Das im Spiegel Geschaute
Im Dezember erschien das 50. Heft der Zeitschrift für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik im Internet. Der ungewöhnliche Name "Tà katoptrizómena" des Online-Magazins geht auf eine griechische Wendung im Zweiten Korintherbrief zurück. Er bedeutet soviel wie "das im Spiegel Geschaute".
Wendt: " "Tà katoptrizómena" – und das heißt: das im Spiegel Geschaute. "
Mertin: " Und da das Wort "Spiegel" in Deutschland natürlich schon von einem berühmten Magazin besetzt ist, haben wir zu einer kleinen List gegriffen und das griechische Wort gewählt. "
Karin Wendt und Andreas Mertin. Die beiden Theologen geben gemeinsam mit Horst Schwebel, Emeritus für Praktische Theologie, das Internet-Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik heraus. Dessen Titel "Tà katoptrizómena" geht auf eine griechische Wendung im Zweiten Korintherbrief des Apostels Paulus zurück.
" "Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider". (2Kor 3,18a) "
Der kleine Zungenbrecher "Tà katoptrizómena" ist Programm: Das im Spiegel Geschaute will erlebt, erfahren und gedeutet werden – im Lichte des christlichen Glaubens. Und umgekehrt: Der christliche Glaube will zum Ausdruck kommen – zeitgemäß und in kunstvollen Spiegeln quer durch alle Erlebnisbereiche.
Mertin: " Wie viel von sich selbst muss die Kirche in der Kunst finden, um sich mit Kunst auseinander zu setzen? Und wie viel muss sie auf dieses freie Spiel der Menschen achten, das sich in der Kunst, in der Literatur, in der Musik äußert?"
Andreas Mertin arbeitet als Medienpädagoge und Ausstellungskurator für zeitgenössische autonome Kunst in religiös genutzten Kirchenräumen. Mit beiden Fragen stößt der Theologe mitten hinein ins spannend-spannungsvolle Dialogfeld von Kirche und Kunst, Theologie und Ästhetik. Als zum Beispiel das "Gerhard Richter-Fenster" im Kölner Dom eingeweiht wurde, kritisierten Viele Farb und Formwahl als viel zu willkürlich, zu wenig inhaltlich, zu spielerisch.
Mertin: " Ich selber, das ist klar, bin eher auf der zweiten Position. Also mich interessiert das freie Spiel, das in der Kunst stattfindet. "
Für Mertin ist die Auseinandersetzung mit Kunstwerken jeglicher Art von Gewinn. Für ihn ist die Kunst selbst bedeutsam "weil sie für die Menschen und die Menschlichkeit steht." Will die Theologie vom Menschen reden und zu den Menschen sprechen, kann sie von der Kunst nur lernen.
Ein großer Teil der Kirchenvertreter und Theologinnen, so Mertins Beobachtung, hat jedoch keine Kenntnisse davon, was etwa im Bereich von Film, Architektur und Bildender Kunst vor sich geht.
Mertin: " Und genauso umgekehrt: Als Theologe des 20. und 21. Jahrhunderts mit Künstlern zu arbeiten, dann ist man auch ein Grenzgänger, weil die natürlich ein vom 19. Jahrhundert geprägtes Bild von Kirche im Kopf haben. Und dass es eine völlig neue Theologie gibt, die ganz andere Fragestellungen verfolgt, das ist auch im Bereich der Kultur eher unbekannt. "
Hier will die Internet-Zeitschrift "Tà katoptrizómena" Abhilfe leisten – auf beiden Seiten. Und so findet man unter der Internet-Adresse www.theomag.de zum einen längere Abhandlungen und Grundsatzartikel, die die Verhältnisbestimmung von ästhetischer und religiöser Erfahrung bedenken. In der Jubiläumsausgabe etwa bringt Björn Pötters die philosophische Bewegung des deutschen Idealismus, insbesondere Schellings Kunstphilosophie, in Verbindung mit Überlegungen zur theologischen Ästhetik und zum Bilderverbot in der Bibel.
Zum anderen findet man in jedem Heft kürzere Kommentare und Rezensionen, in älteren mitunter auch praktisch-konkrete Hinweise zum Beispiel für den Umgang mit Videoclips.
