Das Modellprojekt Werkstatt-Schule

Von Tonia Koch |
Das Modell Werkstatt-Schule läuft seit diesem Schuljahr zum ersten Mal und ist an Berufsbildungszentren angeschlossen. Es bietet Schülern eine Chance, nach mehrmaligem Scheitern ihren Hauptschulabschluss zu erwerben. Es sind Jugendliche, die aufgrund ihrer Passivität oder Disziplinlosigkeit besonderer Lernformen bedürfen.
Steven, Philipp, Alen, Manuel und Joscha haben eines gemeinsam: Auf einer Regelschule hätten sie keine Chance mehr, einen Hauptschulabschluss zu erwerben.

Schüler: "Ich bin sitzengeblieben und war in der siebten Klasse und da waren alle jünger und ich hatte ganz andere Interessen und hockte nur so da. Es waren nur Idioten in der Klasse, es hat mir nicht so gefallen, auch die Lehrer waren nicht supertoll. Die haben zu mir gesagt, entweder wir schmeißen Dich von der Schule oder du gehst freiwillig! Ich bin sitzengeblieben und hab’ keine Verlängerung mehr bekommen."

Alle hatten mehrere Ehrenrunden gedreht und waren am Ende ihrer Schulpflichtzeit nicht weitergekommen als bis zur siebten Klasse der Hauptschule. Deshalb wurden sie aus ihren Klassenverbänden herausgelöst, um es an einer Werkstatt-Schule erneut zu probieren, mit dem Ziel, den Hauptschulabschluss doch noch zu schaffen. Mit Ausnahme von Joscha, der mit seinem Schicksal hadert:

"Mir war es nur schwer wegen der Freunde, auch wenn sie zwei Jahre jünger waren, ich hatte mich gut mit ihnen verstanden."

sind die anderen Mitschüler froh über ihren Wechsel an die Werkstatt-Schule.

Schüler: "Ich find das saucool hier, die Lehrer sind in Ordnung, wir haben sogar einen Sozialpädagogen. Hier sind auch nicht so viele Leute in einer Klasse, da kann man besser lernen. Viel viel bessere Lehrer, die kommen mehr auf dich zu."

Es sind Jugendliche, die aufgrund ihrer Passivität oder eben aufgrund ihrer Disziplinlosigkeit besonderer Lernformen bedürfen. Mit starren Mustern seien bei diesen Schülern keinerlei Erfolge zu erzielen, sagt Klassenlehrer Michael Fritsch:

Fritsch: "Die Konzentrationsfähigkeit, wenn sie theoretisch etwas rüberbringen wollen, ist es nach stark zehn Minuten vorbei, da müssen sie sich etwas Neues einfallen lassen."

Das Modell Werkstatt-Schule, das seit diesem Schuljahr zum ersten Mal läuft, ist auch aufgrund dieser Problematik an die Berufsbildungszentren angeschlossen. Diese verfügen über Werkstätten und auch über Kontakte zu Betrieben. Entweder direkt in den Betrieben oder eben in den eigenen Werkstätten gibt es daher die Möglichkeit, Luft zu holen, wenn es an Konzentration mangelt und der Lernstoff die Schüler vor schier unüberwindliche Hürden stellt. Zum anderen werden die Schüler auf einen beruflichen Einstieg vorbereitet. Aber trotz intensiver Betreuung werden nicht alle den Hauptschulabschluss und damit die Voraussetzungen für eine Berufsausbildung schaffen. Darüber macht sich Peter Merz der Direktor des Berufsbildungszentrums Dillingen keine Illusionen:

" Wir müssen parallel arbeiten. Mir wäre damit gedient, wenn sie die Möglichkeit bekämen, zu arbeiten."

Selbst wenn es mit der Ausbildung nicht klappen sollte, die Werkstatt-Schule weise zumindest den Weg aus der Perspektivlosigkeit, so Merz:

"Jeder Schüler in dieser Schulform, der in einen Arbeitsplatz vermittelt werden kann, ist ein Gewinn. Und die Chance in einen Arbeitsplatz vermittelt zu werden ist deutlich höher als das in ihren abgebenden Schulen der Fall war."

Dieser präventive Ansatz des Konzeptes, die Schüler frühzeitig darauf vorzubereiten, welche beruflichen Möglichkeiten ihnen überhaupt offenstehen, ist auch der Grund dafür, warum die Bundesagentur für Arbeit dieses Projekt finanziell unterstützt. Denn allzu oft gibt die Agentur Geld aus für Warteschleifen und berufsorientierte Vorbreitungszeiten, die nur selten zum gewünschten Erfolg führen.