Das Klavier ins neue Jahrhundert führen
Klassische Musik und Techno - zwei Welten, meint man. Der Luxemburger Francesco Tristano sieht das anders. Gerade mal 29 Jahre alt, steckt er mitten in seiner Karriere als klassischer Pianist, macht aber auch seine ganz eigene Musik. Nämlich klassisches Klavier kombiniert mit Techno.
"Ich finde, dass klassische Musik, genau wie Techno, genau wie Jazz, eine lebendige Musik ist. Und ich bin mir nicht sicher, dass das weiterhin als Museums-Musik weiterleben kann oder soll. Ich glaube, es ist Zeit für ein kleines Update."
Francesco Tristano will die klassische Musik und vor allem die Klaviermusik rausholen aus dem Salon. Das macht er wortwörtlich. Der Pianist trägt seinen Flügel dorthin, wo man ihn nicht erwartet.
"Space Ibiza ist einer der größten Clubs weltweit. Das waren magische Momente. Weil das Klavier schon praktisch wie ein Ufo aussieht in einem Club, wo man sich das nicht vorstellt, dass da ein Klavier stehen kann oder darf. Und das ist eine Überraschung, und Überraschung ist in meiner Vorstellung eigentlich immer positiv."
Dem Klavier hat sich der schlaksige, jungenhaft aussehende Mann mit den dunkelbraunen Locken verschrieben, seit er fünf Jahre alt ist. Sein erstes Konzert mit eigenen Kompositionen gibt der Luxemburger mit 13. Danach beginnt eine ernsthafte Ausbildung, die ihn noch als Teenager nach Paris, Brüssel und Riga ziehen lässt. Die wichtigste Station: New York. Hier wird er mit nur 16 Jahren an der renommierten Juilliard-School angenommen und bleibt insgesamt fünf Jahre in der Stadt.
"Ich fand es gut, weit weg zu sein. Ich hatte die Freiheit, das zu machen, was ich wollte, und habe eine Menge Begegnungen und Erfahrungen dort gehabt, die ich eigentlich nur in New York haben konnte. Und ich habe noch immer das Gefühl, wenn ich jetzt nach New York gehe, irgendwie bin ich, wie sagt man, invincible. Unverwundbar. Ich fühle mich da geborgen. Weit weg und frei halt."
Frei und ohne Einschränkungen, so wurde der heute 29-Jährige von seiner Mutter erzogen. Die Alleinerziehende hat seine musikalischen Ambitionen immer unterstützt, sagt Francesco Tristano.
"Meine Mutter ist eine ganz verrückte Musik-Liebhaberin. Die Musik war immer ganz laut zuhause. Immer, die ganze Zeit. Einmal indische Ragas, dann am Tag darauf Parzival sechs Stunden. Ich glaube, ich bin einfach in die Musik hinein geboren worden."
Seinen Vater hat das Einzelkind Francesco Tristano erst vor ein paar Jahren kennen gelernt. Er ist Arzt. Die musikalischen Gene hat der Pianist wohl von seinem Urgroßvater, einem italienischen Einwanderer nach Luxemburg, der sich an den Wochenenden als Tarantella-Musiker ein Zubrot verdiente.
Mehrere Klassik-CDs hat Francesco Tristano bereits eingespielt. Nur dann tritt er unter seinem vollen Namen auf: Francesco Tristano Schlimé. Vor drei Jahren veröffentlichte er sein erstes Solo-Album mit eigenen, modernen Kompositionen. Der Titel "Not for piano" war Programm: Er spielte Techno-Stücke, die für den Club und nicht für das Klavier konzipiert waren. Ein erster Schritt hin zu seinem großen Ziel: Das Klavier ins neue Jahrhundert zu führen.
"Ich glaube, das Klavier ist ein Instrument der Zukunft, und das war es schon immer und das bleibt es noch. Das Klavier hat eine Entwicklung, die hat mehre Jahrhunderte gebraucht, um an das heutige Klavier zu kommen, und das ist nicht fertig."
"Natürlich ist eine Möglichkeit, wenn man das Klavier per Mikrofon verstärkt und dann Real-Time den Sound verarbeitet. Das heißt, den Klavier-Sound nochmal auf eine weitere Ebene zu bringen. Was auch natürlich schon gemacht wurde, aber dann eben vielleicht mehr systematisch."
Mit seinem neuen Album "Idiosynkrasia", was soviel heißt wie "seltsame Mischung", kommt er diesem Ziel sehr nahe. Für die Aufnahmen zog Francesco Tristano nach Detroit, in die Geburtsstadt des Techno, ins Studio eines der einflussreichsten Produzenten: Carl Craig. Die Aufnahmen mit ihm haben sogar seine Art zu denken verändert.
"Wir klassischen Musiker, das muss ich jetzt zwischen Gänsefüßchen sagen, weil ich mich selbst fast nicht mehr als klassisch bezeichnen kann – wir denken in Noten. Für uns ist die Partitur die Wahrheit. Aber ein Produzent hat überhaupt kein Interesse an den Noten. Er hat nur Interesse an dem Sound. Und ich denke auch immer mehr Richtung Sound und weniger Richtung Noten."
