Das Konzert der Verse
Lyrikline präsentiert im Internet Gedichte aus aller Welt, und zwar im Originaltext, in verschiedenen Übersetzungen - und man kann den Dichtern lauschen, die ihre Poesie manchmal lesen, manchmal flüstern, manchmal schreien.
Der Dichter Michael Lentz liest sein Gedicht:
"kann ich irgendetwas für dich tun.
kann ich etwas für dich tun.
kann ich was für dich tun.
kann ich was tun.
kann ich was.
kann ich.
kann ich für dich ich mein für dich.
kann ich mein für dich was.
kann ich da was tun.
kann ich was tun mein ich da für dich so gehts nicht."
"’"Im Grunde bietet Lyrikline ein Konzert der Verse, jederzeit zugänglich, kostenlos im Netz. Wenn man den Autor hört, wie er seine Texte liest, dann hat man die Stimme im Ohr und liest seinen Text auch ganz anders. Lyrik oder Poesie ist ja nicht nur Text, das ist ja immer auch Klang, das ist ein Klangkunstwerk, und der Klang der Sprache ist ein ganz besonderer, dem man sich auch anvertrauen kann, wie einer Musik zum Beispiel.""
Der Dichter Michael Lentz liest:
"oder soll ich das lieber nicht tun.
oder soll ich lieber ich meine soll ich.
oder soll es nicht sein.
oder ist es das schon gewesen.
oder wars das schon.
oder was.
oder was denn.
was ist denn."
"Ende gut, frage" heißt das Gedicht des Lautpoeten Michael Lentz. Hören kann man es bei lyrikline.org. Täglich besuchen die Website mehrere hundert Surfer, um Gedichte zu lesen und anzuhören und sich Fotos und Biografien von Dichtern anzusehen – so geradlinig das Angebot, so begeistert die Reaktionen. Eine von 370 vorgestellten Lyrikerinnen und Lyrikern: die Soundartistin Isabeella Beumer.
Die Dichterin Isabeella Beumer liest:
"staubversilberte
ränder
dazwischen pendelnder fels
das messer im brot
oder identisches hungern"
Mittags kommen die Surfer besonders gern – vielleicht in der Mittagspause? 2005 wurde die Seite mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet – einer Art "Internet-Oskar". Heiko Strunk, Literaturwissenschaftler und Leiter des Projekts, nahm die Auszeichnung durchaus mit Stolz entgegen:
"Tolle Sache, wir haben uns total gefreut, große Auszeichnung. Überrascht hat’s mich nicht, nee, weil die Idee ist so einfach wie genial, also für die Leute, die es interessiert, ist das fantastisch, nur ein Mausklick entfernt, eben mal Brecht zu hören. Wie hat Brecht denn eigentlich geklungen?
Oder wie liest Benn?"
Gottfried Benn liest:
"Kommt, reden wir zusammen
wer redet, ist nicht tot,
es züngeln doch die Flammen
schon sehr um unsere Not.
Kommt, sagen wir: die Blauen,
kommt, sagen wir: das Rot,
wir hören, lauschen, schauen
wer redet, ist nicht tot."
"Das hörbare Erbe" heißt die beliebteste Edition bei Lyrikline – eine Schatztruhe alter Tonaufnahmen. Der Schwerpunkt des Projektes liegt jedoch bei der Gegenwartsdichtung. 1999 stellte die Lyrikwerkstatt Berlin die Tonmitschnitte ihrer öffentlichen Lesungen erstmals online – die Geburtsstunde von lyrikline.org. Heute gibt es ein internationales Netzwerk von 20 Institutionen, die Tonaufnahmen einstellen und sich gegenseitig zur Übersetzung verpflichten. Die Partner reichen von den Goethe-Instituten bis hin zu kleinen Lyrikzeitschriften.
