"Das Genie der Sentimentalität"

"Das Genie der Sentimentalität" - diese Ehrenbezeichnung verlieh Igor Strawinsky seinem Kollegen Giacomo Puccini. Immerhin: in dem Bonmot steckt neben dem überreichen Sentiment (das Strawinsky verdächtig war) auch das "Genie". Und jeder Opernregisseur weiß, dass es Puccini in der Oper selten nur um das Spektakel an sich ging, sondern um die Menschen, die er auf wenige Typen einkreiste.
Meist gab es den starken, aber zum Scheitern (will sagen: zum Tode) verurteilten Sopran, der auf den schwachen Tenor wenig zählen konnte, aber dem brutalen Bariton die Stirn bot. Autobiografisches und das eigene Verhältnis zu Frauen spielten bei seinen Opernstoffen, die Puccini seinen Librettisten gern aus der Hand nahm und eisern mitformte, ein wesentliche Rolle. Und hinter der Fassade des womanizers und rücksichtslosen Machos (sein Frau Elvira wusste davon ihrerseits Arien zu singen) steckte viel Unsicherheit über die Richtigkeit des eigenen Weges. Gleichwohl: der Erfolg gab Puccini Recht. Neben Richard Strauss war er der meist gespielte Komponist des frühen 20. Jahrhunderts und musste wenige Misserfolge hinnehmen – nicht zuletzt, weil Stücke wie La Bohème, Tosca, Madama Butterfly oder seine hinreißende Komödie Gianni Schicchi einfach bis heute perfekt "funktionieren": in ihrer Sentimentalität wie in ihrem Genie.

Der Themenabend zum 150. Geburtstag soll Puccini als Persönlichkeit im Leben und in der Kunst umkreisen – und erklären, warum er mittlerweile auch von seinen einstigen Gegnern akzeptiert wird. Im Zentrum steht ein Gespräch, das Michael Struck-Schloen mit dem Puccini-Biografen Dieter Schickling und dem Komponisten Manfred Trojahn – beide kritische Bewunderer des Meisters – führen wird.



Themenabend Musik
"Das Genie der Sentimentalität"
Zum 150. Geburtstag von Giacomo Puccini

Eine Studiodiskussion mit dem Puccini-Biografen Dieter Schickling,
dem Komponisten Manfred Trojahn, der Regisseurin Monique Wagemakers und weiteren Gästen
Moderation: Michael Struck-Schloen

Ausschnitte aus Opern des Jubilars in historischen und aktuellen Aufnahmen

ca. 21:15 Uhr Nachrichten