Noten wird er auch weiterhin benötigen. Von der klassischen Musik will sich Francesco Tristano nämlich auf keinen Fall verabschieden. Ab und zu muss und will er wieder zurück in den Salon. Denn auch hier ist das Klavier immer noch gefragt.
Francesco Tristano will die klassische Musik und vor allem die Klaviermusik rausholen aus dem Salon. Das macht er wortwörtlich. Der Pianist trägt seinen Flügel dorthin, wo man ihn nicht erwartet.
"Space Ibiza ist einer der größten Clubs weltweit. Das waren magische Momente. Weil das Klavier schon praktisch wie ein Ufo aussieht in einem Club, wo man sich das nicht vorstellt, dass da ein Klavier stehen kann oder darf. Und das ist eine Überraschung, und Überraschung ist in meiner Vorstellung eigentlich immer positiv."
Dem Klavier hat sich der schlaksige, jungenhaft aussehende Mann mit den dunkelbraunen Locken verschrieben, seit er fünf Jahre alt ist. Sein erstes Konzert mit eigenen Kompositionen gibt der Luxemburger mit 13. Danach beginnt eine ernsthafte Ausbildung, die ihn noch als Teenager nach Paris, Brüssel und Riga ziehen lässt. Die wichtigste Station: New York. Hier wird er mit nur 16 Jahren an der renommierten Juilliard-School angenommen und bleibt insgesamt fünf Jahre in der Stadt.
"Ich fand es gut, weit weg zu sein. Ich hatte die Freiheit, das zu machen, was ich wollte, und habe eine Menge Begegnungen und Erfahrungen dort gehabt, die ich eigentlich nur in New York haben konnte. Und ich habe noch immer das Gefühl, wenn ich jetzt nach New York gehe, irgendwie bin ich, wie sagt man, invincible. Unverwundbar. Ich fühle mich da geborgen. Weit weg und frei halt."
Frei und ohne Einschränkungen, so wurde der heute 29-Jährige von seiner Mutter erzogen. Die Alleinerziehende hat seine musikalischen Ambitionen immer unterstützt, sagt Francesco Tristano.
"Meine Mutter ist eine ganz verrückte Musik-Liebhaberin. Die Musik war immer ganz laut zuhause. Immer, die ganze Zeit. Einmal indische Ragas, dann am Tag darauf Parzival sechs Stunden. Ich glaube, ich bin einfach in die Musik hinein geboren worden."
Seinen Vater hat das Einzelkind Francesco Tristano erst vor ein paar Jahren kennen gelernt. Er ist Arzt. Die musikalischen Gene hat der Pianist wohl von seinem Urgroßvater, einem italienischen Einwanderer nach Luxemburg, der sich an den Wochenenden als Tarantella-Musiker ein Zubrot verdiente.
Mehrere Klassik-CDs hat Francesco Tristano bereits eingespielt. Nur dann tritt er unter seinem vollen Namen auf: Francesco Tristano Schlimé. Vor drei Jahren veröffentlichte er sein erstes Solo-Album mit eigenen, modernen Kompositionen. Der Titel "Not for piano" war Programm: Er spielte Techno-Stücke, die für den Club und nicht für das Klavier konzipiert waren. Ein erster Schritt hin zu seinem großen Ziel: Das Klavier ins neue Jahrhundert zu führen.
"Ich glaube, das Klavier ist ein Instrument der Zukunft, und das war es schon immer und das bleibt es noch. Das Klavier hat eine Entwicklung, die hat mehre Jahrhunderte gebraucht, um an das heutige Klavier zu kommen, und das ist nicht fertig."
"Natürlich ist eine Möglichkeit, wenn man das Klavier per Mikrofon verstärkt und dann Real-Time den Sound verarbeitet. Das heißt, den Klavier-Sound nochmal auf eine weitere Ebene zu bringen. Was auch natürlich schon gemacht wurde, aber dann eben vielleicht mehr systematisch."
Mit seinem neuen Album "Idiosynkrasia", was soviel heißt wie "seltsame Mischung", kommt er diesem Ziel sehr nahe. Für die Aufnahmen zog Francesco Tristano nach Detroit, in die Geburtsstadt des Techno, ins Studio eines der einflussreichsten Produzenten: Carl Craig. Die Aufnahmen mit ihm haben sogar seine Art zu denken verändert.
"Wir klassischen Musiker, das muss ich jetzt zwischen Gänsefüßchen sagen, weil ich mich selbst fast nicht mehr als klassisch bezeichnen kann – wir denken in Noten. Für uns ist die Partitur die Wahrheit. Aber ein Produzent hat überhaupt kein Interesse an den Noten. Er hat nur Interesse an dem Sound. Und ich denke auch immer mehr Richtung Sound und weniger Richtung Noten."
Noten wird er auch weiterhin benötigen. Von der klassischen Musik will sich Francesco Tristano nämlich auf keinen Fall verabschieden. Ab und zu muss und will er wieder zurück in den Salon. Denn auch hier ist das Klavier immer noch gefragt.