Tomaž Šalamun liest:
"mrtvi fantje! mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer v stepah hušknejo ptice in se razpolovi dan”"
""Lyrikline ist mittlerweile schon zu einem Sprachenarchiv gewachsen, wir haben 39 Muttersprachen. Bei jedem Gedicht auf der Lyrikline hört man, dass es keine Alltagssprache ist, sondern poetisch gearbeitete Sprache. Albanisch – wenn man wissen will, wie klingt denn eigentlich Albanisch? Arabisch? Baskisch, Bretonisch, Bulargisch oder auch Farsi und Urdu, oder Gälisch, Retoromanisch, Litauisch, Katalanisch, Walisisch."
Oder Slowenisch, wenn der berühmte Tomaž Šalamun liest:
Tomaž Šalamun liest:
"mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer v stepah hušknejo ptice in se razpolovi dan
kjer so kocke glav jadrnice za šepetanje in se vozovi desk odbijajo od skal
kjer so jutra bleščeča kot oči slovanov
kjer se na severu kloftajo bobri da odmeva kot vabilo k smrti
kjer kažejo otroci podplute oči in z besom skačejo po butarah”"
""tote Burschen! tote Burschen!
wo in den Steppen Vögel aufflattern
und der Tag sich halbiert
wo die Würfelköpfe
Segler sind zum Flüstern
und Wagen mit Brettern
von den Felsen abprallen
wo die Kinder blutunterlaufene Augen zeigen
und voller Wut
auf Reisigbündel springen
wo man mit abgerissenen Armen
die Stiere der Nachbarn
erschreckt"
5000 hervorragende Übersetzungen liegen schon bei Lyrikline, fast täglich werden es mehr. Viel Arbeit, die dennoch nicht institutionell gefördert wird. Nur über Sonderprojekte wie die Erschließung neuer Sprachräume können die Webseiten-Macher Jahr für Jahr neue Gelder auftreiben. Ein Hüter vor allem der kleinen Sprachen ist Lyrikline - und hält die Vielfalt des poetischen Ausdrucks von Menschen in aller Welt für Menschen in aller Welt in seiner ganzen Bandbreite lebendig.
Lent:
"da muß man doch nicht lange fragen oder
das hört doch alles auf.
das geht aber auch gar nichts.
da kann man nichts mehr ansehen.
das ist ja bedauerlich.
das ist ja zeitverwendung.
ja wortlos
jawohl
ja
wenn ich mal fragen darf
wenn ich mal fragen darf
wenn ich mal"
"kann ich irgendetwas für dich tun.
kann ich etwas für dich tun.
kann ich was für dich tun.
kann ich was tun.
kann ich was.
kann ich.
kann ich für dich ich mein für dich.
kann ich mein für dich was.
kann ich da was tun.
kann ich was tun mein ich da für dich so gehts nicht."
"’"Im Grunde bietet Lyrikline ein Konzert der Verse, jederzeit zugänglich, kostenlos im Netz. Wenn man den Autor hört, wie er seine Texte liest, dann hat man die Stimme im Ohr und liest seinen Text auch ganz anders. Lyrik oder Poesie ist ja nicht nur Text, das ist ja immer auch Klang, das ist ein Klangkunstwerk, und der Klang der Sprache ist ein ganz besonderer, dem man sich auch anvertrauen kann, wie einer Musik zum Beispiel.""
Der Dichter Michael Lentz liest:
"oder soll ich das lieber nicht tun.
oder soll ich lieber ich meine soll ich.
oder soll es nicht sein.
oder ist es das schon gewesen.
oder wars das schon.
oder was.
oder was denn.
was ist denn."
"Ende gut, frage" heißt das Gedicht des Lautpoeten Michael Lentz. Hören kann man es bei lyrikline.org. Täglich besuchen die Website mehrere hundert Surfer, um Gedichte zu lesen und anzuhören und sich Fotos und Biografien von Dichtern anzusehen – so geradlinig das Angebot, so begeistert die Reaktionen. Eine von 370 vorgestellten Lyrikerinnen und Lyrikern: die Soundartistin Isabeella Beumer.
