Das mobile Museum
Ein Team des Jüdischen Museums Berlin ist mit seinem pädagogischen Projekt „on.tour – Das Jüdische Museum macht Schule“ zurzeit unterwegs. Eine Station war die Jugendstrafanstalt Berlin-Plötzensee. Ein Workshop und eine mobile Ausstellung versuchten, bei den jungen Häftlingen Interesse für deutsch-jüdische Geschichte zu wecken und Vorurteile abzubauen.
Die Jugendstrafanstalt Berlin-Plötzensee ist eine Einrichtung, die straffällig gewordene und verurteilte junge Menschen befähigen soll, „künftig in sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen“. So steht es im Jugendstrafvollzugsgesetz. In Plötzensee gibt es die Möglichkeit, Schulabschlüsse nachzuholen oder eine handwerkliche Ausbildung zu absolvieren. Hinzu kommen Möglichkeiten, sich sportlich zu betätigen und an Computerkursen oder Theater- und Musikworkshops teilzunehmen.
Die Idee zur Einladung des museumspädagogischen Projekts „on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule“ nach Plötzensee ging von den Gefangenen aus, berichtet Maja Lenhardt, die als Sozialtrainerin in der Strafanstalt arbeitet:
" Die hatten ganz viele Fragen zum Thema Juden und ganz viele Fragen, die ich auch gar nicht beantworten konnte, und die wussten auch, dass ich im Jüdischen Museum arbeite, also wenn ich nicht hier arbeite, und da gab’s vier Ausgänger, die dann das Museum besuchen wollten, die das auch gemacht haben, und kamen auch ganz begeistert zurück. Nun war aber der Rest des Kurses noch nicht Freigänger, und da haben wir uns dann überlegt, dass das Museum ja hierher kommen kann! "
Das ist recht einfach zu bewerkstelligen, da das Jüdische Museum Berlin seit Juni 2007 mit einem hoch motivierten Team durch die Lande reist, um Kindern und Jugendlichen, die gewöhnlich nicht ins Museum gehen, einen Besuch schmackhaft zu machen. Zum Team gehört Michal Kümper:
" Das ist das „on tour“-Projekt, das heißt, wir fahren durch verschiedene Bundesländer an Schulen, um die Schüler dort vor Ort zu besuchen und Bildungsprogramme anzubieten und sie gleichzeitig einzuladen, zu uns zu kommen und sich auch weiter mit diesen Themen zu beschäftigen, die normalerweise nicht bei ihnen im Lehrplan stehen.“
Das Projekt besteht aus zwei Elementen: Es gibt eine mobile Ausstellung, die in robusten Plastikwürfeln untergebracht ist. Man kann sie drehen und wenden, darauf sitzen oder liegen. In ihrem Inneren sind Objekte und Bilder zu den Themen „Jüdischer Alltag“, „Leben und Überleben“, „Chancen und Diskriminierung“ und „Feste feiern“. Fragen, die in diesen Zusammenhängen entstehen, können an konkreten Beispielen beantwortet werden. Der zweite Teil bietet in einem Workshop die Möglichkeit, in kleinen Gruppen die Geschichten von Jüdinnen und Juden, die nach 1945 in Deutschland aufwuchsen, zu hören. Anschließend berichten die Gruppen sich gegenseitig davon. Viel Wert wird auf Dialog gelegt. Maja Lenhardt:
" Manche hatten auch Angst, dass man gar nicht mit den Leuten reden könnte vom Jüdischen Museum. Teilweise waren die etwas misstrauisch, die Gefangenen, die meinten erst, es sei ihnen alles egal, sie hätten kein Interesse, und dann meinte ich irgendwann, ehrlich gesagt, hab ich gar nicht das Gefühl, dass Ihnen alles egal ist, sondern ich hab das Gefühl, Sie haben hier irgendeine Abneigung. Da meinten die dann, na ja, aber darüber möchte ich nicht reden, sonst werde ich doch gleich Nazi genannt, das kenne ich doch, gleich kriegt man den Nazistempel und keiner redet mit einem, und dann gibt’s Einschluss.“
In der Jugendstrafanstalt Plötzensee ist der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund recht hoch:
" Gerade für die Ausländer ist es vielleicht auch ein wichtiges Thema, weil es natürlich bei uns hier immer um den Umgang mit Minderheiten geht, wenn man von Juden spricht, und eine Minderheit sind die ja auch. "
Am Schluss waren die Jugendlichen zufrieden mit dem Vormittag:
" Also, gut zu wissen, wie andere Menschen leben und so. Wie die Juden früher behandelt wurden und so. War schon gut zu wissen. Dass eigentlich doch alle Menschen gleich sind und man nicht andere Menschen niedermachen darf, nur weil die anders sind und so. Ich war schon einmal im Jüdischen Museum. Ja, es war noch mal recht interessant, das noch mal ein bisschen zu diskutieren und so. Man muss sich halt dafür interessieren, sonst bringt das nichts. Ja, wir haben über die Kultur ein bisschen rausgefunden, was da neu ist, war für uns sehr interessantes Thema, wie gesagt. Ich hab den Einblick jetzt erst gehabt, ich hab mich vorher damit nicht befasst. "
Michal Kümper vom „on tour“-Team: " Ich fand, die waren sehr konzentriert, hatten sehr viele Fragen, waren interessiert, haben sehr gut mitgemacht. Ist natürlich eine schwierige Klientel, aber ich fand’s jetzt gar nicht so viel schwieriger als an einer, an Hauptschulen normalerweise, an denen wir auch sonst mit dem „on tour“-Projekt sind. "
Es ging manchmal ein wenig chaotisch zu. Aber ganz vertieft beschäftigte sich eine kleine Gruppe mit dem Thema Sabbat und den dazu gehörenden Ritualgeräten. In der abschließenden Diskussion merkte man, dass hier ein Anfang gemacht wurde. Und natürlich war es eine willkommene Abwechslung.
