Das Ende der Beschaulichkeit

Warum zu Hause bleiben, wenn das Interessante doch in so weiter Ferne passiert? Nur eine der Fragen, die das Neonlicht diese Woche stellt. Die anderen: Warum entdecken australische Aborigines den Hip Hop für sich? Warum geht ein estnisches so offen mit seiner KGB-Spitzel-Geschichte um? Was fasziniert einen brasilianischen Sprayer an der Unterwelt von Sao Paolo? Und warum gelten die Mitglieder der Band Chicks on Speed eigentlich nach wie vor als Gradmesser für Coolness? Antworten gibt das Neonlicht natürlich auch.
Das Leben der anderen Esten
Von Michael Frentzen
Das Hotel Viru in der estnischen Hauptstadt Tallinn ist kein normales Hotel. Denn ganz oben im 23. Stock, dort, wo kein Fahrstuhl hinfährt, hörte der sowjetische Geheimdienst KGB systematisch Gäste und Personal ab. Jetzt ist dort ein Museum eingerichtet - keine Selbstverständlichkeit, dass man sich so der Vergangenheit stellt. Eine Führung offenbart, dass bei aller Tragik hier auch komische Dinge passierten.

Hühner im Sauseschritt
Von Maximilian Grosser
Beim Kunstkollektivs "Chicks on Speed" erscheinen ist nie ganz klar, in welche Richtung die Kunstwerke gehen wollen, denn nur eine Disziplin zu verfolgen, war nie ihr Ding. Seit 1997 haben die "Chicks" Partys und Konzerte gegeben, Bücher und Studioalben veröffentlicht, Mode und Musikinstrumente entworfen - eine Gratwanderung zwischen Avantgarde- und Popkultur, die dem elitären Kunstmarkt den Kampf ansagt. In Berlin feiert eine Ausstellung die Hühner auf der Überholspur.

Didgeridoo war gestern
Von Gesine Kühne
Hip Hop hat seit seiner Geburt vor 35 Jahren unglaubliche Kreise gezogen. In so ziemlich jedem Land der Erde gibt es Menschen, die ihre lokale Rap-Variante pflegen. Oft genug spielt dabei eine Rolle, was zumindest der Mainstream-Hip-Hop in den USA schon lange verloren hat: Ein politisches Interesse, eine politische Botschaft. Sogar die australischen Ureinwohner, die Aboriginals, haben den Sprechgesang aus den Straßen New Yorks für sich entdeckt.

Street Art in der Grube
Von Tobias Wenzel
Auch wenn das Sprühen in deutschen Großstädten zu den aufregenderen Kunstformen gehört: An das, was der brasilianische Graffiti-Artist Zezao in seiner Heimatstadt Sao Paolo erlebt, kommen Sprayer hierzulande nicht heran: Regelmäßig steigt er in die Kanalisation der Millionen-Metropole und hinterlässt dort seine Spuren. Auf seinen Streifzügen findet er Pistolen und tote Tiere – und irgendwann, da ist er sich sicher, auch eine Leiche.