Die Dichterin Isabeella Beumer liest:
"staubversilberte
ränder
dazwischen pendelnder fels
das messer im brot
oder identisches hungern"
Mittags kommen die Surfer besonders gern – vielleicht in der Mittagspause? 2005 wurde die Seite mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet – einer Art "Internet-Oskar". Heiko Strunk, Literaturwissenschaftler und Leiter des Projekts, nahm die Auszeichnung durchaus mit Stolz entgegen:
"Tolle Sache, wir haben uns total gefreut, große Auszeichnung. Überrascht hat’s mich nicht, nee, weil die Idee ist so einfach wie genial, also für die Leute, die es interessiert, ist das fantastisch, nur ein Mausklick entfernt, eben mal Brecht zu hören. Wie hat Brecht denn eigentlich geklungen?
Oder wie liest Benn?"
Gottfried Benn liest:
"Kommt, reden wir zusammen
wer redet, ist nicht tot,
es züngeln doch die Flammen
schon sehr um unsere Not.
Kommt, sagen wir: die Blauen,
kommt, sagen wir: das Rot,
wir hören, lauschen, schauen
wer redet, ist nicht tot."
"Das hörbare Erbe" heißt die beliebteste Edition bei Lyrikline – eine Schatztruhe alter Tonaufnahmen. Der Schwerpunkt des Projektes liegt jedoch bei der Gegenwartsdichtung. 1999 stellte die Lyrikwerkstatt Berlin die Tonmitschnitte ihrer öffentlichen Lesungen erstmals online – die Geburtsstunde von lyrikline.org. Heute gibt es ein internationales Netzwerk von 20 Institutionen, die Tonaufnahmen einstellen und sich gegenseitig zur Übersetzung verpflichten. Die Partner reichen von den Goethe-Instituten bis hin zu kleinen Lyrikzeitschriften.
Tomaž Šalamun liest:
"mrtvi fantje! mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer v stepah hušknejo ptice in se razpolovi dan”"
""Lyrikline ist mittlerweile schon zu einem Sprachenarchiv gewachsen, wir haben 39 Muttersprachen. Bei jedem Gedicht auf der Lyrikline hört man, dass es keine Alltagssprache ist, sondern poetisch gearbeitete Sprache. Albanisch – wenn man wissen will, wie klingt denn eigentlich Albanisch? Arabisch? Baskisch, Bretonisch, Bulargisch oder auch Farsi und Urdu, oder Gälisch, Retoromanisch, Litauisch, Katalanisch, Walisisch."
Oder Slowenisch, wenn der berühmte Tomaž Šalamun liest:
Tomaž Šalamun liest:
"mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer v stepah hušknejo ptice in se razpolovi dan
kjer so kocke glav jadrnice za šepetanje in se vozovi desk odbijajo od skal
kjer so jutra bleščeča kot oči slovanov
kjer se na severu kloftajo bobri da odmeva kot vabilo k smrti
kjer kažejo otroci podplute oči in z besom skačejo po butarah”"
""tote Burschen! tote Burschen!
wo in den Steppen Vögel aufflattern
und der Tag sich halbiert
wo die Würfelköpfe
Segler sind zum Flüstern
und Wagen mit Brettern
von den Felsen abprallen
wo die Kinder blutunterlaufene Augen zeigen
und voller Wut
auf Reisigbündel springen
wo man mit abgerissenen Armen
die Stiere der Nachbarn
erschreckt"
5000 hervorragende Übersetzungen liegen schon bei Lyrikline, fast täglich werden es mehr. Viel Arbeit, die dennoch nicht institutionell gefördert wird. Nur über Sonderprojekte wie die Erschließung neuer Sprachräume können die Webseiten-Macher Jahr für Jahr neue Gelder auftreiben. Ein Hüter vor allem der kleinen Sprachen ist Lyrikline - und hält die Vielfalt des poetischen Ausdrucks von Menschen in aller Welt für Menschen in aller Welt in seiner ganzen Bandbreite lebendig.
Lent:
"da muß man doch nicht lange fragen oder
das hört doch alles auf.
das geht aber auch gar nichts.
da kann man nichts mehr ansehen.
das ist ja bedauerlich.
das ist ja zeitverwendung.
ja wortlos
jawohl
ja
wenn ich mal fragen darf
wenn ich mal fragen darf
wenn ich mal"