"Das ist ein guter Tag für die Zeitgeschichte"

Der Freiburger Historiker Josef Foschepoth hat den Beschluss des Bundeskabinetts, staatliche Geheimakten schrittweise freizugeben, nachdrücklich begrüßt.
"Das ist ein guter Tag für die Zeitgeschichte", sagte Foschepoth im Deutschlandradio Kultur. Nach Angaben des Forschers geht es um fünf bis sechs Millionen Akten, die auf Bundes-, aber auch Länderebene noch als geheime Verschlusssachen lagern.

Sicherlich müsse nun die Geschichte der Bundesrepublik nicht neu geschrieben werden, so Foschepoth, der selbst die Geschichte des Kalten Kriegs erforscht. Dennoch sei das "ein Berg von Informationen, ( ... ) aus dem sich selbstverständlich neue Fragestellungen, neue Geschichtsbilder ergeben werden". Das gelte insbesondere in der Auseinandersetzung mit den Kommunisten in den 50er und 60er Jahren. Damals hätten viele Akten den Stempel "Geheim" bekommen, der heute gar nicht mehr zu rechtfertigen sei. Es sei nun "hohe Zeit, das zu überprüfen", sagte Foschepoth

Weitere Details erhofft sich der Historiker auch zum Ost-West-Verhältnis. Er verwies dabei auf das Beispiel der Postzensur in der Bundesrepublik: Etwa 300 Millionen Postsendungen aus der DDR seien konfisziert worden. Geheimakten könnten nun Aufschluss geben über Entscheidungsprozesse, über die Beeinflussung von Gerichten oder des Parlaments. "Hier ist noch etwas, das im Verborgenen ist, was das Bild über diese Forschung abrunden wird", so Foschepoth.

Sie können das vollständige Gespräch mit Josef Foschepoth mindestens bis zum 16.02.2010 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio