Das lutherische Herz Russland
Moskau ist um ein Dokument seiner Kulturgeschichte reicher. Vor kurzem wurde die Evangelisch-lutherische St. Peter- und Paul-Kirche feierlich wieder eingeweiht. In Zukunft könnte sie wieder werden, was sie einmal war: Das Zentrum der Lutheraner in Russland.
Gottesdienst in der St. Peter- und Paul -Kirche in Moskau. Es ist eine besondere Feier. Denn an diesem Tag wird die Kirche wieder ihrer Bestimmung übergeben und geweiht. Die Kirche ist fast fertig, aber nicht ganz, sagt der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Russland, Siegfried Springer, in seiner Predigt.
„Da fehlt noch etwas. Sie haben es bemerkt. Es soll aber bald werden, wir haben es schriftlich von höchster Stelle, dass dieser Bau vollendet wird mit der Turmspitze, die wir nächstes Jahr miteinander sehen werden.“
„Es gibt eine Legende, nämlich, dass der Turm gekappt wurde aus Anlass der Weltjugendfestspiele 1957. Es wird immer behauptet, man wollte der Weltöffentlichkeit kein Symbol des Protestantismus zeigen. Der Turm ist absolut wichtig und der wird natürlich das Stadtbild etwas verändern, wenn er dann einzigartig in seiner Schlankheit wieder da sein wird.“
Gottfried Späth muss es wissen. Der Pfarrer aus Baden-Württemberg ist seit acht Jahren in der St. Peter- und Paul-Kirche für den deutschsprachigen Teil der Gemeinde zuständig. Einer anderen Legende nach soll es den Kommunisten ein Dorn im Auge gewesen sein, dass sie vom Kreml aus das Kreuz auf der Turmspitze sehen konnten. Deshalb wurde die Spitze gekappt. Viel schlimmer für die Gemeinde war jedoch die Vernichtung ihrer Mitglieder. Wer die Stalinschen Säuberungen überlebte und in der Sowjetzeit den Mut aufbrachte, feierte Gottesdienste im Untergrund. Diese Menschen fühlten sich ungebrochen der Tradition der Lutheraner in Russland verbunden, die 400 Jahre alt ist.
„Es ist ja allgemein bekannt, dass die Zarenfamilie deutsch geprägt war, dass viele Zarinnen lutherischen Glaubens waren und es im Herzen auch geblieben sind, obwohl sie formal konvertieren mussten. Der Zar war das Oberhaupt unserer lutherischen Landeskirche. Wir hatten ja keinen Bischof und der Zar hat die oberste repräsentative Funktion nicht nur der Orthodoxen Kirche, sondern auch unserer Kirche übernommen.“
Doch dann musste der Zar abdanken und die Kommunisten übernahmen die Macht. Für die Geschichte der Lutheraner in Moskau interessiert sich heute besonders der 42 Jahre alte Dmitrij Lotow. Er ist als Pfarrer an der St. Peter- und Paul-Kirche für russischsprachige Gemeindeglieder verantwortlich.
„Die Kathedrale, das heutige Gebäude war gebaut im Jahre 1905. Aber das ist nicht die erste Kirche, die Gemeinde ist sehr alt. Im Jahr 1924 hatte diese Kathedrale den Status als Hauptkirche für die Sowjetunion. 1936 wurde unser Pfarrer Alexander Streck erschossen, gegen den Gemeinderat gab es Repressionen. Zwei Jahre später war die Kirche geschlossen. Zuerst war hier ein Kino, dann ein Filmstudio. Dieses Filmstudio hat das ganze historische Interieur zerstört. Im Altarraum standen Kopiermaschinen, es gab keine Möglichkeit, Gottesdienst zu halten bis 1990.“
Ein Jahr später gab der Staat der Gemeinde zwar offiziell das Kirchengebäude zurück. Aber das Gotteshaus musste sie sich in einem zähen Kampf zurückerobern. Daran erinnert sich Luise Kunz noch sehr gut. Die Diakonisse aus Elbingenrode im Harz hat zehn Jahre lang in der Gemeinde die Frauen-, Kinder- und Seniorenarbeit geleitet. Nach dem Gottesdienst hat sie sich oft mit Gemeindegliedern im Keller des Kirchenbüros getroffen.
„Den Keller gab es, aber wir mussten uns dort nicht versammeln. Wir hatten dort, wo der Altarraum ist, Räume, weil die Kirche in eine obere und eine untere Etage geteilt war durch die Diafilmfabrik. Da hatten wir unten, wo der Altar jetzt ist, Räume für die Frauen, für die Kinder; eine Toilette, eine Garderobe. Und drüber, wo der Altarraum ist, da war unsere Kirche, da haben wir uns versammelt. Und als die Kirche umgebaut wurde, hat man die Wände, die Decke weggenommen. Da hatten wir keine Räume mehr und deshalb sitzen wir nun im Keller.“
Vieles ist seither geschehen: Die Decken im Kirchenschiff wurden entfernt, Türen erneuert, Fassaden gestrichen. Man verlegte einen Marmorboden und eine moderne Fußheizung, stellte einen Altar und Eichenholzbänke auf. Das renovierte Kirchenschiff ist wegen seiner guten Akustik der wohl beste Saal für Orgelmusik in ganz Moskau.
„Diese Orgel ist ein Schatz. Sie kommt aus dem 19. Jahrhundert und war original für die lutherische Michaelis-Kirche in Moskau gebaut. Diese Kirche war 1928 zerstört und die Orgel ist zum Moskauer Krematorium gekommen. Steht im Krematorium bis 1996, der Zustand war sehr schlecht. Das war ein zweijähriger Krieg mit dem Krematorium, aber der Sieg war in unseren Händen. Diese Orgel ist ein unikales Instrument.“
Pfarrer Dmitrij Lotow muss es wissen, denn der Professoren-Sohn aus Riga ist ausgebildeter Orgelstimmer und war einst im Moskauer Konservatorium für die Orgelpflege verantwortlich. Es sei noch viel zu tun, sagt er, damit die Kirche auch nur annähernd ihr historisches Aussehen wieder erhalte. Und wo kommt das Geld für diese aufwendigen Restaurierungen her?
„Wir haben Geld aus verschiedenen Quellen: von der föderalen Regierung, der Moskauer Regierung, von Privatpersonen und Firmen. Die Moskauer Regierung hat zum Beispiel unsere Buntglasfenster gesponsert. Die Konstruktion der Turmspitze ist fertig und wir haben Metall für diese Konstruktion, aber es gibt jetzt kein Geld. Die Turmspitze ist nicht der wichtigste Teil dieser Kirche. Ich warte auf das fünfte Buntglasfenster, ich warte auf die Lüster. Für mich ist sehr wichtig, was in der Kirche ist.“
Die Gemeinde, die sich in der Kirche zu den Gottesdiensten versammelt, ist klein: Sie hat kaum mehr als 300 eingeschriebene Mitglieder. Bis zur sozialistischen Oktoberrevolution waren es 17.000. Als die Gemeinde sich vor beinahe 20 Jahren neu registrieren ließ, gehörten ihr vor allem Russlanddeutsche an.
„Das hat sich dann aber geändert, die meisten sind ausgewandert, von denen, die damals unsere Hauptstütze waren, oder sind gestorben. So haben wir jetzt eine traditionelle Klientel, die hier im Land verwurzelt ist und gar nicht auswandern will.“
Heute haben 90 Prozent der Gemeindeglieder keinen russlanddeutschen Hintergrund mehr.
„Das sind Menschen, die aus Mischehen kommen, das heißt, ein Teil ist deutsch, der andere ist russisch. Oder es sind Russen, die mit der Orthodoxen Kirche nicht zurechtkommen, die aber nicht zu den Baptisten gehen, weil ihnen diese zu locker sind oder zu fremd. Und dann wollen sie etwas, das in der Mitte steht, das sowohl traditionell ist, aber doch nicht so starr und steif wie die orthodoxe Kirche, so ein bisschen was Elastisches. Und das finden sie bei uns.“
Viele dieser Menschen stellen Fragen nach dem Sinn des Lebens. Nicht selten haben sie die Antworten darauf zuerst bei Wahrsagern gesucht. Doch dort wurden sie meistens enttäuscht. Deshalb wenden sie sich oft der Kirche zu.