Seit Mitte 2007 geht mit einer optischen Überarbeitung eine inhaltliche Neuorientierung einher, wie die Herausgeber im Internet schreiben:
"Inhaltlich konzentriert sich das Magazin künftig verstärkt auf die Künste, also auf Bildende Kunst, Architektur, Literatur und Musik. Die bisher parallel betriebene Auseinandersetzung mit der Populärkultur wird dagegen etwas in den Hintergrund treten – ohne allerdings ganz aufgegeben zu werden."
Wendt: " Ein Anliegen ist es ja eben auch, Wissen sozusagen möglichst unmittelbar für möglichst viele zur Verfügung zu stellen und umgekehrt auch möglichst viele an dieser Wissensbildung teilnehmen und teilhaben zu lassen. "
Ästhetisches und theologisches Wissen wird freiwillig mitgeteilt und kostenlos verteilt. Das ist der Clou des Magazins, so Karin Wendt, Kunstwissenschaftlerin und Theologin.
Am Anfang eines jeden geraden Monats informiert ein Newsletter Abonnenten und Autorinnen über ein neues Heft im Netz, sechs Mal im Jahr. Die alten Ausgaben sind dennoch jederzeit abrufbar. Denn "Tà katoptrizómena" ist ein Magazin im traditionellen Sinn, ist Vorratsraum und Lagerhaus.
Laut Statistik lesen täglich mehr als 700 Leserinnen das ungewöhnliche Spartenmagazin. Und: Wer auf eine der Internetseiten dieser Fachzeitschrift gelangt, verweilt dort – und liest im Durchschnitt zwei Artikel.
Mertin: " Wir haben immer zeitnah auf Kulturereignisse reagiert. 11. September – das übernächste Heft sofort: Was bedeutet das für die Kultur?"
Ein großer Vorteil ist das gegenüber konkurrierenden Printmedien. Kardinal Meisners Äußerungen zu Kunst und Kult etwa werden bereits im Jubiläumsheft von Andreas Mertin kritisch gegengelesen und in einen größeren Zusammenhang gestellt. Letztes Beispiel: Als meist gelesener Artikel entwickelten sich im letzten Jahr kurze Notizen "zum ästhetischen und anti-fundamentalistischen Charakter der Bibel in gerechter Sprache". Daher widmet sich das 51. Heft des Magazins ausgiebig dieser Thematik. Seit Anfang Februar lautet die spannende Leitfrage: Wie ist das Projekt Bibel in gerechter Sprache vor allem in ästhetischer Hinsicht zu bewerten?
Mertin: " Und da das Wort "Spiegel" in Deutschland natürlich schon von einem berühmten Magazin besetzt ist, haben wir zu einer kleinen List gegriffen und das griechische Wort gewählt. "
Karin Wendt und Andreas Mertin. Die beiden Theologen geben gemeinsam mit Horst Schwebel, Emeritus für Praktische Theologie, das Internet-Magazin für Kunst, Kultur, Theologie und Ästhetik heraus. Dessen Titel "Tà katoptrizómena" geht auf eine griechische Wendung im Zweiten Korintherbrief des Apostels Paulus zurück.
" "Wir alle spiegeln mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider". (2Kor 3,18a) "
Der kleine Zungenbrecher "Tà katoptrizómena" ist Programm: Das im Spiegel Geschaute will erlebt, erfahren und gedeutet werden – im Lichte des christlichen Glaubens. Und umgekehrt: Der christliche Glaube will zum Ausdruck kommen – zeitgemäß und in kunstvollen Spiegeln quer durch alle Erlebnisbereiche.
Mertin: " Wie viel von sich selbst muss die Kirche in der Kunst finden, um sich mit Kunst auseinander zu setzen? Und wie viel muss sie auf dieses freie Spiel der Menschen achten, das sich in der Kunst, in der Literatur, in der Musik äußert?"
Andreas Mertin arbeitet als Medienpädagoge und Ausstellungskurator für zeitgenössische autonome Kunst in religiös genutzten Kirchenräumen. Mit beiden Fragen stößt der Theologe mitten hinein ins spannend-spannungsvolle Dialogfeld von Kirche und Kunst, Theologie und Ästhetik. Als zum Beispiel das "Gerhard Richter-Fenster" im Kölner Dom eingeweiht wurde, kritisierten Viele Farb und Formwahl als viel zu willkürlich, zu wenig inhaltlich, zu spielerisch.
