„Das ist die Krönung seiner Filme“

Moderation: Waltraud Tschirner |
Die Berlinale ehrt die Regielegende Rainer Werner Fassbinder und zeigt eine aufwendig rekonstruierte Fassung von „Berlin Alexanderplatz“. Die Schauspielerin Hanna Schygulla bezeichnete die 13-teilige Döblin-Verfilmung als Fassbinders „Meisterwerk“.
Waltraud Tschirner: Bei der Nennung des Namens Rainer Werner Fassbinder tendieren heute noch Filmemacher – nicht nur aus Deutschland – dazu, sehr erfurchtsvoll dreinzublicken. Er war der bedeutendste Regisseur des Neuen Deutschen Films. Er wurde vom Publikum akzeptiert und von der Kritik bejubelt. Fassbinder hatte, als er 1982 mit 37 Jahren starb, unglaubliche 44 Filme gedreht. … Vor 25 Jahren ist er gestorben und das war der Berlinale Anlass für ein gigantisches Projekt. Am Sonntag wird „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin, das Fassbinder in 13 Teilen und einen Epilog für das Fernsehen gedreht hatte, als restauriertes Werk im Kino gezeigt. Bei der morgigen Premiere wird auch Hanna Schygulla dabei sein, im Film Eva. Frau Schygulla, welchen Stellenwert hatte „Berlin Alexanderplatz“ für Fassbinder und was bedeutete ihm Franz Biberkopf?

Hanna Schygulla: „Berlin Alexanderplatz“ ist die Krönung seiner über 40 Filme. Das ist einfach das Meisterwerk. Und das war ja schon als Buch dasjenige, von dem er immer gesagt hat, das hätte ihm sogar sein Leben gerettet, als 17-Jähriger, als er das Buch gelesen hat. Da hat er sich nicht mehr so allein gefühlt mit dem, was in ihm getobt hat an Gegensätzen. Und der Franz Biberkopf – das ist die Figur von jemandem, der unschuldig schuldig wird. Und die Frage ist, wie kommt man da wieder raus? Was ist Schicksal? Franz Biberkopf war für ihn so eine Art Spiegel. …

Tschirner: Was war das Besondere an Fassbinder? Was war anders als bei anderen Regisseuren?

Schygulla: Das kann ich eigentlich nur im Nachhinein sehen. Ich habe ja eigentlich mit ihm angefangen. Wir haben ja die ersten Schritte zusammen gemacht. Es ging einfach alles so schnell und unproblematisch, was die Arbeit anging. Er war kein Zweifler, er war keiner, der aus dem Kreativen ein Problem gemacht hat. Das musste alles aus ihm herauskommen. Und es war überhaupt keine Frage, dass er dazu geboren ist.

Das gesamte Gespräch mit Hanna Schygulla können Sie für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.