„Vielfach kommen sie, gerade junge Intellektuelle, angehende Lehrer und Studenten, die ihr Berufsleben starten, und dann habe ich den Eindruck, sie suchen eine neue Ideologie. Der Marxismus ist untergegangen – das war ja auch eine Dogmatik, die sehr fest gefügt war und jetzt suchen sie eine neue Dogmatik. Und die Kirche, speziell die lutherische – die kommt dem sehr entgegen.“
„Zuerst ist diese Kirche asketisch, das ist wichtig. Der zweite Grund: verständliche Sprache, lebendiges Wort und liturgische Tradition. Viele Leute unserer Gemeinde sind Intellektuelle und für diese Gruppe ist wichtig die Predigt, auf welchem Wege diese Predigt kommt. Unsere Predigt gibt viele intellektuelle Speise.“
Die orthodoxe Kirche beobachtet die Aktivitäten anderer Konfessionen im Land mit großem Argwohn. Vor wenigen Jahren etwa warf sie katholischen Geistlichen in Russland vor, sie wollten missionieren. Wohl deshalb hatten einige dieser Pfarrer dann vorübergehend Einreiseverbot. Die Lutheraner dagegen haben keine Probleme. Sie werden geduldet.
„Wir machen keine Mission in katholischer Art. Warum? Die Rettung geht durch den Glauben und wenn ein Mensch an Christus glaubt als Gottessohn, Messias, der erfährt die Rettung. Die Katholiken wollen alle in der katholischen Kirche haben. Wir sagen, Rettung ist möglich in allen Konfessionen. So sind wir nicht aktiv im Missionieren, wir machen keinen Proselytismus, aber wenn die Menschen zu uns kommen, sagen wir, bitte kommt, das ist freiwillig. Wir sind keine große Kirche, wir sind eine historische Kirche, eine respektierte Kirche, aber sehr klein. Und für die orthodoxe Kirche ist das kein Problem.“
Den Lutheranern gehörten in der Nachbarschaft der Kirche ein Verwaltungsgebäude, ein Mädchengymnasium und ein baufälliges Palais, das unter Denkmalschutz steht. Diese Immobilien liegen heute in einem der teuersten Stadteile Moskaus. Das Kirchengebäude wurde zwar zurückgegeben, doch die Eigentumsverhältnisse der anderen Immobilien sind nicht geklärt.
„Da fehlt noch etwas. Sie haben es bemerkt. Es soll aber bald werden, wir haben es schriftlich von höchster Stelle, dass dieser Bau vollendet wird mit der Turmspitze, die wir nächstes Jahr miteinander sehen werden.“
„Es gibt eine Legende, nämlich, dass der Turm gekappt wurde aus Anlass der Weltjugendfestspiele 1957. Es wird immer behauptet, man wollte der Weltöffentlichkeit kein Symbol des Protestantismus zeigen. Der Turm ist absolut wichtig und der wird natürlich das Stadtbild etwas verändern, wenn er dann einzigartig in seiner Schlankheit wieder da sein wird.“
Gottfried Späth muss es wissen. Der Pfarrer aus Baden-Württemberg ist seit acht Jahren in der St. Peter- und Paul-Kirche für den deutschsprachigen Teil der Gemeinde zuständig. Einer anderen Legende nach soll es den Kommunisten ein Dorn im Auge gewesen sein, dass sie vom Kreml aus das Kreuz auf der Turmspitze sehen konnten. Deshalb wurde die Spitze gekappt. Viel schlimmer für die Gemeinde war jedoch die Vernichtung ihrer Mitglieder. Wer die Stalinschen Säuberungen überlebte und in der Sowjetzeit den Mut aufbrachte, feierte Gottesdienste im Untergrund. Diese Menschen fühlten sich ungebrochen der Tradition der Lutheraner in Russland verbunden, die 400 Jahre alt ist.
