Das lernende Onlineradio und mehr

Von Jörg Schieb |
Unsere Surfftipps im Mai: ein Musikportal, das den Geschmack seiner Besucher erlernt, Berichte von Migranten in Deutschland (beide Seiten sind für den Grimme Online Award 2007 nominiert), sowie spielend erkunden, wie man eine Stadt mit Energie versorgt.
Musikportal - www.last.fm

Es gibt jede Menge Radiosender im Internet. Das relativ neue Onlineportal last.fm unterscheidet sich allerdings deutlich von allen anderen Onlineradiostationen. Denn wer seinen Browser mit der Adresse www.last.fm füttert, der besucht eine ganz neue Art von Onlineradio. Ein Musikuniversum.

Wichtigster Unterschied: last.fm sendet nicht ein Radioprogramm, das alle hören. Nein, last.fm stellt für jeden Hörer ein eigenes, individuelles Programm zusammen. Mit Musik, die dem Hörer gefällt. Beim ersten Besuch gibt der last.fm-Hörer die Namen von Künstlern, Bands und Musikrichtungen ein, die er besonders gerne hört. Sofort beginnt last.fm, die ersten Songs zu spielen.

Was gefällt, hört man sich bis zu Ende an. Was einem nicht gefällt, wird weggeklickt.

last.fm lernt so den Musikgeschmack besser kennen. Immer wieder werden neue Bands und Titel vorgestellt. Und mit der Zeit trifft last.fm den Musikgeschmack immer besser.

Über 65 Millionen Musiktitel sind in der Datenbank gespeichert. Über eine Million kann man sich komplett anhören, viele Titel werden aber nur angespielt. 30 Sekunden lang. last.fm ist wie ein guter Freund, der einem Musik vorschlägt, die einem gefallen könnte.

Apropos: last.fm ist auch eine Community. Menschen mit ähnlichem Musikgeschmack werden "Nachbarn" genannt. Man kann sich mit ihnen austauschen, deren Favoritenlisten sehen oder sogar live dasselbe Programm anhören.

Kurz: last.fm ist das Musikportal der Zukunft. Ein Eldorado für Musikfans.

Berichte von Migranten in Deutschland - www.migration-audio-archiv.de

Jeder Mensch hat eine Geschichte zu erzählen. Vor allem, wenn sie ihr Land verlassen – ob freiwillig oder unter Zwang. Was bewegt jemanden, nach Deutschland zu kommen? War es eine Flucht? Wie hat die Umstellung geklappt? Und ist Deutschland ein Zuhause geworden?

Unter www.migration-audio-archiv.de, jeweils mit Bindestrich geschrieben, können sich Internetbenutzer die ausführlichen, teilweise packenden Berichte von 100 Männern und Frauen anhören, die nach Deutschland gekommen sind. Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft. Sie erzählen ihre Geschichte: Wie und warum sie nach Deutschland gekommen sind, wie sie empfangen und aufgenommen wurden - und wie sie sich zurechtfanden und -finden.

Die Migranten erzählen damit auch immer ein Stück Geschichte der Bundesrepublik Deutschland: subjektiv, persönlich, authentisch. Ununterbrochen. Im bester Hörfunkqualität - tontechnisch, dramaturgisch und erzählerisch. Das ist packend. Nicht nur akustisch. Denn die Webseite bietet auch ein bemerkenswertes Layout. Der Besucher kann durch das Angebot stöbern, sieht Fotos von den Erzählern, aus vergangenen Tagen und von heute.

Erzählungen von klassischen Arbeitsmigranten, früher Gastarbeiter genannt, von Exilanten, Umweltflüchtlingen und vielen anderen mehr. Wer die Webseite besucht, sollte Zeit mitbringen. Die Erzählungen dauern bei jedem einzelnen 15 bis 60 Minuten. Es lohnt sich.

Energieversorger - www.energie-im-alltag.de

Wie wird eigentlich eine komplette Stadt mit Energie versorgt? Mit Strom, Gas und Wasser? Darüber macht man sich normalerweise kaum Gedanken. Genau darum gibt es das neue Onlinespiel, das unter www.energie-im-alltag.de zur Verfügung steht. Kostenlos. Ein Spiel, das eigentlich für Kinder und Jugendliche gedacht ist, aber durchaus auch Erwachsenen Spaß macht.

Ziel des Spiels: Eine Stadt muss mit Energie versorgt werden. Und das ist gar nicht so einfach. Der Spieler muss nämlich Aufträge erledigen, etwa Stromkabel in der Erde verbuddeln oder gebrochene Wasserleitungen reparieren. Dann heißt es: Einen Bautrupp rausschicken, die Erde ausheben und den Experten zwecks Reparatur ranlassen. Allerdings nicht, ohne vorher den Strom in der Straße abzustellen.

Niedliche Figuren laufen über den Bildschirm und erledigen die Kommandos des Spielers. Am Anfang ist das noch relativ einfach. Doch mit der Zeit, mit jedem Level werden die Aufträge komplexer – und es sind mehrere Jobs gleichzeitig zu erledigen. Da kommt man schon mal ins Schwitzen, denn die Zeit ist immer begrenzt. So ganz nebenbei soll der Spieler auch noch Fragen von Kunden beantworten, zum Beispiel, ob Öl, Steinkohle oder Holz den höchsten Brennwert hat.

Hübsch ausgedacht und liebevoll umgesetzt. Das Spiel macht sogar richtig Spaß. Dabei steckt das RWE dahinter. Der Konzern will über Energieversorgung aufklären – und macht das richtig gut, mit einem zwinkernden Auge, aber effektiv.