Das epische Musiktheater
Giuseppe Verdi hat die Oper "Don Carlo" in einer französischen fünfaktigen und einer italienischen Version in vier Akten komponiert. Die Oper in der Mailänder Fassung feierte nun im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier Premiere.
Verdi hieß mit Vornamen Bertolt und war der Erfinder des epischen Musiktheaters. Diesen Eindruck vermittelt Stephan Märki in seiner Gelsenkirchener Inszenierung des "Don Carlo". Sie spielt auf einer fast leeren Bühne zwischen grauen Wänden, der Marquis von Posa sieht mit Lederjacke und Mütze wie ein Arbeiter aus, jede Aktion wird ausgestellt und verfremdet.
Wenn beim Autodafé Ketzer verbrannt werden, stehen Menschen in weißen Hemden in der Mitte der Bühne und werden von Kapuzenmönchen mit roter Farbe bespritzt. Alles ist episch, nüchtern, karg. So ein Ansatz kann funktionieren, wenn die Regie genau auf die Charaktere schaut, Beweggründe hinterfragt, die Farbe Grau zum Leuchten bringt. Wie es Frank-Patrick Steckel oft im Schauspiel getan hat. Doch hier versagt der ehemalige Intendant des Staatstheaters Weimar. Märki arrangiert oberflächliche Bilder, lässt die Sänger unablässig auf den Knien herum rutschen, wenn die Emotionen kochen. Konvention ersetzt Inspiration.
Immer wieder nehmen die Sänger die Haltung des Gekreuzigten ein. Leidensmenschen sind sie alle, geknechtet vom allmächtigen Großinquisitor, der blutbesudelt mit Dornenkrone auftritt. Diese Oper bietet alle Möglichkeiten, vom Machtkampf zwischen Kirche und Staat zu erzählen, vom Opfern jeden Gefühls auf dem Altar der Politik, von einer erstickten Freiheitsbewegung. Doch Märki findet keinen Kontakt zum Stück und zum Gelsenkirchener Ensemble.
Rasmus Baumann ist ein rationaler Dirigent. Bei ihm klingt die Neue Philharmonie Westfalen stets klar und durchsichtig, die Strukturen eines Stückes treten klar hervor. Er geht den "Don Carlo" in der kürzeren vieraktigen Mailänder Fassung mit sehr breiten Tempi an, pathetisch und schwerblütig. Italienisches Temperament fehlt ihm völlig, das Durchknallen der Emotionen, Momente der Hingabe sind an diesem Abend nicht vorhanden.
Das erschwert es den Sängern, das Publikum mitzureißen. Selten ist die fiebernde Freundschaftsbeschwörung von Carlo und Posa so kühl aufgenommen worden. Dabei singt zumindest Günter Papendell als Posa auf hohem Niveau, ein wohlklingend-voluminöser Bariton, der allerdings etwas farbenreicher sein könnte. Daniel Magdal hat als Don Carlo einen stets etwas angestrengt verzweifelt klingenden Tenor, der in leiseren Momenten sofort an Präsenz verliert.
Vielschichtiger zeichnen Petra Schmidt als Königin Elisabeth und Carola Guber als Prinzessin Eboli ihre Charaktere. Wobei es Guber mit eher mütterlicher Ausstrahlung schauspielerisch schwer fällt, eine sinnlich verführerische Erscheinung zu behaupten.
Michael Tews fehlt als Großinquisitor manchmal die brachiale Durchschlagskraft, die diese Rolle erfordert. Renatus Mészár entwickelt als König Philipp II. Andeutungen seelischer Zerrissenheit, ohne ganz überzeugen zu können. Alle Sänger scheinen sich auf bewährte Gesten zurückzuziehen, darstellerisch wie musikalisch. So wird es ein mühsamer Abend, der die Möglichkeiten des Stücks nur andeutet.
Wenn beim Autodafé Ketzer verbrannt werden, stehen Menschen in weißen Hemden in der Mitte der Bühne und werden von Kapuzenmönchen mit roter Farbe bespritzt. Alles ist episch, nüchtern, karg. So ein Ansatz kann funktionieren, wenn die Regie genau auf die Charaktere schaut, Beweggründe hinterfragt, die Farbe Grau zum Leuchten bringt. Wie es Frank-Patrick Steckel oft im Schauspiel getan hat. Doch hier versagt der ehemalige Intendant des Staatstheaters Weimar. Märki arrangiert oberflächliche Bilder, lässt die Sänger unablässig auf den Knien herum rutschen, wenn die Emotionen kochen. Konvention ersetzt Inspiration.
Immer wieder nehmen die Sänger die Haltung des Gekreuzigten ein. Leidensmenschen sind sie alle, geknechtet vom allmächtigen Großinquisitor, der blutbesudelt mit Dornenkrone auftritt. Diese Oper bietet alle Möglichkeiten, vom Machtkampf zwischen Kirche und Staat zu erzählen, vom Opfern jeden Gefühls auf dem Altar der Politik, von einer erstickten Freiheitsbewegung. Doch Märki findet keinen Kontakt zum Stück und zum Gelsenkirchener Ensemble.
Rasmus Baumann ist ein rationaler Dirigent. Bei ihm klingt die Neue Philharmonie Westfalen stets klar und durchsichtig, die Strukturen eines Stückes treten klar hervor. Er geht den "Don Carlo" in der kürzeren vieraktigen Mailänder Fassung mit sehr breiten Tempi an, pathetisch und schwerblütig. Italienisches Temperament fehlt ihm völlig, das Durchknallen der Emotionen, Momente der Hingabe sind an diesem Abend nicht vorhanden.
Das erschwert es den Sängern, das Publikum mitzureißen. Selten ist die fiebernde Freundschaftsbeschwörung von Carlo und Posa so kühl aufgenommen worden. Dabei singt zumindest Günter Papendell als Posa auf hohem Niveau, ein wohlklingend-voluminöser Bariton, der allerdings etwas farbenreicher sein könnte. Daniel Magdal hat als Don Carlo einen stets etwas angestrengt verzweifelt klingenden Tenor, der in leiseren Momenten sofort an Präsenz verliert.
Vielschichtiger zeichnen Petra Schmidt als Königin Elisabeth und Carola Guber als Prinzessin Eboli ihre Charaktere. Wobei es Guber mit eher mütterlicher Ausstrahlung schauspielerisch schwer fällt, eine sinnlich verführerische Erscheinung zu behaupten.
Michael Tews fehlt als Großinquisitor manchmal die brachiale Durchschlagskraft, die diese Rolle erfordert. Renatus Mészár entwickelt als König Philipp II. Andeutungen seelischer Zerrissenheit, ohne ganz überzeugen zu können. Alle Sänger scheinen sich auf bewährte Gesten zurückzuziehen, darstellerisch wie musikalisch. So wird es ein mühsamer Abend, der die Möglichkeiten des Stücks nur andeutet.