„Es ist ja allgemein bekannt, dass die Zarenfamilie deutsch geprägt war, dass viele Zarinnen lutherischen Glaubens waren und es im Herzen auch geblieben sind, obwohl sie formal konvertieren mussten. Der Zar war das Oberhaupt unserer lutherischen Landeskirche. Wir hatten ja keinen Bischof und der Zar hat die oberste repräsentative Funktion nicht nur der Orthodoxen Kirche, sondern auch unserer Kirche übernommen.“
Doch dann musste der Zar abdanken und die Kommunisten übernahmen die Macht. Für die Geschichte der Lutheraner in Moskau interessiert sich heute besonders der 42 Jahre alte Dmitrij Lotow. Er ist als Pfarrer an der St. Peter- und Paul-Kirche für russischsprachige Gemeindeglieder verantwortlich.
„Die Kathedrale, das heutige Gebäude war gebaut im Jahre 1905. Aber das ist nicht die erste Kirche, die Gemeinde ist sehr alt. Im Jahr 1924 hatte diese Kathedrale den Status als Hauptkirche für die Sowjetunion. 1936 wurde unser Pfarrer Alexander Streck erschossen, gegen den Gemeinderat gab es Repressionen. Zwei Jahre später war die Kirche geschlossen. Zuerst war hier ein Kino, dann ein Filmstudio. Dieses Filmstudio hat das ganze historische Interieur zerstört. Im Altarraum standen Kopiermaschinen, es gab keine Möglichkeit, Gottesdienst zu halten bis 1990.“
Ein Jahr später gab der Staat der Gemeinde zwar offiziell das Kirchengebäude zurück. Aber das Gotteshaus musste sie sich in einem zähen Kampf zurückerobern. Daran erinnert sich Luise Kunz noch sehr gut. Die Diakonisse aus Elbingenrode im Harz hat zehn Jahre lang in der Gemeinde die Frauen-, Kinder- und Seniorenarbeit geleitet. Nach dem Gottesdienst hat sie sich oft mit Gemeindegliedern im Keller des Kirchenbüros getroffen.
„Den Keller gab es, aber wir mussten uns dort nicht versammeln. Wir hatten dort, wo der Altarraum ist, Räume, weil die Kirche in eine obere und eine untere Etage geteilt war durch die Diafilmfabrik. Da hatten wir unten, wo der Altar jetzt ist, Räume für die Frauen, für die Kinder; eine Toilette, eine Garderobe. Und drüber, wo der Altarraum ist, da war unsere Kirche, da haben wir uns versammelt. Und als die Kirche umgebaut wurde, hat man die Wände, die Decke weggenommen. Da hatten wir keine Räume mehr und deshalb sitzen wir nun im Keller.“
Vieles ist seither geschehen: Die Decken im Kirchenschiff wurden entfernt, Türen erneuert, Fassaden gestrichen. Man verlegte einen Marmorboden und eine moderne Fußheizung, stellte einen Altar und Eichenholzbänke auf. Das renovierte Kirchenschiff ist wegen seiner guten Akustik der wohl beste Saal für Orgelmusik in ganz Moskau.
„Diese Orgel ist ein Schatz. Sie kommt aus dem 19. Jahrhundert und war original für die lutherische Michaelis-Kirche in Moskau gebaut. Diese Kirche war 1928 zerstört und die Orgel ist zum Moskauer Krematorium gekommen. Steht im Krematorium bis 1996, der Zustand war sehr schlecht. Das war ein zweijähriger Krieg mit dem Krematorium, aber der Sieg war in unseren Händen. Diese Orgel ist ein unikales Instrument.“
Pfarrer Dmitrij Lotow muss es wissen, denn der Professoren-Sohn aus Riga ist ausgebildeter Orgelstimmer und war einst im Moskauer Konservatorium für die Orgelpflege verantwortlich. Es sei noch viel zu tun, sagt er, damit die Kirche auch nur annähernd ihr historisches Aussehen wieder erhalte. Und wo kommt das Geld für diese aufwendigen Restaurierungen her?