" Normalerweise sitzen wir immer in unseren Räumen und warten immer, bis wir Freistunde haben, dass wir unser Essen kriegen, und jetzt, also, hat eigentlich Spaß gemacht. "
Die Idee zur Einladung des museumspädagogischen Projekts „on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule“ nach Plötzensee ging von den Gefangenen aus, berichtet Maja Lenhardt, die als Sozialtrainerin in der Strafanstalt arbeitet:
" Die hatten ganz viele Fragen zum Thema Juden und ganz viele Fragen, die ich auch gar nicht beantworten konnte, und die wussten auch, dass ich im Jüdischen Museum arbeite, also wenn ich nicht hier arbeite, und da gab’s vier Ausgänger, die dann das Museum besuchen wollten, die das auch gemacht haben, und kamen auch ganz begeistert zurück. Nun war aber der Rest des Kurses noch nicht Freigänger, und da haben wir uns dann überlegt, dass das Museum ja hierher kommen kann! "
Das ist recht einfach zu bewerkstelligen, da das Jüdische Museum Berlin seit Juni 2007 mit einem hoch motivierten Team durch die Lande reist, um Kindern und Jugendlichen, die gewöhnlich nicht ins Museum gehen, einen Besuch schmackhaft zu machen. Zum Team gehört Michal Kümper:
" Das ist das „on tour“-Projekt, das heißt, wir fahren durch verschiedene Bundesländer an Schulen, um die Schüler dort vor Ort zu besuchen und Bildungsprogramme anzubieten und sie gleichzeitig einzuladen, zu uns zu kommen und sich auch weiter mit diesen Themen zu beschäftigen, die normalerweise nicht bei ihnen im Lehrplan stehen.“
Das Projekt besteht aus zwei Elementen: Es gibt eine mobile Ausstellung, die in robusten Plastikwürfeln untergebracht ist. Man kann sie drehen und wenden, darauf sitzen oder liegen. In ihrem Inneren sind Objekte und Bilder zu den Themen „Jüdischer Alltag“, „Leben und Überleben“, „Chancen und Diskriminierung“ und „Feste feiern“. Fragen, die in diesen Zusammenhängen entstehen, können an konkreten Beispielen beantwortet werden. Der zweite Teil bietet in einem Workshop die Möglichkeit, in kleinen Gruppen die Geschichten von Jüdinnen und Juden, die nach 1945 in Deutschland aufwuchsen, zu hören. Anschließend berichten die Gruppen sich gegenseitig davon. Viel Wert wird auf Dialog gelegt. Maja Lenhardt:
" Manche hatten auch Angst, dass man gar nicht mit den Leuten reden könnte vom Jüdischen Museum. Teilweise waren die etwas misstrauisch, die Gefangenen, die meinten erst, es sei ihnen alles egal, sie hätten kein Interesse, und dann meinte ich irgendwann, ehrlich gesagt, hab ich gar nicht das Gefühl, dass Ihnen alles egal ist, sondern ich hab das Gefühl, Sie haben hier irgendeine Abneigung. Da meinten die dann, na ja, aber darüber möchte ich nicht reden, sonst werde ich doch gleich Nazi genannt, das kenne ich doch, gleich kriegt man den Nazistempel und keiner redet mit einem, und dann gibt’s Einschluss.“
In der Jugendstrafanstalt Plötzensee ist der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund recht hoch:
" Gerade für die Ausländer ist es vielleicht auch ein wichtiges Thema, weil es natürlich bei uns hier immer um den Umgang mit Minderheiten geht, wenn man von Juden spricht, und eine Minderheit sind die ja auch. "
Am Schluss waren die Jugendlichen zufrieden mit dem Vormittag:
" Also, gut zu wissen, wie andere Menschen leben und so. Wie die Juden früher behandelt wurden und so. War schon gut zu wissen. Dass eigentlich doch alle Menschen gleich sind und man nicht andere Menschen niedermachen darf, nur weil die anders sind und so. Ich war schon einmal im Jüdischen Museum. Ja, es war noch mal recht interessant, das noch mal ein bisschen zu diskutieren und so. Man muss sich halt dafür interessieren, sonst bringt das nichts. Ja, wir haben über die Kultur ein bisschen rausgefunden, was da neu ist, war für uns sehr interessantes Thema, wie gesagt. Ich hab den Einblick jetzt erst gehabt, ich hab mich vorher damit nicht befasst. "
Michal Kümper vom „on tour“-Team: " Ich fand, die waren sehr konzentriert, hatten sehr viele Fragen, waren interessiert, haben sehr gut mitgemacht. Ist natürlich eine schwierige Klientel, aber ich fand’s jetzt gar nicht so viel schwieriger als an einer, an Hauptschulen normalerweise, an denen wir auch sonst mit dem „on tour“-Projekt sind. "
Es ging manchmal ein wenig chaotisch zu. Aber ganz vertieft beschäftigte sich eine kleine Gruppe mit dem Thema Sabbat und den dazu gehörenden Ritualgeräten. In der abschließenden Diskussion merkte man, dass hier ein Anfang gemacht wurde. Und natürlich war es eine willkommene Abwechslung.
" Normalerweise sitzen wir immer in unseren Räumen und warten immer, bis wir Freistunde haben, dass wir unser Essen kriegen, und jetzt, also, hat eigentlich Spaß gemacht. "