind die gefunden worden in der Schlossgraft, dem Wassergraben, auch dieses schöne Steinschlossgewehr, das ist noch voll funktionstüchtig. (...) Man sieht oben noch die schönen Haken, das Silber, das Holz ..."
Die stadt- und badgeschichtliche Sammlung bildet das Kernstück des Museums. Als erstes entdeckt der Besucher einen imposanten Mammutzahn, der so präpariert wurde, dass er tausendfache Berührung aushält. Kinder lieben den rauen, abgeriebenen Backenzahn. Der kostbarste Fund aber wurde 1863 gemacht.
"Da hat man in vier Meter Tiefe über 175 verschiedene Gewandnadeln entdeckt. Noch dazu sieht man eine römische Weinkelle, die kommt eigentlich aus England, man weiß nicht wie sie nach Bad Pyrmont gekommen ist, vielleicht über Handelswege, und die Germanen haben den Quellgöttern geopfert in diesem Quellheiligtum auf dem Brunnenplatz und haben ihre Nadeln, die Spangen in die Quelle geworfen (...) Das beweist, dass Bad Pyrmont schon vor 2000 Jahren bekannt war und dass es Menschen gab, die diese heilbringenden Quellen kannten und verehrten."
Aus vier- bis fünftausend Meter Tiefe wird das Pyrmonter Wasser an die Oberfläche getrieben. 19 Heilquellen sind bekannt. Sieben werden genutzt. Die Stadt und das Museum zehren von den einst illustren Kurgästen. Im 19. Jahrhundert reiste man noch mit einem halben Hausstand an. Löffel, Tassen, Teller wurden mitgebracht. Alles fein biedermeierlich arrangiert.
Wolfgang Warnecke zeigt auf eine Kurliste. Die Namen der "Brunnengäste" sind darin verzeichnet.
"Man weiß genau, an welchem Tag sie angekommen sind, wo sie gewohnt haben und mit wem sie vielleicht da waren. Und die konnte man in den Buchhandlungen kaufen. Zweimal wöchentlich gab’s diese Kurlisten - wie so eine Zeitschrift oder Broschüre. Gerade wenn man die Kinder verheiraten wollte, konnte man schon mal gucken, ob der geeignete Bräutigam wohl mit in dieser Saison hier ist."
Zar Peter hat einen Federhut und Briefe hinterlassen. Seitenlang hat er darüber geklagt, dass er Wein und Wodka vermisse. Friedrich der Große kam zweimal nach Bad Pyrmont.
"Es gab so kleine Toilettenhäuschen. Die konnte man sich extra mieten, weil man ja viel Wasser trinken musste, 20, 30 Gläser am Tag. Viele haben das auch gemacht, da gibt es Verzeichnisse, nur Friedrich der Große wollte das nicht. Er ist immer wieder zurück zu seiner Pension gegangen. Vielleicht um Geld zu sparen."
Die Namen vieler Gäste, die in den offiziellen Listen der 330 Toilettenhäuschen nicht auftauchten, weil sie inkognito bleiben wollten, konnten über so genannte Schlüsselgeldbücher wiedergefunden werden. Kein einziges dieser Häuschen steht mehr in Bad Pyrmont. Heute erleichtern sich die Kurgäste in einer zentral gelegenen Wandelhalle. Königin Luise von Preußen, die in nur 17 Jahren zehn Kinder zur Welt brachte und 1810 mit 34 Jahren starb, kurte dreimal in Pyrmont. Die preußische Genauigkeit erweist sich für Museumsdirektoren als Segen.
"Es gibt ein Abrechnungsbuch über ihren Aufenthalt hier in Bad Pyrmont. Es war so gut Buch geführt, dass es bei der heutigen Steuerprüfung glatt durchgehen würde, und Königin Luise hat über 16.000 Taler hier ausgegeben. Dafür hat sie auch dies tolle Tafelklavier vom Pyrmonter Bürgermeister Hämmerich damals geschenkt bekommen. (...) Pyrmont war das Modebad damals in Europa überhaupt, und da gab’s alles zu kaufen, was ‚in’ war ... Und Luise hat alles gekauft, Kupferstiche, Kinderspielzeug, Hüte, Schals, alles."
Zwei Räume, die die Königin bewohnt hat, sind im Schlossmuseum rekonstruiert worden. Auch das Tafelklavier steht dort. Bad Pyrmont, das führt uns das Schlossmuseum vor, ist die älteste Kurstadt Deutschlands. Nirgendwo sonst kurten die Brunnengäste seit dem 16. Jahrhundert exklusiver als hier. Neben Fürsten und Königen wandelten Lessing, Leibniz, Goethe und Herder auf der Allee, die am Schlossmuseum vorbeiführt.
"Gut, dass Sie’s gefunden haben!"