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Reife Meisterschaft und jugendliche Poesie
Traum statt Triumph: Je weniger Stimmen, desto intensiver die Musik. Robert Schumann gelang in seinem Klavierquartett Es-Dur op. 47 ein intensives, jedoch nach innen gerichtetes Werk.
"Schrecklich schlaflose Nächte – wie immer!" und fünf Wochen intensiven Komponierens verdankt das Klavierquartett Es-Dur op. 47 sein Entstehen. Dennoch ist das Werk kein rauschafter Abschluss von Robert Schumanns sogenanntem Kammermusikjahr 1842 geworden, sondern ein zurückgenommener, fast schon verträumter Blick ins Innere des Komponisten. Hier ist wenig von der Opulenz des kurz vorher entstandenen Klavierquintetts op. 44 zu spüren – trotz der gemeinsamen Tonart Es-Dur.
Kein triumphales Zurschaustellen klanglicher Möglichkeiten, kein Klavierkonzert mit obligatem Streichquartett: mit einer Stimme weniger schafft Schumann im Klavierquartett mehr Kammermusik. Ein ebenso zartes wie dichtes Gewebe wird hier gesponnen; Streicher und Klavier verschmelzen – ganz ohne pianistische Vorherrschaft – zu einem organischen Gesamtklang.
Wahrhaftes Entzücken
Clara Schumann, die das Werk zusammen mit dem Geiger Ferdinand David und Niels Wilhelm Gade an der Bratsche aus der Taufe hob (man wäre gern dabei gewesen...!), war "wahrhaft entzückt von diesem schönen Werke, das so jugendlich."
Als feste Besetzung sind im Musikleben der letzten Jahre auffallend viele Klavierquartett-Vereinigungen entstanden – das zeigt die umfangreiche Diskographie. Dazu kommen Aufnahmen von "Allstar-Ensembles", Klaviertrios mit Gast-Bratsche oder Streichquartetten auf Abwegen.
Unser Studiogast Frank-Immo Zichner ist Pianist des Aperto Piano Quartetts, einer jener dauerhaft bestehenden Klavierquartett-Formationen. Neben verschiedenen Lehraufträgen hat er eine Gastprofessur für Kammermusik an der Fryderyk-Chopin-Musikuniversität in Warschau inne.