Mertin: " Ich selber, das ist klar, bin eher auf der zweiten Position. Also mich interessiert das freie Spiel, das in der Kunst stattfindet. "
Für Mertin ist die Auseinandersetzung mit Kunstwerken jeglicher Art von Gewinn. Für ihn ist die Kunst selbst bedeutsam "weil sie für die Menschen und die Menschlichkeit steht." Will die Theologie vom Menschen reden und zu den Menschen sprechen, kann sie von der Kunst nur lernen.
Ein großer Teil der Kirchenvertreter und Theologinnen, so Mertins Beobachtung, hat jedoch keine Kenntnisse davon, was etwa im Bereich von Film, Architektur und Bildender Kunst vor sich geht.
Mertin: " Und genauso umgekehrt: Als Theologe des 20. und 21. Jahrhunderts mit Künstlern zu arbeiten, dann ist man auch ein Grenzgänger, weil die natürlich ein vom 19. Jahrhundert geprägtes Bild von Kirche im Kopf haben. Und dass es eine völlig neue Theologie gibt, die ganz andere Fragestellungen verfolgt, das ist auch im Bereich der Kultur eher unbekannt. "
Hier will die Internet-Zeitschrift "Tà katoptrizómena" Abhilfe leisten – auf beiden Seiten. Und so findet man unter der Internet-Adresse www.theomag.de zum einen längere Abhandlungen und Grundsatzartikel, die die Verhältnisbestimmung von ästhetischer und religiöser Erfahrung bedenken. In der Jubiläumsausgabe etwa bringt Björn Pötters die philosophische Bewegung des deutschen Idealismus, insbesondere Schellings Kunstphilosophie, in Verbindung mit Überlegungen zur theologischen Ästhetik und zum Bilderverbot in der Bibel.
Zum anderen findet man in jedem Heft kürzere Kommentare und Rezensionen, in älteren mitunter auch praktisch-konkrete Hinweise zum Beispiel für den Umgang mit Videoclips.
Seit Mitte 2007 geht mit einer optischen Überarbeitung eine inhaltliche Neuorientierung einher, wie die Herausgeber im Internet schreiben:
"Inhaltlich konzentriert sich das Magazin künftig verstärkt auf die Künste, also auf Bildende Kunst, Architektur, Literatur und Musik. Die bisher parallel betriebene Auseinandersetzung mit der Populärkultur wird dagegen etwas in den Hintergrund treten – ohne allerdings ganz aufgegeben zu werden."
Wendt: " Ein Anliegen ist es ja eben auch, Wissen sozusagen möglichst unmittelbar für möglichst viele zur Verfügung zu stellen und umgekehrt auch möglichst viele an dieser Wissensbildung teilnehmen und teilhaben zu lassen. "
Ästhetisches und theologisches Wissen wird freiwillig mitgeteilt und kostenlos verteilt. Das ist der Clou des Magazins, so Karin Wendt, Kunstwissenschaftlerin und Theologin.
Am Anfang eines jeden geraden Monats informiert ein Newsletter Abonnenten und Autorinnen über ein neues Heft im Netz, sechs Mal im Jahr. Die alten Ausgaben sind dennoch jederzeit abrufbar. Denn "Tà katoptrizómena" ist ein Magazin im traditionellen Sinn, ist Vorratsraum und Lagerhaus.
Laut Statistik lesen täglich mehr als 700 Leserinnen das ungewöhnliche Spartenmagazin. Und: Wer auf eine der Internetseiten dieser Fachzeitschrift gelangt, verweilt dort – und liest im Durchschnitt zwei Artikel.
Mertin: " Wir haben immer zeitnah auf Kulturereignisse reagiert. 11. September – das übernächste Heft sofort: Was bedeutet das für die Kultur?"
Ein großer Vorteil ist das gegenüber konkurrierenden Printmedien. Kardinal Meisners Äußerungen zu Kunst und Kult etwa werden bereits im Jubiläumsheft von Andreas Mertin kritisch gegengelesen und in einen größeren Zusammenhang gestellt. Letztes Beispiel: Als meist gelesener Artikel entwickelten sich im letzten Jahr kurze Notizen "zum ästhetischen und anti-fundamentalistischen Charakter der Bibel in gerechter Sprache". Daher widmet sich das 51. Heft des Magazins ausgiebig dieser Thematik. Seit Anfang Februar lautet die spannende Leitfrage: Wie ist das Projekt Bibel in gerechter Sprache vor allem in ästhetischer Hinsicht zu bewerten?