„Das Hohelied der Gattenliebe“

Moderation: Karl Dietrich Gräwe |
„Leonore“ wollte Beethoven die Oper nennen, die seine einzige bleiben sollte, wenn auch in dreierlei Gestalt. „Leonore“ hießen aber bereits die inhaltsgleichen Opern der Zeitgenossen Gaveaux und Paer. Das Libretto, das zuerst Joseph Sonnenleitner für Beethoven verfasst hat, trug dessen Absichten gemäß den Titel „Leonore oder Der Triumph der ehelichen Liebe“.
Das Plakat aber, das zur Premiere – 1805 im Theater an der Wien – erschien, wollte Verwechselungen mit den gleichnamigen Opern vorbeugen und kündigte an: „Fidelio oder: Die eheliche Liebe“ – gegen Beethovens erklärten Willen.

Dem Komponisten lagen die Frauengestalt Leonore und deren beispielgebende Heldentat am Herzen, nicht der Verkleidungstrick und der damit verbundene männliche Deckname Fidelio. Die Aufführung der ersten Fassung, vor einem Publikum, das aus desinteressierten französischen Offizieren bestand, war ein Eklat.

Die zweite, drastisch verkürzte Version in der Textbearbeitung von Stephan von Breuning hatte nur vier Monate später durchaus ihren Erfolg. Als aber Beethoven sich, nach zehnjähriger Auseinandersetzung mit seinem „Schmerzenskind“, unterstützt von seinem neuen Librettisten Friedrich Treitschke, einer dritten Variante näherte, war er immer noch „mit dem meisten unzufrieden“, nannte seine Oper „die mühsamste von der Welt“.

Mit dem Titel „Fidelio“, bei dem es jetzt blieb, scheint er sich aber ausgesöhnt zu haben. Ein populäres Zugstück kam so zustande, das viele Fragen offen lässt – auch und gerade an Dirigenten und Sänger, von denen einige in dem diskografischen Streifzug von Karl Dietrich Gräwe Revue passieren.