„Wir haben Geld aus verschiedenen Quellen: von der föderalen Regierung, der Moskauer Regierung, von Privatpersonen und Firmen. Die Moskauer Regierung hat zum Beispiel unsere Buntglasfenster gesponsert. Die Konstruktion der Turmspitze ist fertig und wir haben Metall für diese Konstruktion, aber es gibt jetzt kein Geld. Die Turmspitze ist nicht der wichtigste Teil dieser Kirche. Ich warte auf das fünfte Buntglasfenster, ich warte auf die Lüster. Für mich ist sehr wichtig, was in der Kirche ist.“
Die Gemeinde, die sich in der Kirche zu den Gottesdiensten versammelt, ist klein: Sie hat kaum mehr als 300 eingeschriebene Mitglieder. Bis zur sozialistischen Oktoberrevolution waren es 17.000. Als die Gemeinde sich vor beinahe 20 Jahren neu registrieren ließ, gehörten ihr vor allem Russlanddeutsche an.
„Das hat sich dann aber geändert, die meisten sind ausgewandert, von denen, die damals unsere Hauptstütze waren, oder sind gestorben. So haben wir jetzt eine traditionelle Klientel, die hier im Land verwurzelt ist und gar nicht auswandern will.“
Heute haben 90 Prozent der Gemeindeglieder keinen russlanddeutschen Hintergrund mehr.
„Das sind Menschen, die aus Mischehen kommen, das heißt, ein Teil ist deutsch, der andere ist russisch. Oder es sind Russen, die mit der Orthodoxen Kirche nicht zurechtkommen, die aber nicht zu den Baptisten gehen, weil ihnen diese zu locker sind oder zu fremd. Und dann wollen sie etwas, das in der Mitte steht, das sowohl traditionell ist, aber doch nicht so starr und steif wie die orthodoxe Kirche, so ein bisschen was Elastisches. Und das finden sie bei uns.“
Viele dieser Menschen stellen Fragen nach dem Sinn des Lebens. Nicht selten haben sie die Antworten darauf zuerst bei Wahrsagern gesucht. Doch dort wurden sie meistens enttäuscht. Deshalb wenden sie sich oft der Kirche zu.
„Vielfach kommen sie, gerade junge Intellektuelle, angehende Lehrer und Studenten, die ihr Berufsleben starten, und dann habe ich den Eindruck, sie suchen eine neue Ideologie. Der Marxismus ist untergegangen – das war ja auch eine Dogmatik, die sehr fest gefügt war und jetzt suchen sie eine neue Dogmatik. Und die Kirche, speziell die lutherische – die kommt dem sehr entgegen.“
„Zuerst ist diese Kirche asketisch, das ist wichtig. Der zweite Grund: verständliche Sprache, lebendiges Wort und liturgische Tradition. Viele Leute unserer Gemeinde sind Intellektuelle und für diese Gruppe ist wichtig die Predigt, auf welchem Wege diese Predigt kommt. Unsere Predigt gibt viele intellektuelle Speise.“
Die orthodoxe Kirche beobachtet die Aktivitäten anderer Konfessionen im Land mit großem Argwohn. Vor wenigen Jahren etwa warf sie katholischen Geistlichen in Russland vor, sie wollten missionieren. Wohl deshalb hatten einige dieser Pfarrer dann vorübergehend Einreiseverbot. Die Lutheraner dagegen haben keine Probleme. Sie werden geduldet.
„Wir machen keine Mission in katholischer Art. Warum? Die Rettung geht durch den Glauben und wenn ein Mensch an Christus glaubt als Gottessohn, Messias, der erfährt die Rettung. Die Katholiken wollen alle in der katholischen Kirche haben. Wir sagen, Rettung ist möglich in allen Konfessionen. So sind wir nicht aktiv im Missionieren, wir machen keinen Proselytismus, aber wenn die Menschen zu uns kommen, sagen wir, bitte kommt, das ist freiwillig. Wir sind keine große Kirche, wir sind eine historische Kirche, eine respektierte Kirche, aber sehr klein. Und für die orthodoxe Kirche ist das kein Problem.“
Den Lutheranern gehörten in der Nachbarschaft der Kirche ein Verwaltungsgebäude, ein Mädchengymnasium und ein baufälliges Palais, das unter Denkmalschutz steht. Diese Immobilien liegen heute in einem der teuersten Stadteile Moskaus. Das Kirchengebäude wurde zwar zurückgegeben, doch die Eigentumsverhältnisse der anderen Immobilien sind nicht geklärt.